Israels Angriffe gehen während der Verhandlungen weiter

Wieder viele Tote bei Angriffen Israels im Gazastreifen

Donnerstag, 10. Juli 2025 | 21:03 Uhr

Von: APA/dpa/Reuters

Ungeachtet laufender Verhandlungen über eine Feuerpause im Gazastreifen hat es bei israelischen Angriffen im Gazastreifen palästinensischen Angaben zufolge erneut viele Tote gegeben. Seit den Morgenstunden seien am Donnerstag mindestens 55 Menschen in dem abgeriegelten Küstengebiet ums Leben gekommen, hieß es aus medizinischen Kreisen im Gazastreifen. Bei einem Luftangriff seien in der Nähe eines Gesundheitszentrums 16 Menschen getötet worden, darunter zehn Kinder.

Klinik getroffen

Laut Klinik wurden bei dem Angriff in der zentral gelegenen Stadt Deir al-Balah Menschen getroffen, die auf Nahrungsergänzungsmittel warteten. Das UNO-Kinderhilfswerk UNICEF sprach von Nahrungsmittelhilfe für Kinder, die von einer Partnerorganisation bereitgestellt worden sei. UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell äußerte sich entsetzt über die Berichte. “Die Tötung von Familien, die versuchen, lebensrettende Hilfe zu erhalten, ist unverantwortlich.” UNICEF fordere Israel zu einer unabhängigen Untersuchung des Vorfalls auf. Laut UNICEF soll eine wartende Mutter schwer verletzt, ihr einjähriger Sohn durch die Explosion in Deir al-Balah getötet worden sein.

Israel: Dutzende Terroristen getötet

Das israelische Militär erklärte am Donnerstag, es habe mit dem Raketenangriff in Deir al-Balah einen militanten Extremisten ins Visier genommen, der an dem von der palästinensischen Terrororganisation Hamas geleiteten Angriff am 7. Oktober 2023 beteiligt gewesen sei. Das Massaker in Israel war Auslöser des Krieges, der seitdem im Gazastreifen tobt.

Der Armee seien Berichte über Verletzte in dem Gebiet bekannt, hieß es in einer Stellungnahme. “Der Vorfall wird derzeit untersucht.” Das israelische Militär bedauere “jegliches Leid, das unbeteiligten Personen zugefügt wird, und bemüht sich, das Leid so gering wie möglich zu halten.”

Weitere tödliche Angriffe gab es laut der palästinischen Nachrichtenagentur WAFA unter anderem in Khan Younis im Süden sowie in der Stadt Gaza im Norden. Israels Armee berichtete unterdessen von intensiven Truppeneinsätzen im Bereich von Chan Junis. Dabei sei ein 500 Meter langer unterirdischer Tunnel entdeckt und zerstört worden. In der vergangenen Woche seien zudem “Dutzende Terroristen” getötet sowie “terroristische Infrastruktur” zerstört worden, hieß es. Auch diese Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Verhandlungen in Doha

Unterhändler Israels und der Hamas verhandeln derzeit mit Hilfe von Vermittlern in Katar über einen Vorschlag, der eine 60-tägige Waffenruhe und die Freilassung der noch verbliebenen Geiseln im Gazastreifen vorsieht. US-Außenminister Marco Rubio äußerte sich am Rande des ASEAN-Gipfels in Malaysia vorsichtig hoffnungsvoll zu den Aussichten auf eine Einigung. “Ich denke, wir sind näher dran, und vielleicht sind wir näher dran als seit einer ganzen Weile”, sagte er. Am Mittwoch hatte jedoch ein hochrangiger Vertreter Israels gesagt, eine Einigung sei wahrscheinlich erst in ein oder zwei Wochen zu erwarten.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu nannte am letzten Tag seiner US-Reise erneut Israels Bedingungen für einen dauerhaften Waffenstillstand im Gaza-Krieg. Die Hamas müsse ihre Waffen niederlegen, der Gazastreifen entmilitarisiert werden und die Hamas dürfe nicht länger staatliche oder militärische Fähigkeiten haben, sagte Netanyahu in einer Videoansprache. Zu Beginn einer 60-tägigen Waffenruhe, über die derzeit in Katar verhandelt wird, sollen Gespräche aufgenommen werden, um den Krieg dauerhaft zu beenden, wie Netanyahu über die Pläne sagte.

Der israelische Regierungschef drohte zugleich: Sollten die genannten Forderungen nicht durch Verhandlungen innerhalb der 60 Tage einer möglichen Waffenruhe erreicht werden, werde Israel diese mit Waffengewalt durchsetzen.

Die israelische Regierung hatte diese Bedingungen bereits in der Vergangenheit verkündet. Die Hamas sagte dazu, die Islamistenorganisation sei bereit, ihre Herrschaft im Gazastreifen aufzugeben. Sie lehnt es aber ab, ihre Waffen niederzulegen. Außerdem nennt sie die Präsenz Israels im Gazastreifen als inakzeptabel.

Kommentare

Aktuell sind 0 Kommentare vorhanden

Kommentare anzeigen