Von: luk
Bozen – Am 25. November wird der internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen begangen. An diesem Tag wird an die Ermordung der Mirabal Schwestern und Anhängerinnen des Movimento „Agrupaciön politica 14 de junio“ durch das militärische Regime des Diktators Trujilo in der Dominikanischen Republik vor genau 60 Jahren gedacht. Gleichzeitig wird an diesem Tag an das Recht der Frauen auf ein Leben ohne Gewalt erinnert.
In den zahlreichen Aufrufen und Aktionen, die jährlich an diesem Tag stattfinden, kommt das Thema der Gewalt an Frauen mit Behinderung häufig zu kurz. Dies hat unter anderem auch damit zu tun, dass das Thema Gewalt an Frauen mit Behinderungen vielfach noch ein Tabu darstellt.
Um damit zu brechen und dem Thema der Gewalt an Frauen mit Behinderungen Sichtbarkeit zu geben, startet der Südtiroler Monitoringausschuss vom 25. November bis zum 10. Dezember, dem internationalen Tag der Menschenrechte, auf seiner Facebook-Seite und Homepage die Aktion „Gegen Gewalt an Frauen mit Behinderungen.“
„In diesem Zeitraum werden wir unter dem Motto #gegengewalt Informationen, Daten, Fakten, Videos und Dokumente zum Thema der Gewalt an Frauen mit Behinderungen teilen, die zu aufklären und das Tabu brechen sollen. Alle können ihren Beitrag zum Thema leisten, indem sie die Beiträge auf der Facebook-Seite und Homepage des Monitoringausschusses mit dem Hashtag #gegengewalt teilen“, erklärt die Vorsitzende des Südtiroler Monitoringausschusses, Michela Morandini.
Einen Schwerpunkt der Beiträge auf der Facebook Seite und Homepage bilden Erfahrungsberichte von Frauen mit Behinderungen zu ihren erlebten Gewaltsituationen, sowie Videos und Dokumente, die zum Thema aufklären sollen. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf die sprachliche Barrierefreiheit gelegt: Geteilt werden nicht nur Videos und Dokumente in deutscher und italienischer, sondern auch in Leichter Sprache und Gebärdensprache.
In den Beiträgen wird aber auch ein Fokus auf Zahlen und Fakten gelegt. Diese beziehen sich auf eine 2019 von der „federazione italiana per il superamento dell‘ handicap“ und dem Verein „differenza donna Onlus“ veröffentlichten Umfrage. Auch wenn es sich hierbei nur um eine der wenigen Studien in Italien zum Thema Gewalt an Frauen mit Behinderungen handelt, sprechen die darin enthaltenen Zahlen eine klare Sprache: Laut dieser Umfrage haben von 519 Frauen mit verschiedenen Behinderungen 279 (53,9%) psychologische Gewalt erfahren, 194 (37,4%) sexuelle, 123 (23,7%) physische Gewalt und 34 (6,6%) ökonomische Gewalt. Für Südtirol liegen derzeit noch keine Zahlen dazu vor.
Dass die Gewalt an Frauen mit Behinderungen ein wenig berücksichtigtes Thema ist, belegt auch die Tatsache, dass bereits 2016 in den Schlussbemerkungen des UN- Behindertenrechtsausschusses Italien darauf aufmerksam gemacht wurde, dass die Ausarbeitung eines Aktionsplanes zur Umsetzung der Istanbul-Konvention zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt in Bezug auf Frauen und Mädchen mit Behinderungen dringend notwendig ist. Andernfalls, so heißt es im Bericht, werde die Unsichtbarkeit der Frauen und Mädchen mit Behinderungen dazu führen, dass die mehrfachen Diskriminierungen ihnen gegenüber weiter andauern.
„Die Gewaltsituation von Frauen mit Behinderungen darf auch in Südtirol nicht unsichtbar bleiben. Wir müssen mit diesem Tabuthema brechen. Primär brauchen wir deshalb Zahlen und Fakten, die ein Gesamtbild über die Situation in Südtirol vermitteln. Dies ist eine wichtige Voraussetzung, um gezielte Maßnahmen ausarbeiten zu können und so im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention Frauen mit Behinderung vor mehrfachen Diskriminierungen zu schützen und ihre Menschenrechte und Grundfreiheiten gewährleisten zu können“, so Michela Morandini.