Von: mk
Bozen – Das Südtiroler BIP steigt laut Schätzungen 2024 gleich stark wie das gesamtstaatliche, und zwar um 0,7 Prozent. Darauf weist das Landesstatistikinstitut ASTAT hin. Tourismus und Außenhandel verzeichnen Rekordwerte, aber einige Konjunkturindikatoren deuten auf eine leichte Abschwächung hin. Für 2025 wird das BIP-Wachstum auf 0,7 Prozent geschätzt, wobei abzuwarten ist, wie sich die Zölle auswirken werden, was sich derzeit noch nicht in den Wirtschaftszahlen zeigt.
In Österreich und Deutschland hält hingegen die Rezession an: Das BIP sinkt dort um 1,0 bzw. 0,5 Prozent. Bei den Konsumausgaben der privaten Haushalte in Südtirol wird im Jahr 2024 mit einer Veränderung von +1,1 Prozent gerechnet.
Mäßiges, aber positives BIP-Wachstum 2024-2026 in Italien
Laut den Daten des Nationalinstituts für Statistik (ISTAT) steigt das gesamtstaatliche BIP 2024 leicht, aber im Plusbereich in allen Teilen des Staates (+0,9 Prozent), ausgenommen im Nordosten. Hier beträgt es nur 0,2 Prozent. Insgesamt liegt die Veränderung bei +0,7 Prozent gegenüber 2023.
Auf gesamtstaatlicher Ebene tragen vor allem der Anstieg der Erwerbstätigenzahl, insbesondere in Süditalien, sowie die positive Entwicklung des Außenhandels und fast aller Dienstleistungssektoren zum BIP-Wachstum bei. Der Einfluss der Konsumausgaben der Haushalte bleibt hingegen gering.
Laut Statistischem Amt der Europäischen Union (EUROSTAT) verzeichnen Österreich und Deutschland zum zweiten Mal in Folge einen Rückgang des BIP (-1,0 Prozent bzw. -0,5 Prozent). In Österreich wirken sich die stagnierenden Konsumausgaben sowie die Rückgänge der Investitionen und Exporte auf die Volkswirtschaft aus. Die hohen Energie- und Arbeitskosten verlangsamen den Aufschwung im Produzierenden Gewerbe.
Auch in Deutschland bleiben Konsum- und Investitionsausgaben verhalten, während die Ausfuhren rückläufig sind.
Insgesamt beendet die EU-27 das Jahr 2024 mit einer positiven Veränderung (+1,1 Prozent). Die neuesten Schätzungen des ISTAT gehen davon aus, dass das BIP in Italien im Jahr 2025 um 0,6 Prozent steigen müsste und das Wachstum hauptsächlich von der Inlandsnachfrage gestützt würde. Unter der Annahme, dass die US-Zölle beibehalten werden, hätte die Auslandsnachfrage hingegen negative Auswirkungen. Die Erwerbstätigenzahl dürfte weiter steigen, aber etwas langsamer als in den letzten Jahren.
2025 wird in Österreich erneut ein Rückgang des BIP erwartet, und zwar um 0,3 Prozent. EUROSTAT geht von einem weiteren Rückgang der Investitionen aus, während die mit den Ersparnissen der Vorjahre finanzierten privaten Konsumausgaben mäßig zunehmen sollten. Der Außenhandel könnte hingegen unter den US-Zöllen leiden.
In Deutschland könnte die BIP-Entwicklung auf ein Nullwachstum für 2025 hinauslaufen. Laut EUROSTAT würden die Zölle und die Unsicherheit weltweit den Konsum, die Investitionen und den Außenhandel einbremsen. Dennoch wäre die geringere Inflation von Vorteil für die Realentlohnungen.
In der EU-27 wird für 2025 ein BIP-Wachstum von 1,1 Prozent erwartet. Für das Jahr 2026 wird für alle untersuchten Gebiete ein Wirtschaftswachstum zwischen 0,8 Prozent in Italien und 1,5 Prozent in der EU-27 prognostiziert. Die Schätzungen und Prognosen sind vor einem unsicheren globalen Hintergrund zu sehen; der Verlauf der Konflikte und geopolitischen Spannungen sowie der laufenden Handelskriege spielen eine entscheidende Rolle für die Entwicklung der europäischen Volkswirtschaften.
Südtiroler BIP wächst 2024 etwas langsamer
2024 bleibt die Inflation in Südtirol niedrig, wenn auch über dem gesamtstaatlichen Durchschnitt. Im Tourismus wird ein neuer Rekordwert von erstmals über 37 Millionen Übernachtungen erreicht. Der Außenhandel verzeichnet ein, wenn auch nur leichtes, Plus: Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Einführung der US-Zölle im Sommer bereits seit geraumer Zeit erwartet worden war. Die Landwirtschaft verzeichnet hingegen einen Rückgang mit sinkender Wertschöpfung im Vergleich zu 2023. Auch auf dem Arbeitsmarkt kommt es zu einer leichten Verschlechterung, in deren Folge die Zahl der selbstständig Erwerbstätigen sinkt. 2024 wird das BIP schätzungsweise um 0,7 Prozent steigen.
Die bisher verfügbaren Indikatorenwerte für 2025 weisen auf eine konstante Wirtschaftsentwicklung in den ersten beiden Quartalen hin, wobei jedoch die Auswirkungen der US-Zölle noch nicht hineinfließen: Rund sieben Prozent der Südtiroler Ausfuhren sind für die USA bestimmt. Die Auswirkungen auf das BIP hängen unter anderem vom Diversifizierungsgrad des Außenhandels ab, auch wenn die beiden Haupthandelspartner Österreich und Deutschland erneut ein negatives bzw. Nullwachstum aufweisen.
Der Nationale Wiederaufbau- und Resilienzplan (PNRR) sorgt für einen Wirtschaftsaufschwung, auch wenn die in Südtirol bereitgestellten Summen pro Kopf gering sind. In den ersten beiden Quartalen 2025 zeigt sich der Arbeitsmarkt grundsätzlich stabil. Zudem verzeichnet das Wirtschaftsbarometer des WIFO (Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen) 2025 eine leichte Verbesserung des Geschäftsklimas. Diese könnte, zusammen mit einer gleichbleibenden Inflation, die privaten Konsumausgaben positiv beeinflussen. Insgesamt geht die Schätzung für 2025 von einem BIP-Wachstum um 0,7 Prozent aus.
Für das Jahr 2026 wird laut einer ersten Prognose ein Wirtschaftswachstum von 1,1 Prozent erwartet, das mit dem der anderen betrachteten Gebiete übereinstimmt.
2024: Konsumausgaben in Südtirol über dem gesamtstaatlichen Niveau
Die Veränderung der Konsumausgaben der privaten Haushalte wird für 2024 leicht nach unten korrigiert und beträgt +1,1 Prozent. Sie liegt damit immer noch über dem gesamtstaatlichen Wert (+0,7 Prozent). Laut einer ersten Schätzung wird für 2025 eine Zunahme der Konsumausgaben um 1,2 Prozent erwartet.
Aktuell sind 8 Kommentare vorhanden
Kommentare anzeigen