Von: lup
Seis am Schlern – Am heutigen Samstagnachmittag wurde mit Aktionären und Wegbereitern der zwanzigste Geburtstag der Seiser Alm Bahn gefeiert. Bei der Jubiläumsfeier an der Talstation in Seis am Schlern wurde sowohl an die Schwierigkeiten bei der Realisierung erinnert als auch die Unternehmensgeschichte seit 2003 dargelegt.
Die Seiser Alm Bahn ist seit 15. August 2003 in Betrieb. Der feierlichen Eröffnung war eine langatmige, teils heftige Polemik vorangegangen. Das Kernstück im Mobilitätsangebot der Dolomitenregion Seiser Alm hat sich längst als Erfolgsprojekt erwiesen. Während sich in den 1990er-Jahren noch lange Autoschlangen auf die Seiser Alm quälten, steigen heute Einheimische wie Feriengäste in Seis am Schlern in die Bahn, um nach rund 20 Minuten Fahrtzeit in Compatsch auf der Seiser Alm anzukommen. Rund 1,5 Millionen Fahrgäste im Jahr nutzen das Angebot.
„Wir stehen heute hier, um uns gemeinsam über dieses Jubiläum zu freuen“, sagte Alexander Egger, Präsident der Seiser Alm Bahn AG, zu Beginn der Feier. „Und wir tun dies mit einer soliden Bilanz in der Tasche und der stetig gewachsenen Akzeptanz der Bevölkerung, der Tourismustreibenden und unserer unzähligen Feriengäste. Das erfüllt mich und meine Weggefährten, die seit immer an das Projekt geglaubt haben, mit Stolz.“ Egger erinnerte in seiner Rede an die massiven Widerstände und vielen Schwierigkeiten, die es im Laufe der Jahrzehnte zu überwinden galt. „Die Polemiken um die Bahn haben sich längst gelegt, einerseits wohl, weil man gesehen hat, dass das Konzept funktioniert, andererseits vielleicht weil wir als Gesellschaft einen Teil unserer Gewinne in soziale und gesellschaftliche Projekte vor Ort stecken“, betonte Präsident Egger.
Mit beeindruckenden Zahlen belegte Geschäftsführer Helmut Sartori die Erfolgsgeschichte der Seiser Alm Bahn: „2018, im bisherigen Spitzenjahr seit Inbetriebnahme der Bahn, haben wir 1.577.139 Fahrten gezählt, 2022, waren es stolze 1.444.000 Fahrten“, führte Sartori aus. Auf die Wintersaison würden in etwa 60 Prozent der Fahrten entfallen, auf die Sommersaison 40 Prozent. „Über den Daumen gepeilt, konnten wir die Fahrgastzahlen in den ersten 20 Jahren verdoppeln und selbstredend auch die Nettoeinnahmen steigern“, erklärte der Geschäftsführer. Neben dem Transportmittel Bahn hätten sich im Laufe der Jahre auch neue Geschäftsfelder entwickelt, wie etwa die Bewirtschaftung von Parkplätzen, die Vermietung von Geschäften sowie der Neubau und die Führung des Hotel „Lamm“ und die Beteiligung am Neubau des Dorfliftes in Kastelruth. „Alles in allem hat die Seiser Alm Bahn AG in den vergangenen 20 Jahren über 50 Millionen Euro an Investitionen getätigt“, erklärte Sartori.
Landeshauptmann Arno Kompatscher, von 2004 bis 2013 geschäftsführender Präsident der Aktiengesellschaft, nutzte den 20. Geburtstag der Seiser Alm Bahn dazu, auf die Notwendigkeit und die Vorzüge einer sanften Mobilität hinzuweisen. Aus der Sicht des ehemaligen Geschäftsführers bestand in den Anfangsjahren die große Herausforderung darin, in erster Linie die Einheimischen vom Nutzen der Seiser Alm Bahn zu überzeugen und im Verkehrsverhalten mit alten Gewohnheiten zu brechen. „Die weitgehende Schließung der Straße auf die Seiser Alm war ein großer Schritt.“ Kompatscher erinnerte an die Kampagne „ohne auto-mobil“, mit der man 2004 neue Maßstäbe setzte. „Es braucht Mobilitätskonzepte, die in die Zukunft schauen, und den Mut, Dinge neu zu denken.“ Zudem könne man nur erfolgreich sein, wenn es gelingt, zusammenzuschauen.
Von einer „wichtigen und umweltschonenden Infrastruktur im Schlerngebiet“ sprach Kastelruths Bürgermeisterin Cristina Pallanch und erinnerte an frühere Blechkolonnen. „Beim Thema Verkehrsregelung und Parkplatzmanagement auf der Seiser Alm gibt es noch einiges zu tun“, erklärte Pallanch. Die Gemeinde Kastelruth sei sehr bemüht, auch und vor allem in Zusammenarbeit mit der Bahn, dem Land und verschiedenen Institutionen zeitnahe Lösungen zu erarbeiten.
„Innovativ, beharrlich und erfolgreich – das sind die Eigenschaften, die ich mit der Seiser Alm Bahn verbinde“, erklärte der Landtagsabgeordnete Helmut Tauber in seinem Grußwort. Die Ideatoren der Bahn hätten große Weitsicht bewiesen und so zur Steigerung der Seiser Alm als wertvoller Natur- und Erholungsraum beigetragen.
Für ihre Weitsicht, ihre Durchsetzungskraft und ihren Mut geehrt wurden bei der Jubiläumsfeier die Gründungsverwaltungsräte Waltraud Scherlin, Alexander Egger, Franz Zemmer, Martin Fill und Wilhelm Schiner, ebenso wie die drei Gründungsaufsichtsräte Anton Pichler, Heinz Rungger und Norbert Furgler.
Die Seiser Alm Bahn zählt heute zu den Aufstiegsanlagen in Südtirol, die pro Tag am meisten Fahrgäste befördern – dies dank der ungewöhnlich hohen Förderkapazität von 4.000 Personen pro Stunde. Seit dem Vorjahr läuft die 20-Jahre-Revision, die mit Jahresende 2023 abgeschlossen sein wird. In vier, fünf Jahren will man laut Geschäftsführer Sartori eine neue Seilbahnanlage errichten.
Die Geburtstagsfeier endete mit einem Live-Konzert bei der Talstation der Seiser Alm Bahn in Seis am Schlern.