Von: mk
Gadertal – Zu einem interessanten Gedankenaustausch trafen sich kürzlich die Funktionäre des Gebietes Gadertal des Hoteliers- und Gastwirteverbandes (HGV) mit Tourismuslandesrat Arnold Schuler und HGV-Präsident Manfred Pinzger. Im Mittelpunkt des Treffens standen allgemeine Anliegen der Gadertaler Touristiker und das neue Raumordnungsgesetz.
Gebietsobfrau Marina Rubatscher Crazzolara ging zunächst auf die Herausforderungen ein, mit welchen man sich als Tourismustreibender befassen muss. Sie erwähnte die Digitalisierung, die Bürokratie, die Mitarbeitersuche, den Generationswechsel, den Konkurrenzkampf und die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe. In diesem Zusammenhang ging sie auch auf die Diskussion im Sommer ein, wonach der Tourismus als Sündenbock für viele Missstände in Südtirol dastehen würde. „Wenn wir zum Beispiel in unseren Geschäften anstehen oder auf den Straßen nicht zügig vorankommen, dann spricht man schon gleich von Overtourism. Dass man es jedoch versäumt hat, rechtzeitig und zeitgleich mit der touristischen Entwicklung eines Ortes und Gebietes auch genügend Parkplätze, Kreisverkehre, Fahrradwege, Ampelüberquerungen, usw. vorzusehen, liegt auf der Hand“, meinte Rubatscher Crazzolara und fuhr fort: „Vielleicht sollte man darüber nachdenken, wie es bei uns ausschauen würde, wenn wir nicht den Tourismus als Wirtschaftsmotor in unserem Tal hätten. Nicht nur wir Gastwirte hätten unsere Häuser leer stehen. Viele Mitarbeiter müssten sich ihre Arbeitsstellen und viele Handwerker ihre Arbeit außerhalb des Tales suchen.“
Rubatscher Crazzolara plädierte, dass im Gadertal weiterhin eine touristische Entwicklung zugelassen wird. Nachdem das Gebiet als touristisch entwickelt bzw. hochentwickelt eingestuft ist, kann mit dem neuen Raumordnungsgesetz kein neuer Betrieb mehr außerhalb der zu schaffenden Siedlungsgrenzen entstehen. Der Schwerpunkt des neuen Gesetzes liegt bei der Entwicklung der bestehenden Betriebe. „Für die gesunde Entwicklung eines Tourismusortes sind nicht neue Hotelbetriebe im Grünen das Problem, sondern viel mehr die Appartements, die gar nicht vermietet werden könnten, genauso wie Hotelbetriebe, die in Wohnungen umgewandelt und an Auswärtige verkauft werden“, unterstrich die HGV-Gebietsobfrau. Insgesamt, so Crazzolara, müsse darauf geachtet werden, dass die Junggastwirte mit Motivation die Betriebe ihrer Eltern weiterführen und dass die ansässige Bevölkerung zu angemessenen Preisen Wohnungen finden.
Die HGV-Ortsobleute Markus Valentini, Iwan Costamoling, Harald Vallazza, Günther Erlacher und Vize-Ortsobmann Walter Call gingen in der Folge auf die Themen Mobilität, Zusammenarbeit Tourismus und Landwirtschaft und Mitarbeiterunterkünfte ein.
Landesrat Arnold Schuler ging in seinem Referat auf die touristische Entwicklung in Südtirol im Allgemeinen und im Gadertal im Besonderen ein und zeigte in der Folge auf, welche baulichen Möglichkeiten das neue Gesetz für Raum und Landschaft in touristisch entwickelten und hochentwickelten Gebieten zulässt.
HGV-Präsident Manfred Pinzger unterstrich, dass der HGV die Ausarbeitung des neuen Raumordnungsgesetzes konstruktiv begleitete und es Ziel war, einerseits den bestehenden Betrieben eine Entwicklungsmöglichkeit zu gewähren und andererseits die qualitative und quantitative Erweiterung auch in Zukunft zu sichern. Am Treffen nahmen auch HGV-Vizepräsident und -Bezirksobmann Thomas Walch sowie der Landtagsabgeordnete Helmut Tauber teil.