Von: APA/dpa/Reuters
Die Drohnenangriffe der russischen Streitkräfte haben nach ukrainischen Angaben nachgelassen. In der Nacht auf Dienstag seien 60 Drohnen auf Ziele in der Ukraine gestartet worden, teilt die ukrainische Luftwaffe mit. Dies weise auf einen deutlichen Rückgang der Intensität der Angriffe hin – nach drei Nächten in Folge mit den massivsten Luftangriffen seit Kriegsbeginn.
So feuerten die russischen Streitkräfte am Sonntagabend 355 Drohnen ab. Beim jüngsten russischen Beschuss wurden der ukrainischen Luftwaffe zufolge zehn Menschen verletzt, darunter ein 17-Jähriger. Ziel waren demnach unter anderem Dnipro im Osten, Cherson im Süden und Sumy im Norden.
Die russischen Truppen haben nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau eine weitere Ortschaft im Osten der Ukraine unter ihre Kontrolle gebracht. Das Dorf Stara Mykolaiwka in der Region Donezk sei eingenommen worden. Russland soll zudem nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau in der Nacht auf Dienstag 99 ukrainische Drohnen abgefangen. Allein 56 Drohnen seien über der Oblast Belgorod zerstört worden. Belgorod grenzt an die Ukraine, die dort immer wieder Ziele angegriffen hat. Unabhängig überprüfen lassen sich solche Angaben zum Kampfgeschehen nicht.
Selenskyj wirft Russland neue Offensive vor
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland die Planung einer neuen Offensive vorgeworfen. “Es gibt viele Anzeichen dafür, dass sie neue Angriffsoperationen vorbereiten”, betonte Selenskyj am Montagabend. Nach der Rekordzahl an russischen Drohnenattacken auf die Ukraine gab es in der Nacht auf Dienstag wieder Luftalarm im Osten und Süden des Landes.
Die ukrainische Luftwaffe warnte auf Telegram vor Angriffen etwa in den Regionen Sumy, Charkiw, Dnipropetrowsk, Mykolajiw und über dem Schwarzen Meer in Richtung der Hafenstadt Odessa. Demnach sollen dabei unter anderem Drohnen des Typs Shahed im Einsatz gewesen sein. Ukrainische Medien berichteten von Explosionen in Sumy, das in der Nähe der Grenze zu Russland liegt. Am Wochenende und in der Nacht auf Montag hatte Russland die Ukraine massiv mit Drohnen und Marschflugkörpern attackiert. Es wurde nach Kiewer Angaben ein Höchststand an Angriffen seit Beginn des Krieges verzeichnet.
Gouverneur von Sumy: Vorstoßversuche zur Errichtung von “Pufferzone”
“Der Feind setzt seine Vorstoßversuche fort, um eine sogenannte Pufferzone einzurichten”, teilte der Gouverneur von Sumy, Oleh Grigorow, auf Facebook mit. Die ukrainischen Streitkräfte hätten die Situation mit gezieltem Beschuss unter Kontrolle. Rund um andere Dörfer der Region liefen die Kämpfe weiter. Laut russischen Berichten hatten die russischen Streitkräfte in den vergangenen Tagen mehrere Dörfer in der Region Sumy eingenommen.
Es gebe keine Anzeichen dafür, dass Kremlchef Wladimir Putin sich auf eine Beendigung des Kriegs vorbereiteten und ernsthaft eine diplomatische Lösung in Betracht zögen, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache.”Es gibt viele Anzeichen dafür, dass sie neue Angriffsoperationen vorbereiten”, betonte er. Seinen Angaben nach zeigt die russische Führung damit ihre Verachtung für alle diejenigen, die sich um einen Frieden bemühten. Diese Aussage dürfte sich auf US-Präsident Donald Trump beziehen, der sich seit seinem Amtsantritt im Jänner als Vermittler für eine Friedenslösung präsentierte. Er setzte sich auch klar vom Unterstützerkurs seines Vorgängers Joe Biden für die Ukraine ab.
Selenskyj: Mehr als 900 russische Drohnen
Der ukrainische Staatschef nannte die Großangriffe der russischen Streitkräfte auf Städte in seinem Land mit ballistischen Raketen, Marschflugkörpern und mehr als 900 Drohnen in den vergangenen drei Tagen aus militärischer Sicht sinnlos. Sie dienten lediglich der Zerstörung. In dem Zusammenhang forderte Selenskyj einmal mehr den Druck auf Moskau durch weitere Sanktionen zu erhöhen.
Die Angriffe der letzten Tage hatte zuletzt auch Trump kritisiert. Er warf Putin vor, verrückt geworden zu sein, und drohte mit Sanktionen.
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