Von: luk
Bozen – Mit dem Jahresthema „Ich baue am Wir“ will der Katholische Verband der Werktätigen (KVW) sich deutlich gegen neoliberale Strömungen positionieren. Diese stellen das Individuum zu sehr in den Mittelpunkt. „Es scheint beinahe selbstverständlich, dass egoistisches Handeln zielführender ist als solidarisches Handeln. DieRoute wird uns von der Wirtschaft vorgegeben: Kaufen – Haben – Wohlstand“, analysiert der KVW Landesvorsitzende Werner Steiner. Durch den steigenden Wohlstand erhöht sich der Individualismus. Dieser führt wiederum dazu, dass „jeder sich selbst der Nächste ist“.
Werner Steiner: „Allerdings sehen wir auch, dass diese Form des Zusammenlebens Risse bekommen hat. Immer mehr Menschen wollen nicht mit diesem Trend mithalten und suchen wieder Sicherheit in der Gemeinschaft.“ Der KVW ist eine Gemeinschaft von 35.000 Mitgliedern, von 250 Ortsgruppen, sechs Bezirken, 1500 Ehrenamtlichen.
Im Neoliberalismus geht es ideologisch gesehen um eine besondere Stellung des Individuums gegenüber der Gemeinschaft. Die Freiheit ist der größte Wert, und der Staat soll sich nicht in die Freiheit der Menschen einmischen. Die persönliche Freiheit führt zur Abkehr von moralischen Werten und im Umkehrschluss auch zu Isolierung oder Vereinsamung.
Mit dem Thema „Ich baue am Wir“ möchte der KVW für eine andere Sicht sensibilisieren. Das Gemeinwohl hält nämlich eine Gesellschaft zusammen, dies ist der Zement, der Kit. „Es braucht eine Verantwortung fürs Wir“, sagt Josef Stricker, geistlicher Assistent des KVW. Die Politik ist auf Lobbyismus aufgebaut, die Forderungen werden immer zahlreicher: mehr Leistungen, Steuern senken, Sozialabgaben senken … aber wie soll das finanziert werden? Wie passt das zusammen? Vor diesem Hintergrund appelliert Josef Stricker an eine größere Verantwortung fürs „Wir“. „Es braucht ganz einfach mehr Gemeinsinn, mehr Bürgerverantwortung“, meint Stricker. „Denn von großer Bedeutung ist das „Wir“ bei der Ausformung der Sozialpolitik“. Da geht es um die Absicherung im Alter und bei Krankheit, es geht um Familienpolitik und Pflege. Es stellt sich die Frage, wie der Kuchen aufgeteilt wird, wer stärker schreit oder wer es dringender braucht. Hier sieht der KVW eine seiner Aufgaben: staatbürgerliche Verantwortung fürs Wir übernehmen und an der Gemeinschaft mitbauen.
Mit dem Jahresthema will der KVW Aufklärung leisten und Einfluss nehmen auf die öffentliche Meinung.