Von: luk
Bozen – Ein ermutigendes Signal in Richtung Kunst und Kultur geben auf Anregung von Landesrat Philipp Achammer die drei Kulturlandesräte gemeinsam: Ermutigend für die Akteure selbst, aber auch für jene, die im Lockdown das reale kulturelle Leben im Corona-Alltag vermisst haben. Die drei Kulturabteilungen des Landes Südtirol haben gemeinsam ein zweites Unterstützungspaket in Höhe von einer Million Euro für Kulturschaffende geschnürt.
Kunstschaffende erhalten Beihilfen von 2.000 Euro
Dieses zweite Kulturmaßnahmenpaket sieht einerseits eine Aufstockung des Beihilfenbudgets für freischaffende Künstlerinnen und Künstler aus den Sparten Bildende Kunst, Theater, Tanz und Performance, Musik, Literatur und Film vor. Die Koordination liegt in den Händen der Abteilung Deutsche Kultur. Diese wird im Laufe der kommenden Woche die Informationen für die Kunstschaffenden vorbereiten, sodass diese ab übernächster Woche um die Beihilfen in Höhe von 2000 Euro ansuchen können.
Kultur und Kunst ins öffentliche Bewusstsein rücken
Neben der Förderung sollen den Künstlerinnen und Künstlern andererseits Auftrittsmöglichkeiten geboten werden – unter den wegen des Coronavirus veränderten Rahmenbedingungen. Um dafür Plattformen und neue Formate entstehen zu lassen, hat die Kulturabteilung die Zusammenarbeit mit kulturellen Organisationen gesucht und gefunden.
“Ziel dabei ist es, die Unterstützungsmaßnahme in einen kulturellen Aktionsreigen einzubetten”, erklärt Landesrat Achammer, der zusammen mit Landesrat Daniel Alfreider und Landesrat Giuliano Vettorato die Südtirolerinnen und Südtiroler einlädt, mit der Vielfalt von Kultur wieder direkt in Kontakt zu treten – unter Einhaltung der geltenden Sicherheits- und Schutzvorkehrungen. Alle anderen Kulturinstitutionen und -organisationen sind eingeladen, sich der Initiative anzuschließen und mitzumachen.
“Kunst und Kultur als wesentlicher Teil der Wirtschaft”
Die drei Kulturlandesräte sind sich in einem einig: “Wir wollen damit deutlich machen, dass die lokale Kulturszene nicht nur ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft, sondern auch ein wesentlicher Teil unseres Wirtschaftslebens ist”, betonte Landesrat Achammer jüngst bei einem Treffen der drei Kulturabteilungen des Landes. Es gehe nun auch darum, den öffentlich zugänglichen Kulturräumen “wieder Leben einzuhauchen”.
Kultur erobert öffentliche Räume zurück
Dieses Unterstützungspaket wolle man auch dafür nutzen, “die Bedeutung von Kultur zusammen mit den Künstlerinnen und Künstlern und allen im Kulturbereich tätigen Vereinen und Verbänden nach außen zu tragen”, erklärte Landesrat Alfreider. “Auch wenn viele kulturelle Initiativen während des Notstandes entstanden sind, sind sie kein langfristiger Ersatz für das kulturelle Schaffen.”
Podium für Kunstschaffende
Zusammen mit den Vereinigten Bühnen Bozen und der Stiftung Haydn, dem Teatro Stabile sowie dem Euregio Kulturzentrum Toblach, dem Kreativ-Cluster BASIS Vinschgau und der Südtiroler Autorinnen- und Autorenvereinigung, dem ASTRA-Zentrum für junge Kultur und der Kunsthalle West – um nur einige Organisationen zu nennen – will man nach einer über Wochen anhaltender Corona-Pause der Kunst und Kultur wieder ihren anberaumten Platz zurückgeben. Von Juni bis Oktober 2020 werden an mehreren Orten landesweit Veranstaltungsformate umgesetzt, die den Südtiroler Künstlerinnen und Künstlern ein Podium bieten.
