Von: mk
Bozen – Südtirols öffentliche Verwaltungen haben im vergangenen Jahr 2022 über ihre rund 600 Vergabestellen 63.775 öffentliche Aufträge im Wert von 3192 Millionen Euro ausgeschrieben. Während die Anzahl der Verfahren um rund 1600 abgenommen hat, ist der Gesamtbetrag gegenüber dem Vorjahr um 35,7 Prozent angewachsen.
Anzahl leicht rückläufig
Besonders viele Verfahren wurden im Jahr 2022 im Mai eröffnet, weniger waren es in den Sommermonaten. Im Unterschied dazu war der Verlauf 2021 eher linear. Die Auswirkungen des Gesundheitsnotstandes hatten nicht mehr die Größenordnung der vorangegangenen zwei Jahre.
Gesamtbetrag angestiegen
Der Anstieg des Gesamtbetrages ist vor allem auf das Plus bei den Lieferaufträgen zurückzuführen, der um 73,6 Prozent zugelegt hat und auf 598,45 Millionen Euro angestiegen ist. Ausschlaggebend waren dabei vor allem einige große Verfahren im Gesundheitsbereich. Betragsmäßig auf 1.358,6 Millionen Euro angestiegen und gegenüber 2021 um 44 Prozent zugenommen haben die Verfahren für Dienstleistungen, wobei Kreditnahmen im Energiesektor eine Rolle spielten. Leicht rückläufig sind die Beträge im Bereich der Bauarbeiten mit einem Gesamtbetrag von 644 Millionen Euro. Dabei haben die starken Turbulenzen bei den Materialpreisen die Vergaben öffentlicher Arbeiten beeinträchtigt und die Abwicklung der Ausschreibungsverfahren verlangsamt.
AOV-Bericht 2022 online
Die Daten über die öffentlichen Auftragsvergaben im Jahr 2022 sind dem soeben erschienenen Bericht der Landesagentur für die Verfahren und die Aufsicht im Bereich öffentliche Bau-, Dienstleistungs- und Lieferaufträge (AOV) zu entnehmen, der die Ausschreibungstätigkeit der in Südtirol tätigen Vergabestellen dokumentiert und vollinhaltlich auf den Webseiten der Vergabestelle einzusehen ist.
Fast die Hälfte der Gemeindeverfahren
Die größte Anzahl der Verfahren kommt laut AOV-Bericht von den Gemeinden und Bezirksgemeinschaften mit knapp 29.500 beziehungsweise 46,2 Prozent. Es folgen die Vergabestellen im Bereich von Forschung und Kultur mit 27,6 Prozent beziehungsweise fast 17.580 Verfahren. Das Land liegt mit 10.866 Verfahren fast gleichauf wie im Vorjahr und bei 17 Prozent. Betragsmäßig liegen Unternehmen und Konzessionäre 2022 mit mehr als einer Milliarde Euro an erster Stelle. Damit haben sie die Landesverwaltung überholt, die mit 863 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr (1320 Millionen Euro) auf Platz zwei zurückgefallen ist.
Zuschläge an Südtiroler Unternehmen
Dem Jahresbericht 2022 ist zu entnehmen, dass anzahlmäßig auch in diesem Jahr das Gros der Aufträge mit im Schnitt 82,6 Prozent der Verfahren an Südtiroler Wirtschaftsteilnehmende gegangen sind. Bei den öffentlichen Bauaufträgen sind es gar 92 Prozent. Ein anderes Bild geben die Beträge: Dort überwiegen lediglich im Bereich der öffentlichen Bauarbeiten (85,5 Prozent) Aufträge an Südtiroler Unternehmen. Bei Ausschreibungen von Dienstleistungen (64 Prozent) und Lieferungen (65,3 Prozent) lagen, was die Beträge angeht, Wirtschaftsteilnehmende aus anderen italienischen Provinzen vorne. Eine wesentliche Rolle spielen dabei die Beschaffungen im Gesundheitswesen, für welche die Hauptlieferanten außerhalb des Landesgebiets ansässig sind. Im Dienstleistungsbereich sind die Kreditnahmen ausschlaggebend, die auch von Banken und Kreditinstituten aus anderen italienischer Regionen kommen.
Direktvergaben und Verhandlungsverfahren häufigste Verfahrensformen
Unter die Lupe genommen werden auch die Verfahrensformen: Demnach wurde Direktvergaben (98,4 Prozent) und Verhandlungsverfahren (90,4 %) bei Verfahren von bis zu 40.000 Euro meist der Vorzug gegeben. Interessant ist, dass betragsmäßig im Laufe des Jahres 2022 vor allem im Dienstleistungssektor (87,2 Prozent) überwiegend das Kriterium “nur Qualität, Qualität/Preis” verwendet hat, während bei den Lieferungen, ein Bereich in dem die Produktmerkmale stark standartisiert sind, das Kriterium “nur Preis” am häufigsten verwendet wurde (68,7 Prozent).