Internationale Tagung an der unibz

Risikoprävention und Umweltschutz durch ein professionelles Geschiebemanagement

Dienstag, 06. November 2018 | 17:42 Uhr

Bozen – Wissenschaftliche Inputs zu einem hochaktuellen Thema gibt es am Donnerstag und Freitag, den 8. und 9. November, auf dem Campus Bozen der unibz. Internationale und italienische Experten zeigen auf einer Tagung, wie über ein professionelles Geschiebemanagement an alpinen Fließgewässern die Herausforderung gelingen kann, einen effizienten Hochwasserschutz bei gleichzeitigem Schutz von Flora und Fauna zu erreichen.

Wie kann man präzise messen, wie viel Steine, Schotter, Sand und Feinstoffe ein Fluss transportiert? Wie kann dieses Geschiebe so gelenkt werden, dass der Wasserstand in Hochwasserperioden nicht zu stark ansteigt? Und wie können Sedimentablagerungen in Staubecken reduziert werden? Fragen wie diese mögen so technisch erscheinen, dass sie nur Experten vorbehalten sind. Tatsächlich hat sich aber gerade bei den Hochwasserkatastrophen der vergangenen Woche wieder einmal gezeigt, dass diese Thematik viele Tausende Menschen im ganzen Land betrifft. Wissenschaftlich beleuchtet wird sie bei der Tagung Sediment Management in channel networks: from measurements to best practices der unibz, die am 8. und 9. November auf dem Campus Bozen stattfindet und von der Agentur für Bevölkerungsschutz und der ISPRA (Istituto Superiore per la Protezione e la Ricerca Ambientale) mitgetragen wird.

„Sedimente sind ein prägendes Element unserer Fließgewässer, doch sie werden beim Flussmanagement oft zu wenig beachtet”, sagt Francesco Comiti, Professor für Hydromorphologie und Organisator der Tagung. Um das hydrogeologische Risiko zu reduzieren, aber auch um den ökologischen Zustand von Flüssen und Bächen zu verbessern, sei es notwendig, sich ein klares Bild über die Geschiebesituation zu verschaffen. „Das Ausbaggern von Flussbetten ist keine Patentlösung, um die Sicherheit von Flusssystemen zu gewährleisten“, sagt Comiti. Vielmehr sei es manchmal sogar notwendig, zusätzliches Material in den Fluss einzuarbeiten. „Vor allem aber gilt es, die Verwundbarkeit der Gewässer zu reduzieren“, so der Professor für Hydromorphologie, der an der Fakultät für Naturwissenschaften und Technik unter anderem eine Vorlesung zu Monitoringsystemen und Risikomanagement im Alpenraum hält. „Das Wissen über Geschiebebewegungen in Flüssen und ihre Lenkung wird immer mehr als zentraler Faktor für eine nachhaltige und integrierte Nutzung von Wasserressourcen und Flusskorridoren in der ganzen Welt anerkannt“, sagt Francesco Comiti.

Die Tagung am Campus Bozen richtet sich an Geologen, Ingenieure, Biologen und alle Fachleute im Bereich Raumplanung und will einen Austausch über Best Practices bieten, die sowohl bei der Reduzierung des Hochwasserrisikos als auch bei einer nachhaltigen Flussbewirtschaftung neue Wege aufzeigen. Forscher und Experten aus dem akademischen Bereich, der öffentlichen Verwaltung und der Privatwirtschaft werden auf dem Campus Bozen neue Ansätze und die besten Strategien für das Geschiebemanagement vorstellen, wobei ein besonderes Augenmerk auf alpine Gewässer gelegt wird. Die konkreten Fallbeispiele werden sich nicht auf Südtirol und italienische Projekte am Po und in den Apenninen beschränken, sondern auch Erfahrungen in den USA, in Japan, der Schweiz, Österreich und Frankreich veranschaulichen.

Die Ergebnisse der Tagung, die bei einem abschließenden Runden Tisch noch einmal auf den Punkt gebracht werden, stellen eine wichtige Basis für die Leitlinien für Geschiebe-Managementpläne dar, die von der Ispra ausgearbeitet werden.

Von: luk

Bezirk: Bozen