Von: luk
Bozen – Der Heimatpflegeverband Südtirol gibt nach 50 Jahren die Betreuung der bäuerlichen Kleindenkmäler ab. Begründet wird dies mit “zunehmender Bürokratie und wenig Wertschätzung seitens der Landesverwaltung für diese Tätigkeit des Heimatpflegeverbandes”.
„Unser Land ist noch erstaunlich reich an altem bäuerlichem Kulturgut, beweglichem wie unbeweglichem. Leider wird, ungeachtet des Bewusstseinswandels, weiter mutwillig zerstört oder man lässt die Sachen einfach aus Gleichgültigkeit verkommen. Damit gehen aber hervorragende Zeugnisse unserer gewachsenen Kultur für immer verloren.“ Mit diesen Worten richtete der Heimatpflegeverband im fernen Jahre 1970 die Bitte an die Südtiroler Landesregierung, sich der vielerorts vernachlässigten Objekte annehmen zu dürfen und etwas Geld für die Sanierung und Erhaltung derselben bereitzustellen, um das heimatliche Landschaftsbild zu schützen und alles zu pflegen, was die Eigenart dieses Landes im weitesten Sinne des Wortes ausmacht.
Der Appell wurde gehört und der Bitte stattgegeben. Im Amt für Kultur wurde ein eigener Fonds eingerichtet, aus dem die zahlreichen Erhaltungsmaßnahmen bis in die 1980-er Jahre herauf gespeist wurden. Die Initiative stieß in der Bevölkerung auf großes Interesse, viele bäuerliche Kleindenkmäler konnten vor dem Verfall gerettet werden. 1990 musste die finanzielle Last auf zwei Ämter aufgeteilt werden. Die Errichtung oder Erneuerung von Holzzäunen, Trockensteinmauern und Waalen wurde von nun an aus Mitteln des Landschaftsschutzes gespeist. Ab 1992 kamen auch die Stroh- und Schindeldächer, Wegkreuze, Kapellen, Mühlen und Backöfen dazu. Heute sind wir bei ca. 1,5 Millionen Euro an Beiträgen angelangt, die jährlich an rund 400 bis 500 Gesuchsteller ausbezahlt werden. Die Bearbeitung der Beitragsansuchen erfolgt seit jeher durch den Heimatpflegeverband. 15 Sachbearbeiter betreuen im gesamten Land vor Ort die Antragsteller, helfen bei der Abfassung der Gesuche, beraten auf Wunsch bei den verschiedenen Sanierungsmaßnahmen und nehmen nach Abschluss der Arbeiten die erforderliche Endkollaudierung vor. “Dies alles unter enormen Zeitaufwand und mit sehr viel persönlichem Einsatz. In der Verbandszentrale ist eine Halbtageskraft mit der Weiterbearbeitung der Gesuche vollauf beschäftigt. Für den Heimatpflegeverband Südtirol ist dieses Betätigungsfeld zur Tradition geworden und die positiven Auswirkungen dieser Maßnahme lassen sich deutlich in der Kulturlandschaft ablesen”, heißt es in einer Aussendung.
“Leider hat sich in den letzten Jahren vieles geändert. Die Bürokratie hat zugenommen, die Auflagen werden immer strenger und komplizierter und auch ein Anspruchsdenken in der Bevölkerung was die Beiträge betrifft verdrängt zunehmend den eigentlichen Erhaltungsgedanken. Vonseiten der Landesverwaltung erfährt der Heimatpflegeverband wenig Anerkennung für diese Tätigkeit und das zuständige Landesamt, einst wichtigster Ansprechpartner im Bereich der Landschaftspflege, ist kaum noch greifbar. Bemühungen für einen regelmäßigen Gedankenaustausch zwischen öffentlicher Verwaltung und privatem Verein werden von den zuständigen Beamten nicht gerade unterstützt. Der Verband muss jedes Jahr beim Land ansuchen und ein Angebot mit Spesenabschlag einreichen, um die Arbeit überhaupt durchführen zu dürfen. Und dies, obwohl die Initiative im Heimatpflegeverband geboren und aufgebaut wurde. Diese und andere Überlegungen haben nach eingehender Diskussion im Landesvorstand und mit den Sachbearbeitern bewogen, sich mit Ende des Jahres aus diesem Tätigkeitsbereich zurückzuziehen und sich nicht mehr an der Ausschreibung betreffend die Abwicklung betreffend die Vergabe von Beiträgen im Bereich der Landschaftspflege zu beteiligen”, so der Heimatpflegeverband.
Nun sei für den Heimatpflegeverband die Zeit gekommen, sich in diesem Bereich neu auszurichten. “Verstärkte Sensibilisierung der Gesellschaft für die Schätze unserer einmaligen Kultur- und Naturlandschaft, die Zusammenarbeit mit Schulen und Jugendorganisationen und andere Projekte sollen in Zukunft mehr in den Mittelpunkt gerückt werden.” Natürlich stehe der Heimatpflegeverband auch weiterhin allen Interessierten und Antragstellern beratend zur Seite.
Ein erfolgreiches Kapitel werde damit abgeschlossen. “Bleibt zu hoffen, dass diese für die Erhaltung des traditionellen Landschaftsbildes wichtige Initiative weiterhin erhalten bleibt, damit auch die nachkommenden Generationen die von unseren Vorfahren geschaffenen wertvollen Kulturgüter und bäuerlichen Kleindenkmäler vorfinden”, so der Heimatpflegeverband.