Von: idr
Bozen – Seit genau einer Woche ist der brandneue Waltherpark im Herzen von Bozen nun geöffnet und schon sorgt ein bekanntes Problem: Nur wenige Tage nach Eröffnung sorgen Videos von Drogenutensilien in den Toiletten des Einkaufszentrums für Verärgerung. Kritiker sprechen von Verdrängung statt Lösung, da die direkte Nachbarschaft bereits vor Baubeginn ein Problem mit Drogenmissbrauch und -handel hatte.
Die Euphorie über Bozens neues Prestigeprojekt währte kurz: Nur eine Woche nach der Eröffnung tauchte in den sozialen Medien ein Video auf, das eine Crack-Pfeife auf der Herrentoilette des Shopping-Centers zeigt. Was als modernes Einkaufs- und Freizeitareal mit über achtzig Geschäften gefeiert wurde, steht plötzlich als Symbol für ein ungelöstes Problem.
Problemverschiebung statt -lösung
„Dieses Gebiet war bereits vor dem Bau des Einkaufszentrums als ein Gebiet des Drogenhandels und der Erniedrigung bekannt“, schreibt ein empörter Nutzer auf Instagram und spricht damit aus, was viele befürchtet hatten: Das Bahnhofsareal war schon vor dem Bau des Centers als Drogen-Hotspot bekannt. Die millionenschwere Sanierung hat das Problem offenbar nicht beseitigt, sondern lediglich verschoben.
Ein weiterer Post berichtet von Dealern vor der Handelskammer, während die Ordnungskräfte das Einkaufszentrum bewachten – ein klares Anzeichen für die Verschiebung des Problems, anstatt es tatsächlich zu lösen.
Wachsendes Crack-Problem in Bozen
Tatsächlich kämpft Bozen seit Jahren mit einer wachsenden Crack-Problematik. Suchtexpertin Dr. Bettina Meraner und Leiterin des Dienstes für Abhängigkeitserkrankungen in Bozen warnte bereits 2022 vor zunehmendem Crack-Konsum unter jungen Menschen und bemängelte fehlende Behandlungsinstrumente. Der alte Bahnhofspark galt als Brennpunkt, viele Gewaltdelikte wurden auf Crack-Konsum zurückgeführt. Seither gilt der Park als Umschlagplatz.
Der Waltherpark entstand nach sechsjähriger Bauzeit auf dem Gelände des ehemaligen Bahnhofsparks. Das umstrittene Projekt des insolventen Investors René Benko wurde später von der Schoeller-Gruppe übernommen. Die Bahnhofsallee verwandelte sich in eine Fußgängerzone, der Park wurde neugestaltet – doch soziale Probleme lassen sich nun mal nicht einfach wegbauen.
Umfeld des Waltherparks leidet
Kritiker befürchten nun, dass die Verdrängung der Drogenszene auch wirtschaftliche Folgen hat: Explodierende Mieten rund um das neue Center setzen kleinen Händlern zu, während das Sicherheitsgefühl durch die anhaltende Präsenz und Verlagerung in umliegende Straßen und Hauseingänge von Dealern leidet. Der Bau könnte also Prekarität auf allen Seiten befeuern.
Ob die Ordnungskräfte ihre Strategie anpassen werden, bleibt abzuwarten. Sicher ist: Ein glänzendes Shopping-Center allein löst keine jahrzehntealten Sozialprobleme – im Gegenteil: Es zeichnet sich bereits eine Woche nach Eröffnung ab, dass die verschärften Kontrollen im ehemaligen Hotspot zur Verlagerung des Drogenproblems beitragen könnten.
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