Bürgermeister Rösch äußert sich

Solland Silicon: “Sicherheit ist kein ethnisches Thema”

Mittwoch, 22. Mai 2019 | 12:56 Uhr

Meran – Bürgermeister Paul Rösch hat sich heute zu den jüngsten Entwicklungen rund um die Versteigerung der Solland Silicon in Sinich geäußert.

„Egal, ob die Anlage jetzt stillgelegt wird oder nicht: Meine größte Sorge wird auch weiterhin die Sicherheit bleiben“, unterstrich Rösch, dessen Zweifel an den Kaufinteressenten in den letzten Tagen erheblich gewachsen ist.

Nachdem die Firma aus Katar bei der letzten Versteigerung ein Angebot in Höhe von fünf Mio. Euro abgegeben und eine Kaution von 500.000 Euro hinterlegt hatte, hätte sie innerhalb von 60 Tagen die verbliebenen 4,5 Mio. Euro überweisen müssen. Das ist aber nicht erfolgt.

„Entweder ist in Katar das Interesse an der Fabrik doch nicht so groß wie behauptet; oder die Firma, die angeblich zig Millionen Euro investieren und Dutzende neue Arbeitsplätze schaffen will, schafft es nicht, in 60 Tagen auch nur den Kaufpreis aufzutreiben, der nur einen Bruchteil davon ausmacht“, analysierte Rösch. „Beides lässt für die Zukunft Schlimmes erahnen. Wir hatten schon einmal einen Pugliese, der das Blaue vom Himmel versprochen hat. Am Ende durfte das Land dann für die Sicherheit der Chemiefabrik aufkommen.“

Eine Entscheidung über die Verlängerung der Zahlfrist fällt die Konkursrichterin Francesca Bortolotti wohl noch diese Woche. „Meine Position war immer die selbe: Mir geht es um die Sicherheit für Meran und alle Gemeinden der Umgebung“, betonte Rösch. Sicherheit sei kein ethnisches Thema. „Wenn in Sinich ein Unfall passiert, sind wir alle davon betroffen: ob italienisch-, deutsch- oder ladinischsprachig, ob jung oder alt, ob dick oder dünn. Ich finde es schade, dass jetzt eine ethnische Geschichte daraus gemacht wird.“

Bonifizierung für neue Gewerbezone

Das Areal in Sinich ist ein Gewerbegebiet im Landesinteresse. Auch in Sachen Zivilschutz ist für die Fabrik, die unter die Seveso-Richtlinien zur Vermeidung von Chemieunfällen fällt, das Land Südtirol zuständig. „Als Gemeinde sind wir bis jetzt also weitgehend Zuschauer, auch wenn wir natürlich gerne ein Wörtchen mitreden würden“, sagte Rösch.

Für den Fall, dass die Übernahme der Fabrik tatsächlich scheitern sollte, hat der Bürgermeister bereits eine Alternative im Kopf: „Es gibt konkrete Angebote lokaler Firmen, die das gesamte Areal übernehmen und kostenlos bonifizieren würden, das hat auch der Landeshauptmann gestern bestätigt. Im Anschluss könnten sie es an interessierte Unternehmen weiterverkaufen und dadurch die Kosten decken“, so Rösch.

„Etwas Besseres könnte uns gar nicht passieren. Die Bonifizierung ist so oder so irgendwann notwendig. Und ich bin niemand, der solche Probleme einfach auf die nächste Generation abwälzt.“

Der Bedarf für eine neue Gewerbezone wäre jedenfalls da, ist sich Rösch sicher: „Der LVH hat mir erst letzte Woche mitgeteilt, dass Handwerker und Dienstleister 16.000 Quadratmeter Flächen im Meraner Raum für Neubauten oder Erweiterungen benötigen, für 12.500 Quadratmeter davon käme auch explizit Sinich als Standort in Frage. Angesichts dieser Zahlen habe ich überhaupt keine Sorge, dass eine neue Gewerbezone lange leer bleiben würde.“

Von: luk

Bezirk: Burggrafenamt