Von: mk
Bozen – Sie sind jeden Tag zu jeder Uhrzeit und bei jedem Wetter auf Südtirols Straßen unterwegs: die Verkäuferinnen und Verkäufer der Straßenzeitung zebra. Um sie im bevorstehenden Winter zu unterstützen, machte sich die OEW-Organisation für Eine solidarische Welt kürzlich auf die Suche nach einem Sponsor. Einheitliche Jacken sollten den Straßenverkäuferinnen und -verkäufern, so wie es auch bei anderen Straßenzeitungen in Europa üblich ist, einerseits Schutz im Winter bieten, sie andererseits aber auch besser erkenntlich machen.
Fündig wurde die OEW bei der lokalen Outdoor-Bekleidungsmarke Salewa. So überreichten die Marketingchefs Arno Hofer und Thomas Aichner heute im Namen von Salewa den rund 60 Verkäuferinnen und Verkäufern Winterjacken, Rucksäcke und Mützen. Sie sollen den Verkäuferinnen und Verkäufern, die auch im Winter durchschnittlich fünf bis zehn Stunden pro Tag im Freien stehen, gute Dienste leisten.
OEW-Mitarbeiter Alessio Giordano, der als zebra.Streetworker in direktem Kontakt mit den Verkäuferinnen und Verkäufern steht, weiß, wie hart ihr Leben auf der Straße ist. Nicht alle von ihnen haben eine Wohnung. So mancher ist im Winter auf Notschlafstätten oder auf eine Matratze bei Freunden angewiesen. Viele von ihnen haben mehrere Monate auf der Flucht verbracht, andere waren jahrelang obdachlos.
Er erläuterte: „Eine Straßenzeitung zu verkaufen ist kein leichter Job. Aber für die Menschen, die zebra. verkaufen, ist dies oft die einzige Chance, über die Runden zu kommen. Aus diesem Grund versuchen wir sie mit allen Mitteln zu unterstützen und alle zu tun, damit sie sich als wertgeschätztes Mitglied des zebra.Teams fühlen.“
zebra.Verkäufer Petru Lefter und Emmanuel Oboh, die vorzüglich in Bozen die Straßenzeitung verkaufen, zeigten sich erfreut: „Wir sind an die kalten Temperaturen gewohnt, aber wenn jeden Tag sechs Stunden im Winter im Freien ist, dann schätzt man ein Geschenk wie dieses umso mehr.“ Auch zeige ihnen das neue Outfit nun ganz offen, dass sie Teil des zebra.-Teams sind.
Dass zebra. mehr als eine Zeitung ist, betonte auch Heiner Oberrauch, Präsident der Oberalp-Gruppe zu welcher unter anderem die Outdoor-Marken Salewa und Dynafit gehören: „zebra. ist ein begeisterndes Projekt, weil es verbindet und weil es sich nicht auf öffentliche Beiträge, sondern auf Freiwilligkeit stützt; weil zebra. gute Themen beinhaltet und nicht anklagt, sondern hilft. Und weil sie den Menschen Sinn und Würde gibt: den neuen Südtirolern, aber genauso den Menschen, die hier geboren sind.“ Deshalb sei es für das Unternehmen ein Herzensanliegen, den Straßenverkäufern funktionelle Jacken für ihre Tätigkeit zur Verfügung zu stellen.
Die Idee für die Initiative kam der OEW durch den Austausch mit Straßenzeitungen auf dem internationalen Kongress der Straßenzeitungen INSP 2019. Dort präsentierte die Straßenzeitungen Asphalt aus Hannover und das dänische Magazin Hus Forbi ihre professionelle Ausrüstung, die ihre Verkäufer gegen Wind, Regen und Schnee schützen und sie gleichzeitig als Straßenverkäufer kennzeichnen. Dafür arbeiten die Sozialprojekte jeweils mit großen Unternehmen zusammen.
Matthäus Kircher, Geschäftsführer der OEW, erklärt: „Uns war es aber wichtig, dass die Jacken von einem lokalen Unternehmen gesponsert werden, dem eine verantwortungsvolle Produktion am Herzen liegt. Unsere zebra.Verkäuferinnen und Verkäufer haben mit Witterungsbedingungen zu kämpfen, wie sie sonst nur Extremsportlerinnen und -sportler ertragen müssen. Dass wir Salewa als Outdoor-Bekleidungsfirma dazu begeistern konnten, das Projekt zu unterstützen, freut uns also doppelt.“
Der Verkauf von Straßenzeitungen bietet Menschen, die es schwer im Leben und kaum Zugang zum Arbeitsmarkt haben, eine sinnvolle Tätigkeit und eine kleine Verdienstmöglichkeit. zebra.Verkäuferinnen und Verkäufer betteln nicht, sondern bieten ein Produkt an, das ihnen Zugang zur Südtiroler Lebens- und Arbeitsrealität, Selbstvertrauen, Anerkennung und Würde ermöglicht. Die aktuelle Ausgabe wird von rund 60 Verkäuferinnen und Verkäufern angeboten, die bei der OEW registriert und an ihren violetten Ausweisen erkennbar sind. Sie verkaufen die Zeitung zum Preis von drei Euro. Davon gehen eineinhalb in die Produktion, eineinhalb Euro bleibt ihnen. Die Inhalte der Zeitung werden Großteils von Freiwilligen erarbeitet und lenken den Blick auf gute Nachrichten, ermutigende Geschichten und besondere Menschen in und aus Südtirol.