Die Lehren aus dem Fall Novak Djokovic – ein Kommentar

Vorbild sein und Regeln respektieren

Donnerstag, 20. Januar 2022 | 05:58 Uhr

Bozen/Melbourne – Tagelang hielt die Gerichtsposse um die Teilnahme von Tennisstar Novak Djokovic, der mit einer medizinischen Ausnahmegenehmigung ungeimpft an den Australian Open teilnehmen wollte, nicht nur die Sportwelt in Atem. Weil Djokovic nicht ausreichend Belege für die Sondererlaubnis vorlegen konnte, wurde sein Visum schlussendlich annulliert.

Während des gerichtlichen Streits um seine Teilnahme am Turnier verfing sich der Star in immer größere Widersprüche. Noch am Tag der angeblich durch einen positiven Test bestätigten Erkrankung habe Djokovic in seiner Heimat öffentliche Termine wahrgenommen. Daher wundert es nicht, dass sich die Australier auf den Arm genommen fühlten und den ungeimpften Star, der glaubte, über den Regeln zu stehen, auf die Heimreise schickten.

APA/APA/AFP/ANNE-CHRISTINE POUJOULAT

Australiens Regierung verstand, dass Regeln nur dann Regeln sind, wenn sie vom Bauer bis zum König für alle gelten. Eine Rechtskultur, die auf dem südlichsten Kontinent tief verankert ist. Von der Entscheidung, den gegenwärtig besten Tennisspieler bei einem der wichtigsten Turniere nicht antreten zu lassen, geht eine weltweite Signalwirkung aus. Wie die Kettenwirkung in Paris und London zeigt, sind immer weniger Länder dazu bereit, Schlaumeiereien in Form dubioser Ausnahmen zu dulden und Impfgegnern mit platten Ausreden freien Zutritt zu gewähren.

Daran kann sich auch Südtirol ein Beispiel nehmen. Gerade im Land, das leider sehr viele Impfgegner und Coronaleugner zählt, ist es bitter nötig, die geltenden Regeln, zu denen demnächst auch die Impfpflicht für Über-50-Jährige gehören wird, von oben bis unten und vom Tal bis zum Berg ohne Rücksicht auf Rang und Herkunft eines Menschen durchzusetzen. Es könnte nie tragbar sein, sportbegeisterten Jugendlichen die 2G-Regel vorzuschreiben und Spitzensportlern, die im Rampenlicht stehen und eigentlich Vorbild sein müssten, zu Ausnahmen zu verhelfen.

Auch in Südtirol ist es an der Zeit, von Novak Djokovic bis hinunter zu Sepp und Hias, die glauben, dass für sie keine Regeln gelten, hart durchzugreifen.

Von: ka

Bezirk: Bozen