“Wir wollen neue kulturelle Veranstaltungsformate und Aktionen umsetzen”, erklärt Landesrat Vettorato, “und die Bevölkerung einladen, sich mit Musik, Literatur, Kunst, Theater oder Film aus Südtirol auseinanderzusetzen.”
Erstes Maßnahmenpaket im März
Ein erstes Kulturmaßnahmenpaket war bereits im März auf Initiative von Landesrat Achammer geschnürt worden. Auf der Grundlage der bestehenden Förderrichtlinien erhielten Künstlerinnen und Künstler, die sich im Corona-Lockdown digitaler Ausdrucksmittel bedienten, vom Land eine Pauschalunterstützung von 600 Euro. Dieses zweite Kulturmaßnahmenpaket sei auch als Initiative zu verstehen, um die “Kultur und Kunst wieder verstärkt ins Bewusstsein der Öffentlichkeit” zu bringen, betont Landesrat Achammer.
Team K: “Likes machen nicht satt”
Ein Blick in den Beschluss der Landesregierung zur Kulturförderung in Zeiten des epidemiologischen Notstandes genügt, um zu verstehen, wie realitätsfremd und unsensibel die drei Kulturlandesräte sind. Das schreibt das Team K in einer Stellungnahme dazu.
“Eine Unterstützung für lokale Kulturschaffende ist nur über Kulturorganisationen möglich, die Beschäftigungsmöglichkeiten für Kunstschaffende anbieten. Gefördert werden zudem für Organisationen digitale Anpassungen, sprich kulturelle Dienstleistungen online, wie Webcams, Homepages, IT-Plattformen usw. Heißt konkret, liebe Künstler, vergesst weiterhin das Live-Publikum, ihr seid im Netz besser aufgehoben. Bietet eure kreative Arbeit online an, für viele Likes, für viel Applaus, aber für keinen Verdienst.” Das Team K fordert ein Investitionsprogramm für die Südtiroler Kultur.
“Das Einkommen liegt für die meisten Kulturschaffenden und die Zulieferindustrie (Technik, Logistik, Catering, Regie, Ausstattung) seit Wochen bei Null. Egal ob im professionellen oder ehrenamtlichen Kultur- und Veranstaltungsbereich. Die Verzweiflung, die finanziellen Nöte, die Orientierungslosigkeit und Planungsunsicherheit aller Beteiligten sind groß. Wenn man bedenkt, dass beispielsweise in Österreich die Wertschöpfung durch die Kultur größer als jene der Landwirtschaft ist, so ist es unverständlich, wie stiefmütterlich bei den Covid-Unterstützungsmaßnahmen dieser Sektor behandelt wird. Für mich sind die jüngsten Vorschläge der Landesregierung bzw. der Kulturlandesräte ein Zeugnis von Unwissenheit und Geringwertschätzung der Kulturträger dieses Landes, egal ob Musikkapelle, Theaterverein, Tontechniker, Beleuchter oder Profimusiker. Die Aussage des Kulturlandesrates Achammer einen Tag nach der Verabschiedung des Landesgesetzes auf seinem persönlichen Blog sagt viel über sein Kulturverständnis aus. Er schreibt: ‘Nach diesem achtwöchigen Stillstand im Kulturleben wird man sich aber auch an den ein oder anderen Kulturtipp aus dem Netz erinnern. Und ja, einige Kulturschaffende werden das digitale Angebot beibehalten, was zeigt, dass auch sie die Chance erkennen’. Ja welche Chancen denn Herr Landesrat? Von Likes, gut gemeinten Kommentaren und virtuellen Applaus können sich Künstler/innen und alle Menschen die im Kultur/Eventbereich arbeiten keine Mieten zahlen, Kredite bedienen oder ihren Kindern ein Essen auf den Tisch stellen. Zudem braucht Kultur ein Publikum. Eine Ausstellung ohne Vernissage ist für viele Künstler/innen uninteressant. Genauso wollen Menschen vor einem Bild stehen, sich austauschen mit den Mitbetrachtern oder dem Künstler und nicht dabei auf ein Handy-Display oder einen Computerbildschirm starren“, zeigt sich der Team K Abgeordnete Alex Ploner von der Kultur-Krisenpolitik enttäuscht.