Von: mk
Bozen – Das Coronavirus fordert von Politik einen schwierigen Drahtseilakt: Einerseits gilt es, die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen, andererseits sollte die Wirtschaft so wenig wie möglich Schaden nehmen. Ein Schlagabtausch innerhalb der Landesregierung hat gezeigt, dass es auch innerhalb der Landesregierung unterschiedliche Ansichten gibt. Landesrat Daniel Alfreider ist für eine rasche Wiederaufnahme des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens, wie er im Interview mit Südtirol News erklärt.
Südtirol News: Landeshauptmann Arno Kompatscher hat Kritik an einigen Landesräten geübt. Wie bewerten Sie diese Kritik?
Daniel Alfreider: Im Moment ist sicher nicht der richtige Augenblick, sich mit solchen Dingen zu beschäftigen. Persönlich ist für mich eines ganz wesentlich: Es kann nicht sein, dass wir diesseits und jenseits des Alpenhauptkammes unterschiedliche Situationen vorfinden, obwohl es sich um dieselbe Pandemie handelt. Es braucht einheitliche Protokolle auf europäischer und auf nationale Ebene. Es braucht vor allem einen Richtungswechsel vonseiten des Staates. Bei allem Respekt vor dem gesundheitlichen Risiko muss es möglich auch sein, wirtschaftliche und gesellschaftliche Tätigkeiten zu erlauben. Die Menschen brauchen Arbeit und ein soziales Leben.
Was kann da die Landesregierung tun?
Was den Tourismus betrifft, ist die Situation in ganz Italien angespannt. Es sollte nun darum gehen, gemeinsam mit anderen Regionen zu sensibilisieren: Man kann nicht die gesamte wirtschaftliche Situation aufs Spiel setzen. Wichtig ist für uns vor allem ein klares Datum, ab wann wir wieder starten können, damit eine Planung möglich ist. Nun geht es darum, an einem Strang zu ziehen und gemeinsam in diese Richtung arbeiten.
Gibt es ausreichend Zusammenhalt in der Landesregierung?
Schauen Sie, es ist ganz normal, dass es in so einer Situation zu Diskussionen kommt. Unterschiedliche Auffassungen wird es immer geben. Das ist auch in einer Familie so. Wichtig ist, dass wir uns letztendlich auf die Sachen, die zählen, einigen. Wir brauchen einen klaren Weg und den Zusammenhalt. Das ist ein Appell an uns alle.
Sie sind auch ladinischer Schullandesrat. Stimmt es, dass Sie dafür waren, dass der Fernunterricht in den Oberschulen früher endet?
Ich war stets dagegen, dass der Fernunterricht überhaupt eingeführt wird. Allerdings wurde uns die Schließung aufgezwungen. Wie haben stets sämtliche Sicherheitsvorkehrungen, wie etwa die soziale Distanzierung eingehalten. In den ladinischen Tälern haben wir außerdem viele kleine Schulen mit nicht mehr als 200 Schülern. Auch viele Oberschulen sind nicht sonderlich groß. Der Unterricht in Präsenz sollte deshalb so schnell wie möglich wieder starten.