Von: luk
Brixen – Mit einem feierlichen Pontifikalamt wurde gestern in der Stiftskirche von Neustift des Stiftgründers, des seligen Hartmann, gedacht. Der Augsburger Weihbischof Florian Wörner rief in seiner Predigt dazu auf, dem Vorbild des Klostergründers zu folgen.
„Wir freuen uns, dass so viele der Einladung gefolgt sind und mit uns diesen wichtigen Festtag feiern“, begrüßte Prälat Eduard Fischnaller zu Beginn der Messfeier seine Mitbrüder, die Pfarrgemeinderäte der Stiftspfarreien, die Angestellten des Stifts, die Schüler und LehrerInnen des Schülerheims sowie die übrigen Gläubigen. Ein besonderer Gruß galt dem Augsburger Weihbischof Florian Wörner, der die Predigt hielt.
„Denkt an Eure Vorsteher, die Euch das Wort Gottes verkündet haben; schaut auf das Ende ihres Lebens und ahmt ihren Glauben nach, heißt es schon im Hebräerbrief“, begann Weihbischof Wörner seine Predigt, in der er den seligen Hartmann als einen ‚adventlichen Menschen‘ bezeichnete; als einen, der die Ankunft des Herrn immer vor Augen hatte und das gottgefällige Leben als Priorität verstand.
„Der Sprachrat in Deutschland hat die Worte ‚Leseunfähigkeit‘, ‚Antisemitismus‘ und ‚Krisenmodus‘ zu den Wörtern des Jahres 2023 gekürt. Es ist wichtiger denn je, den Advent zu leben und zu feiern und auf Persönlichkeiten wie den seligen Hartmann zu schauen. Im Wesentlichen geht es im Advent um drei Dinge: um die gelebte Verbindung zwischen Himmel und Erde, die Wachsamkeit und die Hingabe an Gott.
Das bedeutet nichts anderes, als dass wir die Wolken der Gleichgültigkeit, die Nebel des Zweifels und die Kultur der Ablenkung vertreiben und den Blick auf den Herrn richten, wie es uns der selige Hartmann vorgelebt hat.
Wachsam sein heißt, wie Bischof Hartmann die ganze Wirklichkeit wahrzunehmen, auch die Wirklichkeit der Welt Gottes. Mit Hingabe ist gemeint, dass wir wie Ton in der Hand Gottes sein sollen. Wir sollen so leben, wie Gott es will und wie es auch der selige Hartmann seinerzeit vorgelebt hat“, so Weihbischof Wörner.
Wenn wir so lebten, hätten wir schließlich auch neue Wörter des Jahres: Statt ‚Leseunfähigkeit‘ hieße es dann ‚Weisheit und Treue‘, statt ‚Antisemitismus‘ ‚Nächstenliebe‘ und statt ‚Krisenmodus‘ ‚Aufbruch‘, sagte Wörner. „Es geht darum, dass wir Menschen einer neuen Gesellschaft werden, einer Zivilisation der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens“, schloss der Weihbischof seine Predigt.
Musikalisch wurde der Gottesdienst vom Männerchor Percha gestaltet. Anschließend klang die Feier bei einem gemütlichen Umtrunk im Stiftskeller aus.
Neuer Mitbruder Josef Oberger
Am Vorabend des Hartmannstages wurde der 45-jährige Priester Josef Oberger aus Gumpoldskirchen (Niederösterreich), der einen Eintritt in die Neustifter Klostergemeinschaft anstrebt, mit dem Ordensgewand der Augustiner Chorherren eingekleidet. Herr Josef lebt bereits seit dem Sommer in Neustift und unterstützt die Chorherren in der Seelsorgeeinheit Olang . Der Neustifter Konvent besteht derzeit aus 16 Augustiner Chorherren. Die Chorherren sind Priester, die in klösterlicher Gemeinschaft leben und sich dem Gebet, der Seelsorge und der Bildung widmen.
Der selige Hartmann
Um 1090 in der Nähe von Passau in Bayern als Sohn einer adeligen Familie geboren, besuchte Hartmann die Schule der Augustiner Chorherren in Passau und wurde Chorherr. 1130 übernahm er die Leitung des Klosters Herrenchiemsee auf der gleichnamigen Insel und 1133 wurde er Propst des Stifts Klosterneuburg bei Wien. Von 1140 bis zu seinem Tod 1164 wirkte er als Bischof von Brixen. Zu seinen Lebzeiten bot die Kirche kein erbauliches Bild und Hartmann gehörte zu den Reformern, die sie zu ihren biblischen Ursprüngen zurückführen wollten.
Das Kloster Neustift, das er 1142 mit Augustiner Chorherren aus Klosterneuburg in der Nähe seiner Bischofsstadt gründete, verkörperte diesen Geist und diente Hartmann als Rückzugsort.