„Wozu lassen wir eigentlich Verkehrskonzepte erstellen?“

Reischacher Kreuzung: Grüne sprechen von Fehlentscheidungen

Donnerstag, 11. Mai 2017 | 16:22 Uhr

Bruneck – Die Südausfahrt geht ohne Auffangparkplatz in Betrieb, die Reischacher Kreuzung soll die Autos schnell genug in die Stadt pumpen und die Fußgänger sollen nicht im Weg sein. „Wozu lassen wir eigentlich Verkehrskonzepte erstellen?“, fragt Hanspeter Niederkofler von den Brunecker Grünen.

Die Südausfahrt gehe bald in Betrieb und der gesamte Verkehr von dort lande an der Reischacher Kreuzung. Damit entstehe eine Situation, die allen Verkehrskonzepten widerspricht, die in Bruneck in den  letzten Jahrzehnten vorgelegt wurden. „Immer wurde betont, dass gleichzeitig mit der Ausfahrt ein Auffangparkplatz südlich der Reischacher Kreuzung entstehen muss und dass der Verkehr nicht auf den Graben geleitet werden soll. Für die Tiefgarage am Rathausplatz war deshalb ursprünglich gar keine Einfahrt am Graben genehmigt worden. Jetzt soll die Einfahrt dort auch noch Zuwachs bekommen. Zwischen Graben und Rathausplatz soll weiter dichter Verkehr herrschen und der Rückweg von der Rathausgarage zur Südausfahrt geht über die Pacherstraße oder den Kapuzinerplatz“, so die Grünen.

Diese Situation sei das Ergebnis einer Fehlentscheidung, die mittlerweile fünf Jahre zurück liegt und die auch die neue Stadtregierung nie in Frage gestellt hat: die Tiefgarage in der Schlosswiese. Man habe es vorgezogen, vier Jahre mit einem phantomatischen Urbanistikdeal zu vertun, bis man endlich zugegeben habe, dass er nicht geht, erklären die Brunecker Grünen. Sie erinnern daran, dass der ausschlaggebende Grund dafür, dass man sich 2012 für die Schlosswiese als Standort entschieden habe, genau dieser Deal gewesen sei, den sei von Anfang an als nicht realistisch angesehen haben. „Mit dem Deal fällt damit auch die Standortwahl“, betont Niederkofler.

Die Schlosswiese sei laut den Grünen für einen zentralen Auffangparkplatz nicht geeignet, weil die Distanz zum Stadtzentrum zu groß sei. Der Parkplatzbedarf im Bereich der Pfarrkirche halte sich hingegen in Grenzen und rechtfertige kein so großes Projekt. „Hätte man im Übrigen für die Musikschule einen Neubau an geeigneter Stelle gewählt, hätte man diesem Gebiet einige Probleme erspart. Ein geeigneter Ort für einen Auffangparkplatz ist und bleibt hingegen die Schlosskurve. Dort kann auch schrittweise ausgebaut werden. Es ist schlicht nicht nachvollziehbar, warum die Gemeindeverwaltung eine Lösung, die dermaßen auf der Hand liegt und z. B. schon 1993 im Verkehrskonzept eingezeichnet war, partout nicht haben will“, erklären die Grünen.

Was die Reischacher Kreuzung betrifft, scheine dort laut Gemeindeverwaltung das Hauptproblem darin zu bestehen, dass die Fußgänger den „Verkehrsfluss“ aufhalten. „Da fühlt man sich in der Diskussion um Jahrzehnte zurückversetzt. Verkehrspolitik besteht nicht darin, Autoverkehr zu generieren und abzuwickeln, sondern auf das Mobilitätsverhalten einzuwirken. Manche scheinen aber nach wie vor einen möglichst großen Blechsalat am Graben als Zeichen einer ‚lebendigen‘ Stadt zu sehen. Leben in der Stadt entsteht durch Menschen, die sich bewegen, sich begegnen und aktiv sind, nicht durch Blechkisten, die überall im Weg sind. Diese Erkenntnis sollte seit den 70-er Jahren doch so langsam durchgesickert sein“, ärgert sich Niederkofler.

Eine Ampelregelung, die besser auf die geänderte Verkehrssituation abstimmbar ist, sei sicherlich nützlich. Man vergesse dabei aber nicht, dass auch Menschen, die sich zu Fuß und mit dem Rad bewegen, ihre Zeit nicht gestohlen haben. Man hindere Fußgänger nicht durch Barrieren daran, ihre natürlichen Wege zu gehen, etwa am Tschurtschenthalerpark. „An einen Kreisverkehr ist hingegen nicht zu denken, das wäre eine Verunstaltung des Stadtzentrums, eine Platzverschwendung und eine Zumutung für alle, die sich mit eigener Muskelkraft bewegen. Stattdessen wäre die Gelegenheit günstig, an der Reischacher Kreuzung endlich die scheußliche Autobahnbeschilderung  zu beseitigen“, so die Grünen.

„Mit der Südausfahrt wird die Reischacher Kreuzung zu einer normalen städtischen Straßenkreuzung, und entsprechend soll sie auch gehandhabt werden. Wir werden Gelegenheit haben, die Verkehrsentwicklung zu beobachten. Ein nennenswerter Teil des Verkehrs von und nach Reischach wird wegfallen, Verkehr von der Südumfahrung Richtung Stadt wird dazu kommen –  wie viel, wird man sehen. Aber das Ziel kann nicht sein, Graben und Pacherstraße mit Verkehr vollzupumpen. Wir hätten sonst 30 Jahre umsonst an Verkehrskonzepten herumgebastelt“, ist Niederkofler überzeugt.

Von: mk

Bezirk: Pustertal