Bozen trat Lawine los

Erster Weihnachtsmarkt in Italien: Ein Südtiroler Original

Mittwoch, 24. Dezember 2025 | 09:03 Uhr

Von: idr

Bozen – Heute gehören Christkindl- beziehungsweise Weihnachtsmärkte in Italien so selbstverständlich zur Adventszeit wie Panettone und Lichterketten. Dass dieser Boom seinen Ursprung ausgerechnet in Südtirol hat, ist vielen nicht bewusst. Der erste offizielle Markt dieser Art 9Italiens öffnete 1991 in Bozen – und wurde zum Ausgangspunkt einer Entwicklung, die Städte von Turin bis Bari erfasste.

Die Idee war damals alles andere als naheliegend: Anfang der 1990er-Jahre befand sich der Wintertourismus in Südtirol im Umbruch. Die klassische Nebensaison zwischen Herbst und Skibeginn galt als wirtschaftlich schwach, die Innenstädte waren im Advent wenig belebt. Inspiriert von Märkten in Deutschland und Österreich entstand in Bozen erstmals das Konzept eines urbanen Weihnachtsmarktes nach mitteleuropäischem Vorbild – mit Holzständen, Handwerk, Glühwein und regionaler Küche.

Der erste Christkindlmarkt am Waltherplatz war überschaubar, aber bewusst klar positioniert: kein Jahrmarkt, keine Kirmes, sondern ein Angebot, das Tradition, Atmosphäre und Stadtbild verbinden sollte. Der Erfolg stellte sich schneller ein als erwartet: Bereits in den ersten Jahren strömten Besucher aus dem In- und Ausland nach Bozen, Hotels meldeten höhere Auslastungen, Gastronomie und Handel profitierten spürbar.

Weitere Städte folgen Bozner Original

In der Folge zog das Modell Kreise: Meran, Brixen, Bruneck und Sterzing folgten, wenig später griffen auch andere Regionen Italiens die Idee auf. Was in Südtirol als saisonales Stadtentwicklungsprojekt begann, entwickelte sich zu einem landesweiten Winterphänomen. Heute zählen Weihnachtsmärkte in Norditalien zu den wichtigsten touristischen Angeboten der Vorweihnachtszeit.

Mit dem Erfolg kamen jedoch auch Diskussionen: Kritiker bemängeln die zunehmende Kommerzialisierung, standardisierte Angebote und den Verlust lokaler Besonderheiten. Tatsächlich hat sich der Charakter vieler Märkte verändert: Wo früher Handwerk und regionale Produkte dominierten, finden sich heute oft ähnliche Stände wie überall in Europa.

Dennoch bleibt festzuhalten: Ohne Bozen gäbe es diese Form der Weihnachtsmärkte in Italien vermutlich nicht. Der Markt von 1991 war kein folkloristisches Detail, sondern ein strategischer Impuls – einer, der Südtirols Rolle als kulturelle Brücke zwischen Nord und Süd bis heute sichtbar macht.

Bezirk: Bozen

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