"Es ist erfreulich zu sehen, dass die Politik in Brüssel die Erkenntnisse unserer Studien ernst nimmt"

Südtiroler Spielplatzstudie wird bei der EU diskutiert

Mittwoch, 07. Juli 2021 | 21:31 Uhr

Von: ka

Brüssel – Am 30. Juni fand im Europäischen Parlament ein Webinar zum Thema Pestizidkontaminierung von Nicht-Zielflächen / Sensiblen Zonen (zum Beispiel Spielplätze, Schulhöfe, …) statt. Die Veranstaltung “No to pesticides in our playgrounds, schools and public areas” wurde von der österreichischen Europa-Abgeordnete Sarah Wiener (European Greens), Jyte Gutteland (Schweden – Fraktion S&D) und Martin Hujcek (Slowakei – Fraktion Renew Europe) organisiert.

Bei der Veranstaltung wurde die in Südtirol durchgeführte Spielplatzstudie “Year-round pesticide contamination of public sites near intensively managed agricultural areas in South Tyrol” (Journal Environmental Sciences Europe – publiziert in Jänner 2021) den anwesenden Vertreter*innen des Europäischen Parlaments und der Europäischen Kommission präsentiert. Bei der Studie fand das internationale Forschungsteam heraus, dass Spielplätze in Südtirol eine ganzjährige Belastung mit Pestiziden aufweisen. Vor allem im Frühling und Sommer ist die Belastung am höchsten (zirka 80% der untersuchten Spielplätze), aber auch im Winter findet man Pestizidrückstände. Besonders alarmierend ist die Anwesenheit von hormonell wirksamen Chemikalien, von denen bereits sehr geringe Mengen zu negativen Folgen für die Gesundheit führen kann.

PAN-Europe

Dazu Sarah Wiener: ” Ich bin empört über die Tatsache, dass trotz bestehender EU-Gesetzgebung (“EU Richtlinie 2009/128 – Aktionsrahmen der Gemeinschaft für die nachhaltige Verwendung von Pestiziden”) in Gebieten mit intensiven Landwirtschaft nach wie vor ein großes Gesundheitsrisiko besteht – vor allem für die vulnerablen Bevölkerungsgruppen wie Kinder und schwangere Frauen. Es besteht ein sofortiger Handlungsbedarf”

Eleonora Evi (European Greens) kommentiert: “Durch den Einsatz dieser extrem gefährlichen Stoffe gefährden wir die Gesundheit der Bürger*innen – insbesondere die der Kinder. Der Einsatz von Pestiziden muss sofort reduziert und spätestens bis 2035 vollständig eliminiert werden.“

Die EU Kommission hat auf unsere Anfrage hin bestätigt, die Erkenntnisse dieser Studie bei der Revision der EU Richtlinie 2009/128 zu berücksichtigen.

Koen Hertoge – PAN-Europe Vorstandsmitglied und Projektleiter der Studie: “Es ist erfreulich zu sehen, dass die Politik in Brüssel die Erkenntnisse unserer Studien ernst nimmt. Es ist wichtig, dass die Revision der EU-Richtlinie zu mehr Schutz der Gesundheit führt, gerade in Gebieten wo die landwirtschaftlichen Anbaugebiete eng mit den Wohngebieten verzahnt sind. Wir legen der EU Kommission nahe, Worten Taten folgen zu lassen und auch die Errichtung von Pufferzonen anzudenken”.

Link zu der Studie:

Year-round pesticide contamination of public sites near intensively managed agricultural areas in South Tyrol – Environmental Sciences Europe, 2021

https://doi.org/10.1186/s12302-020-00446-y

Bezirk: Bozen