Von: Ivd
Sterzing – Mit interessiertem Publikum und spürbarer Aufbruchsstimmung ist vergangene Woche im Sterzinger Vigil Raber Saal das Jubiläumsjahr „Mitmischen! Ma come?“ zu Ende gegangen. Zum Abschluss wurde das „Manifest für Sterzing“ präsentiert und feierlich an Bürgermeister Peter Volgger und die Mitglieder des Stadtrates übergeben: ein Dokument, das von 32 Bürgern über Monate hinweg im „Stadtlabor“ erarbeitet wurde und das Selbstverständnis einer engagierten, zukunftsorientierten Stadt widerspiegelt.
Durch den Abend führten Karin Hochrainer und David Hofmann, die auch das Stadtlabor begleitet hatten und gemeinsam auf ein intensives Gaismair-Jubiläumsjahr voller Begegnungen, Diskussionen und partizipativer Impulse zurückblickten. „Dieses Jahr hat gezeigt, wie viel Kraft in gemeinsamer Verantwortung und echter Teilhabe steckt“, betonte Karin Hochrainer zu Beginn. „Hier sind Menschen zusammengekommen, die sonst kaum miteinander ins Gespräch gekommen wären, und sie haben gemeinsam Lösungen erarbeitet. Das ist Demokratie in ihrer lebendigen Form.“
Ein partizipatives Experiment
Das Stadtlabor war ein Prozess, der seit dem Frühjahr Menschen unterschiedlicher Generationen und Hintergründe in verschiedenen Sterzinger Gaststätten – ganz wie zu Zeiten der Bauernaufstände – zusammenbrachte. Gemeinsam wurde dort nach Antworten auf die Frage gesucht, wie ein lebenswerteres Sterzing aussehen kann und was jeder einzelne konkret dazu beitragen kann. Das daraus entstandenen Manifest für Sterzing sei viel mehr als eine Sammlung von Vorschlägen, sagte David Hofmann bei der Abschlussveranstaltung: „Das Stadtlabor wurde zu einem Ort, an dem Menschen ihre Stadt ernsthaft mitgestalten wollten, frei von Kirchturmdenken, getragen von persönlichem Engagement und dem Nachhaltigkeitsgedanken.“
Das Manifest fasst den Prozess zusammen: Es beschreibt ein Sterzing, das lebendig und solidarisch, offen, nachhaltig und kinderfreundlich sein will – eine Stadt, die Raum schafft für Begegnung, Kultur, Beteiligung und nachhaltige Entwicklung. Es geht um eine Wirtschafts- und Standortpolitik, die Qualität vor Geschwindigkeit stellt; um Wohnen und Mobilität, die für alle leistbar und umweltverträglich bleiben; um eine Kultur, die verbindet statt ausschließt; um öffentliche Räume, die zum Aufenthalt einladen; und um politische Prozesse, die transparent, zukunftsgewandt und dialogorientiert sind. Das Manifest ist damit kein Forderungskatalog, sondern ein Zukunftsbild: eine Einladung, Verantwortung zu teilen und gemeinsam an einer Stadt zu arbeiten, die ihren historischen Mut auch heute lebt. Konkret beinhaltet das Schriftstück bereits Projektideen und Konzepte, die unterschiedlich weit in ihrer Entwicklung sind. Einige der Initiativen, wie ein Coworking Space, ein digitales Schwarzes Brett, ein Mobilitätskonzept und eine Gesprächsreihe haben große Chancen in nicht allzu ferner Zukunft auch realisiert zu werden.
Übergabe an die Stadtvertretung
Zum Höhepunkt des Abends übergaben Vertreter des Stadtlabors das Manifest an Bürgermeister Peter Volgger, der sich sichtlich beeindruckt zeigte: „Dieses Manifest ist ein starkes Zeichen für die Zukunft unserer Stadt. Ich danke allen, die daran mitgearbeitet haben. Wir nehmen diesen Impuls ernst und werden prüfen, wie wir die Vorschläge gemeinsam weiterentwickeln können.“ Volgger betonte außerdem, wie wichtig Partizipation für eine lebendige Stadt sei: „Sterzing lebt von Menschen, die Verantwortung übernehmen. Dieses Dokument zeigt, wie viel Wissen und Energie in unserer Stadt stecken.“
Der Abend endete in einer Mischung aus Feierlichkeit und Arbeitslust: mit Gesprächen, neugierigen Fragen und mit dem Gefühl, dass dieser Prozess noch nicht abgeschlossen, sondern erst angestoßen wurde. Wie bei allen bisherigen Formaten des Jubiläumsjahres wurde deutlich, dass Protest, Mitmischen und Mitgestalten heute so aktuell sind wie zu Gaismairs Zeiten.
Jubiläumsjahr „Mitmischen! Ma come?“
Die Veranstaltung bildete den Abschluss des Gaismair-Jubiläumsjahres, das vom Stadt- und Multschermuseum Sterzing gemeinsam mit zahlreichen Partnern organisiert wurde. Unter dem Titel „Mitmischen! Ma come?“ spannte das Programm 2025 einen Bogen von der Zeit der Bauernkriege bis in die Gegenwart. Ziel war es, Protest und Partizipation nicht nur historisch zu beleuchten, sondern auch aktuelle Formen demokratischer Mitgestaltung sichtbar und erlebbar zu machen. Das Jahresprogramm umfasste Theaterproduktionen, Stadtlabore, Diskussionen, Ausstellungen, Workshops und Konzerte – getragen von der Idee, dass Veränderung nur gemeinsam möglich ist. „Mitmischen! Ma come?“ ist Teil des Euregio-Museumsjahres 2025 und wurde finanziert durch die Autonome Provinz Bozen, die Gemeinde Sterzing und private Sponsoren.




Aktuell sind 0 Kommentare vorhanden
Kommentare anzeigen