Von: luk
Bozen – Ein Klassiker trifft auf ein verkanntes Genie: Mit Musik von Wolfgang Amadeus Mozart und Hans Rott eröffnet das Haydn Orchester unter der Leitung von Arvo Volmer die neue Saison im Konzerthaus Bozen.
Am 16. Oktober 2018 um 20 Uhr eröffnet das Haydn Orchester unter der Leitung seines Chefdirigenten Arvo Volmer die Saison 2018/19 im Konzerthaus Bozen. Die Musikerinnen und Musiker spielen an diesem Abend mit der Ouvertüre aus der „Zauberflöte“ und dem Konzert für Violine und Orchester Nr. 5 (KV 219) zwei „Klassikstandards“ von Wolfgang Amadeus Mozart. Solistin ist an diesem Abend die französische Geigerin Alexandra Soumm. Nach der Pause folgt dann die legendäre Sinfonie in E-Dur von Hans Rott und damit präsentiert das Haydn Orchester eine musikalische Rarität. Rott wird 1858 in Wien geboren und studiert von 1874 bis 1878 Klavier und Komposition am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in seiner Heimatstadt. Im Juli 1878 legt der Lieblingsschüler von Anton Bruckner bei der Abschlussprüfung den ersten Satz seiner E-Dur-Symphonie vor – und fällt mit dieser Musik, die sich an vielen Stellen an Richard Wagner orientiert, durch. „Lachen Sie nicht, meine Herren, von dem Manne werden Sie noch Großes hören!“, soll Bruckner danach gesagt haben.
Dazu kommt es allerdings nicht: Im Februar 1881 wird Hans Rott von der Psychiatrischen Klinik des Allgemeinen Krankenhauses in Wien in die Niederösterreichische Landes-Irren-Anstalt überstellt und stirbt dort am 25. Juni 1884 an Tuberkolose. „Was die Musik an ihm verloren hat, ist gar nicht zu ermessen; zu solchem Fluge erhebt sich sein Genius schon in dieser Ersten Symphonie, die er als zwanzigjähriger Jüngling schrieb und die ihn – es ist nicht zu viel gesagt – zum Begründer der neuen Symphonie macht, wie ich sie verstehe. Allerdings ist das, was er wollte, noch nicht ganz erreicht. Es ist, wie wenn einer zu weitestem Wurfe ausholt und, noch ungeschickt, nicht völlig ans Ziel hintrifft“, stellte Gustav Mahler – Hans Rotts Mitschüler in der Kompositionsklasse am Wiener Konservatorium – später bewundernd fest.
Es war vor allem diese Aussage, die den englischen Musikwissenschaftler Paul Banks für den Tonsetzer Hans Rott interessierte. Dessen Recherchearbeit führte im März 1989 in Cincinnati (USA) zur Uraufführung der in der Österreichischen Nationalbibliothek verwahrten Partitur. Der Sensationsfund verblüffte die internationale Musikwelt – und „rehabilitierte“ diesen hoch talentierten Komponisten aus dem späten 19. Jahrhundert.
Alexandra Soumm ist eine vielseitige Künstlerin, die im Konzert-Repertoire ebenso zu Hause ist wie in der Kammermusik. In den vergangenen Jahren hat sie mit Orchestern wie etwa dem Züricher Kammerorchester, dem Danish National Symphony Orchestra, dem Helinski Philharmonic Orchestra, dem Israel Philharmonic Orchestra, dem NHK Symphony Orchestra, und dem Tokyo Symphony Orchestra zusammengearbeitet. Alexandra Soumm wurde 1989 in Moskau geboren. Im Alter von fünf Jahren erhielt sie von ihrem Vater ihren ersten Geigenunterricht und gab zwei Jahre später ihr erstes Konzert. Sie studierte an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien und gewann 2004 den Eurovision-Wettbewerb. Heute lebt die Musikerin in Paris. 2012 gründete sie mit zwei Freunden den Verein Esperanz’Arts, der Konzerte in Schulen, Krankenhäusern, Justizvollzugsanstalten und Obdachlosenheimen organisiert. 2013 wurde sie zur Schirmherrin des Projekts El Sistema France ernannt, das sich am gleichnamigen Ausbildungsmodell für Kinder und Jugendliche aus Venezuela orientiert.