Tag der Artenvielfalt: Wiederansiedelung von einheimischen Krebsen

300 Dohlenkrebse für die Lazag

Montag, 22. Mai 2017 | 13:55 Uhr

Artenvielfalt: 300 Dohlenkrebse für die Lazag

Meran – Heute (22. Mai) wird der internationale Tag der Artenvielfalt gefeiert: Vor 25 Jahren haben die Vereinten Nationen in Rio de Janeiro ein internationales Übereinkommen zum Schutz der biologischen Vielfalt unterzeichnet. Die Gemeinde Meran beteiligt sich in den kommenden drei Jahren mit einem ganz besonderen Projekt am Artenreichtum: In der Lazag wird ein heimischer und vom Aussterben bedrohter Krebs wieder angesiedelt. BürgerInnen können am Projekt mitmachen. Die Krebse werden am 31. Mai in ihren neuen Lebensraum entlassen. Interessierte können am Besatz teilnehmen. Treffpunkt ist 18.00 Uhr in der Lazag beim Fischerteich.

Schätzungen der Internationalen Union zur Bewahrung der Natur und natürlicher Ressourcen (IUCN) zufolge sterben Arten heute 10ʼ000 Mal schneller aus als von der Natur vorgesehen. In Europa beispielweise ist jede vierte Säugetierart und jede achte Vogelart vom Aussterben bedroht. In den Alpen drohen 45 Prozent der Pflanzenarten bis 2100 auszusterben. „Um diesem Verlust an Artenvielfalt entgegen zu wirken, sind unter anderem Initiativen zur Sensibilisierung und zur Sicherung des Fortbestands besonders bedrohter Arten notwendig“, so Madeleine Rohrer, Stadträtin für Umwelt.

Dohlenkrebs: Vom Aussterben bedroht

Die Gemeinde Meran unterstützt daher in den kommenden drei Jahren die Initiative des gemeinnützigen Fischereivereins Passerfischer | Stodtboch in den Nebengewässern der Lazag autochthone (heimische) Dohlenkrebse anzusiedeln. Der Dohlenkrebs (Austropotamobius pallipes) ist die einzige heimische Flusskrebsart und war früher weit verbreitet. Heute ist das Tiert stark gefährdet. Der Krebs findet sich in der IUCN Red List als „endangered“, in der EU-Richtlinie 92/43 EWG im Anhang II der Tiere von gemeinschaftlichem Interesse, in der Roten Liste Südtirols, und als ganzjährig streng geschützte Art im Südtiroler Fischereigesetz. Gewässerverbauung, Verrohrungen insbesondere von Kleingewässern, Verschmutzung mit chemischen Stoffen – der Krebs ist mit den Insekten sehr nahe verwandt und daher besonders durch Insektizide aus der Landwirtschaft betroffen – und nicht zuletzt dem gedankenlosen Aussetzen von Aquarientieren und damit zusammenhängend der Einschleppung von potentiellen Krebspest-Überträgern trugen dazu bei, dass heute nur noch eine Handvoll Bestände in Südtirol anzutreffen sind.

Lazag als neuer Lebensraum

„Das Projekt sieht vor, dass rund 300 Tieren verschiedener Größen in den wasserführenden Gräben in der Naherholungszone Lazag ausgesetzt werden. So soll sich dort ein selbst erhaltender, solider Dohlenkrebsbestand bilden“, so Thomas Gutweniger, Präsident des Vereins. Die Tiere stammen aus dem Ultental, wo der passionierte Züchter Hubert Egger eine Population retten konnte und inzwischen Tiere für Wiederansiedlungsprojekte zur Verfügung stellen kann. Neben dem Besatz gibt es auch ein dreijähriges Erfolgsmonitoring, um eine Anpassung der Tiere an den neuen Lebensraum sowie die Ausbildung einer stabilen Population durch natürliche und erfolgreiche Reproduktion nachweisen zu können. Das Projekt wurde von der zuständigen Behörde, dem Amt für Jagd und Fischerei der Provinz Bozen genehmigt. “Ohne Genehmigung dürfen übrigens keine Tiere in der freien Natur ausgesetzt werden, denn sie stören das ökologische Gleichgewicht”, so Rohrer. So fressen Schildkröten zum Beispiel in Kürze Teiche leer und machen heimischen Tier- und Pflanzenarten das Nahrungsangebot und den Lebensraum streitig. Durch fremde Arten werden oftmals auch Krankheiten eingeschleppt, wie etwa die Krebspest, eine auch für den Dohlenkrebs tödliche Pilzkrankheit.

Patenschaften gesucht

Die Kosten des Projekts belaufen sich für drei Jahre auf 3.660 Euro. Damit werden ausschließlich die Kosten für die Tiere und das Monitoring gedeckt. Alle anderen Tätigkeiten sind ehrenamtlich. Das Amt für Umwelt übernimmt für das Jahr 2016 die Kosten von 1.200 Euro. Zur Unterstützung der Wiederansiedlung kann jede/r Interessierte eine symbolische Patenschaft für einen Krebs übernehmen. Durch einen einmaligen Beitrag von mindestens zehn Euro werden Patin und Pate laufend über das Projekt informiert und zu einer jährlichen abendlichen Begehung in den drei Jahren eingeladen. Der Beitrag ist auf folgende Bankverbindung zu überweisen: IT 78 R 08133 58592 000030117274. Die Bestätigung über die erfolgte Zahlung ist mit Kontaktdaten an folgende Adresse zu schicken: stodtboch.fischer@gm ail.com.

Als UnterstützerInnen des Projekts hat sich bereits die Meraner Delegation des Jugendparlaments zur Alpenkonvention YPAC angemeldet. In den diesjährigen Beschlüssen für eine nachhaltige Entwicklung der Alpen haben die Jugendlichen nämlich unter anderem die Aufwertung ökologisch wertvoller Räume in den Städten gefordert.

Von: pf

Bezirk: Burggrafenamt