Von: ka
Bozen – Musik überschreitet Grenzen und verbindet, was auf den ersten Blick wenig gemeinsam hat. Musik als Hoffnungsträger stand im Mittelpunkt des Benefizkonzertes MUSIC FOR HOPE, zu dem die oew – Organisation für Eine solidarische Welt am 2. November ins Bozner Teatro Cristallo einlud. Der syrische Pianist Aeham Ahmad, selbst ein Flüchtling, und das ladinische Frauentrio Ganes traten gemeinsam auf und setzen mit ihren einzigartigen Musikstilen ein Zeichen der Hoffnung und der Solidarität. Der Erlös der Veranstaltung kommt dem neuen oew-Projekt „zebra.Support“ zugute, das im Rahmen der Veranstaltung der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
„Man erkennt den Wert einer Gesellschaft daran, wie sie mit den Schwächsten umgeht“, sagte Marlene Schuen, „gerade in diesen Tagen müssen wir gemeinsam aufstehen und ein Zeichen setzen. Wir möchten heute durch die Sprache der Musik zeigen, dass uns so viel mehr verbindet, als uns trennt.“ Gemeinsam mit ihrer Schwester Elisabeth und ihrer Kusine Maria Moling bildet sie das ladinische Musiktrio Ganes, das mittlerweile auf fünf erfolgreich veröffentlichte Alben zurückblickt.
Mit ihnen auf der Bühne des Teatro Cristallo stand Aeham Ahmad. Er erlangte durch seine Auftritte im Flüchtlingslager Jarmuk als „Pianist in den Trümmern“ während des Kriegs in Syrien internationale Bekanntheit. Vor den Toren von Damaskus schob er sein Klavier auf dem Obstkarren seines Onkels in die Straßen, um mit seinen Mitmenschen zu musizieren und ihnen Momente der Schönheit und der Lebensfreude zu schenken. Er floh nach Deutschland, wo er heute seine Botschaft der Hoffnung mit Konzerten und Workshops weiterträgt.
Die Einnahmen aus der Veranstaltung fließen in ein neues Projekt der oew: zebra.Support. Der Denkanstoß dazu rührt von einer anderen Initiative her, die bereits seit vier Jahren erfolgreich ist: die Südtiroler Straßenzeitung zebra. Der Anteil an Flüchtlingen unter den Verkäufer*innen nimmt zu, und mehrere der über 60 Personen, die sich durch den Verkauf der Zeitung ein Taschengeld verdienen, sind derzeit obdachlos. Hier setzt das Projekt zebra.Support an, das mit dem Benefizkonzert MUSIC FOR HOPE eingeleitet wurde.
Matthäus Kircher, Geschäftsführer der oew, erläuterte die Idee dahinter: „Mit zebra.Support werden wir Obdachlose und Verkäufer*innen in Not schnell und unkompliziert unterstützen“. Ein weiterer Schwerpunkt des Projektes liegt auf der Förderung und Eingliederung langjähriger Verkäufer*innen in den Südtiroler Arbeitsmarkt. „Einige Verkäufer*innen sind schon von Anfang an dabei. Sie bringen viele Fähigkeiten und Potenzial mit.“ Durch zebra.Support will die oew sicherstellen, dass der Verkauf der Straßenzeitung für die Menschen eine Zwischenlösung und ein Türöffner zur Südtiroler Gesellschaft bleibt. Längerfristig wolle man den Verkäufer*innen neue Perspektiven ermöglichen, so Kircher. Die Warteliste mit Menschen, die gerne zebra. verkaufen möchten, sei lang. Auch für diese Menschen möchte zebra. künftig eine Chance darstellen.
„Das erste Ziel ist eine engere Vernetzung mit den verschiedenen Akteuren des Südtiroler Sozialsystems“, sagte der Projektverantwortliche bei der oew, Adrian Luncke. Man wolle die Verkäufer*innen auf bereits bestehende Angebote und Möglichkeiten hinweisen und dort einspringen, wo akuter Bedarf ist. Das Projekt gliedert sich dabei in drei Bausteine: „zebra.Help“ bietet schnelle und unkomplizierte Hilfeleistung in Notsituationen, durch „zebra.Academy“ will man die Weiterbildung und Eingliederung in die Arbeitswelt vorantreiben, mit „zebra.Understanding“ soll gemeinsam mit den Verkäufer*innen durch Kampagnen und Workshops ein breiteres Bewusstsein in der Öffentlichkeit geschaffen werden.
Seit zwei Monaten ist ein neuer oew-Mitarbeiter, Alessio Giordano, ausschließlich für die Begleitung der zebra.Verkäufer*innen zuständig. Er erklärte: „Zur Herstellung eines ersten Kontaktes mit den Menschen in Südtirol und zur finanziellen Überbrückung in schwierigen Lebenssituationen bietet der zebra.Verkauf eine wertvolle Möglichkeit. Was die nachhaltige Eingliederung in die Arbeitswelt und damit in die Gesellschaft betrifft, stößt das Projekt aber an seine Grenzen.“ Daher sei zebra.Support die logische Fortführung des Sozialprojektes Straßenzeitung und werde durch verschiedene Maßnahmen eine Brückenfunktion hin zu erfolgreicher Inklusion einnehmen, so Giordano weiter.
Toleranz und Solidarität, dafür standen die Künstler*innen bei MUSIC FOR HOPE ein. Mit ihren so unterschiedlichen und einzigartigen Musikstilen berührten Aeham Ahmad und Ganes die Menschen im Saal des Teatro Cristallo und setzten ein starkes Zeichen der Hoffnung. Mit den Einnahmen aus dem Konzert wurde das neue oew-Projekt zebra.Support auf den Weg gebracht.
Ab sofort kann das Projekt durch eine Spende auf das oew-Spendenkonto (Südtiroler Sparkasse, Iban: IT 93 H060 4558 2200 0000 5004 219, Überweisungsgrund: „zebra.Support“) unterstützt werden.