Von: mk
Meran – Die offizielle Feier fand gestern Abend im Meraner Pavillon des Fleurs statt. “Wir sind froh und stolz, einen so herausragenden Musiker wie ihn als Mitbürger zu haben”, so Bürgermeister Rösch. Als erster Laudator fungierte Ewald Kontschieder. Giuseppe Segala war gestern Abend leider verhindert. Seine Lobrede wurde von Greta Marcolongo vorgelesen. Musikalisch umrahmt wurde die Feier von fünf renommierten Jazzmusikern aus der Region: Stefano Raffaelli, Enrico Tommasini, Stefano Colpi und Fiorenzo Zeni.
“Wenn wir heute Maestro Franco D’Andrea ehren, dann nicht nur als würdigen Vertreter Merans auf den Musikbühnen dieser Welt, sondern vor allem auch für seinen Einsatz für die Meraner Jazzszene und seine intensive Arbeit mit der Jugend”, sagte Bürgermeister Paul Rösch. “Diese Arbeit ist Beispiel und Vorbild; und sie steht zugleich auch stellvertretend für die vielen kulturellen Initiativen und Vereine, die unsere Stadt über beide Sprachgruppen hinweg zu dem machen, was sie als Kulturstadt ausmacht. Damit Meran nicht nur als Stadt gilt, in der große Künstlerinnen und herausragende Musiker gerne zu Gast waren und sind, sondern bisweilen auch selbst jemanden hervorbringt, auf den wir stolz sein können: jemanden wie Franco D’Andrea”, so Rösch.
“D’Andrea genießt in der Jazzszene hohe Wertschätzung. In Italien ist er eine Leitfigur des Jazz, hat zwei Generationen von jungen Jazzmusikern beeinflusst und inspiriert. Ich hatte die Ehre und das Vergnügen, Franco D‘Andrea fünfzehn Jahre lang aus nächster Nähe zu erleben, gemeinsam mit ihm die Meraner Jazzakademie aufzubauen und zu leiten. Er stellte sich stets in den Dienst der Musik, die Musik war immer das, worum es ging, nicht um seine Person. Wer die Musik unterstützt, den wollte er persönlich kennenlernen. Er ist der Typus des bescheidenen, ja manchmal vielleicht auch etwas ungeschickten Künstlers, der Selbstmarketing nicht liebt. Seine Arbeit hat er dabei beharrlich im Geiste des Miteinander, des Dialogs verstanden. Dafür steht die Ausrichtung der „mitteleuropäischen“ Jazzakademie, die den deutschen und italienischen Kulturraum durch die Wahl der Lehrer aus diesen Räumen vereint und Nord und Süd vernetzt”, so Ewald Kontschieder in seiner Lobrede.
Franco D’Andrea ist Autodidakt und fing an Klavier zu spielen, nachdem er sich vorher an Trompete, Klarinette, Kontrabass und Saxophon versucht hatte. Er arbeitete mit dem italienischen Jazzpionier Nunzio Rotondo, Gato Barbieri, Bruno Tommaso und Franco Tonani zusammen, tourte mit der erfolgreichen und besten italienischen Jazzrock-Formation Perigeo durch Europa und die Welt. 1978 bildete er sein eigenes Trio und trat in den darauffolgenden Jahren zunehmend auch als Solopianist hervor.
In den 1980er Jahren wandte er sich eher konservativen Postbop-Formen zu und spielte in der Band von Aldo Romano. Damit er die polyrhythmischen Wurzeln des Jazz mit einheimischen Musikern studieren konnte, verbrachte er 1983 mehrere Monate in Zentralafrika. Auf seinen auf dem Label Splasc(h) erschienenen Alben spielte er mit Begleitmusikern wie Hein van de Geyn, Aldo Romano sowie Enrico Rava, Miroslav Vitouš und Daniel Humair (Earthcake 1991). Daneben nahm D’Andrea mit Musikern wie Lee Konitz, Phil Woods und Dave Liebman Duo-Alben auf. Mit einem Quintett um Steve Lacy begleitete er die Sängerin Tiziana Ghigliani. Außerdem arbeitete er mit Ernst Reijseger, Slide Hampton, Max Roach, Conte Candoli, Frank Rosolino, Pepper Adams, Johnny Griffin, Jean-Luc Ponty sowie vielen italienischen Musikern zusammen. Mit seiner Stammformation seit den 90er Jahren, dem Franco D’Andrea Quartet (Andrea Ayassot Saxophon, Aldo Mella Kontrabass, Zeno De Rossi Drums), präsentiert er ab 2005 zunehmend nahtlos ineinander übergehende Konzertabende, die ohne Programmabsprache quer durch das umfangreiche Repertoire von Originalkompositionen führen, aber auch Standards beinhalten.
Der 75-jährige Pianist ist die zweite Meraner Persönlichkeit, die aus den Händen des Bürgermeisters Paul Rösch die Urkunde der Ehrenbürgerschaft Merans erhalten hat. Ende November 2015 wurde diese Ehrung dem Schriftsteller Joseph Zoderer zuteil. Dieser war gestern Abend unter den zahlreichen Ehrengästen. Der Feier wohnten auch Lantagspräsident Roberto Bizzo, Altbürgermeister Franz Alber und Altbürgermeister Günther Januth bei.