Von: sr
Bozen – Zahlreiche positive Schritte konnten im Bereich der dualen Ausbildung in den letzten zwölf Monaten erzielt werden. Allerdings gibt es noch zwei größere Baustellen: Die 35-Stunden-Woche für minderjährige Lehrlinge und die großen bürokratischen Jugendschutzauflagen. Welche Auswirkungen diese auf den Arbeitsalltag der Betriebe haben, wurde der sechsköpfigen Senatskommission für Arbeit und Sozialfürsorge gestern bei einem Betriebsbesuch bei Kälte Klima Röhler in Bozen aufgezeigt.
Die Kombination von Theorie und Praxis in der Ausbildung sind das Fundament für gut ausgebildete Fachkräfte. Obwohl Südtirol mit seinem dualen Ausbildungssystem einzigartig und vorbildhaft für ganz Italien ist, gibt es Hürden, die die Unternehmer in ihrem Ausbildungswillen bremsen. Heidi Röhler (Kälte Klima Röhler) brachte es gestern vor der Senatskommission auf den Punkt: „Derzeit darf ein Minderjähriger Lehrling nur einen Siebenstundentag bzw. eine 35-Stundenwoche absolvieren. Stellen Sie sich vor, wir müssen einen Auftrag in Riva am Gardasee erledigen: Allein für die Hin- und Rückfahrt sind drei Stunden einzukalkulieren, für das Ab- und Aufladen des Materials und der Geräte wieder zwei Stunden, bleiben noch zwei Stunden für die Arbeit selbst. Sollen wir den Lehrling für die restliche Zeit in eine Ecke setzen und beim Arbeiten zuschauen lassen?“ Ebenso große Schwierigkeiten bringen der Jugendschutz bzw. die hierfür notwendigen bürokratischen Auflagen mit sich, die sowohl wertvolle Zeit als auch Geld in Anspruch nehmen. „Arbeitssicherheit spielt in unserem Betrieb eine sehr wichtige Rolle. Fakt ist allerdings, dass Fachkräfte nicht vom Arbeitsmarkt produziert werden, sondern diese von uns ausgebildet werden, doch dabei erdrücken uns die rigiden bürokratischen Auflagen“, betonte auch Hansi Röhler.
Beeindruckt und überzeugt vom Südtiroler Modell zeigte sich der Kommissionspräsident Maurizio Sacconi: „Für mich ist klar: Ein Ausbildungsplatz ist nicht mit einer Lehrbank in einer Werkstatt gleichzusetzen. Im Normalfall ist dies eine Baustelle oder eine Werkstatt, in der gearbeitet wird und hierfür müssen auch entsprechende Rahmenbedingungen definiert werden. Die italienische Gesetzgebung bietet bereits einen gewissen Reglementierungsspielraum.“
Stolz auf Südtirol und seine Vorbildfunktion im Bereich der Berufsausbildung zeigte sich auch Senator Hans Berger: „Südtirol hat sehr viel in die duale Ausbildung investiert und weltweit große Erfolge eingefahren. Ziel muss es sein, dieses duale System noch weiter zu stärken – auf lokaler als auch nationaler Ebene.“ Vor einem Missbrauch oder Missverständnis warnt lvh-Präsident Gert Lanz: „Das duale Ausbildungssystem und die Berufsbildung sind in Südtirol seit Jahren effiziente Systeme, um auf die Notwendigkeiten des Marktes zu reagieren. Einerseits werden Kunden durch Qualität geschützt, den Betrieben bietet sich die Möglichkeit eines kontinuierlichen Wachstums an Erfahrungen und den Jugendlichen werden gangbare Perspektiven aufgezeigt. „Das duale Ausbildungssystem ist nicht einfach ein Arbeitsbeschaffungsprogramm,“ betonte Lanz, „das ist eine gewachsene Kultur!“