Von: idr
Bella Bella – Was für den Menschen ein Mähdrescher ist, ist für den Wolf sein Jagdtrieb: Das eine Werkzeug, das die meisten seiner Gattung ernährt. Doch für einen ganz bestimmten Wolf aus Kanada gilt das nicht: Er macht sich die Jagdmethoden seines zweibeinigen Kollegen zunutze und ist möglicherweise ein bahnbrechendes Phänomen für die Wissenschaft.
An der Westküste Kanadas, in British Columbia, lebt ein Wolf, der neben Hasen, Vögeln und Rehen auch Krabben auf dem Speiseplan stehen hat. Eine Wildtierkamera in Bella Bella sollte aufzeichnen, welcher Bewohner des kleinen Küstenortes ständig die Krabbenfallen an Land zieht und sich an den Ködern bedient. Doch was die Kamera aufzeichnete, überraschte die Naturschutzwächter.
Das Wolfs-Video machte nicht nur in Bella Bella schnell die Runde, sondern auch in Wissenschaftskreisen, denn die Kamera zeichnete weit mehr als nur einen hungrigen Wolf auf: Es ist der vermutlich erste dokumentierte Fall, in dem ein Wolf ein Werkzeug nutzt, um an Nahrung zu gelangen. Nun untersucht eine Gruppe kanadischer Wissenschaftler den Fall und veröffentlichte jüngst eine Studie.
Das überlegte und vorausschauende Denken, mit dem ein Mensch agiert, ist die wohl größte evolutionäre Errungenschaft von vormaligen Primaten-Gattungen zum heutigen Menschen. Lange galt es als entscheidender Unterschied zwischen Mensch und Tier, doch Sichtungen wie die in Bella Bella rütteln an diesem Glaubensgrundsatz. Steht dem Wolf womöglich eine ähnliche Entwicklung bevor?
Clever und erfinderisch
Doch der Wolf ist nicht das einzige Tier, das sich menschliche Technik zunutze macht: Einige Rabenvögel wie Krähen oder Raben werfen im Flug Nüsse auf die Straße und nutzen die vorbeifahrenden Autos, um an ihre Kerne zu gelangen. Andere Gattungen wie Seeotter bedienen sich an der Natur und lassen Steine von der Wasseroberfläche fallen, um Muscheln zu öffnen. Schimpansen wiederum nutzen Stöcker, um Termiten aus ihren Hügeln zu angeln.
Die Forscher aus Kanada betonen, dass weitere Beobachtungen nötig seien, um das volle Ausmaß der Verhaltensweise dieses einen Wolfs zu verstehen. Fest steht jedoch: Der Wolf von Bella Bella hat bewiesen, dass der Mensch zwar im Evolutionsrennen die Nase vorn hatte, möglicherweise aber nicht die einzige intelligente Gattung auf Ewigkeit bleiben könnte.




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