Offener Brief an Landtag

VZS sieht Alternative für den Strombonus kritisch

Freitag, 08. Oktober 2021 | 12:38 Uhr

Die Verbraucherzentrale Südtirol sieht die Alternative für den Strombonus kritisch, den die Landesregierung plant.

Als Ausgleich für den Strombonus, der nun doch nicht direkt an die Bürger ausgezahlt wird, hat das Land nämlich die Stromgesellschaft Alperia aufgefordert, einen Tarif anzubieten, der die Erhöhungen abfedert. Laut Verbraucherzentrale sei der genannte Tarif wirtschaftlich nicht attraktiv, weil er teurer ist als das aktuell günstigste Angebot auf dem freien Strommarkt. Außerdem sei das Angebot wettbewerbsverzerrend, wenn es an einen bestimmten Dienstleister geknüpft wird.

In einem offenen Brief an den Südtiroler Landtag teilt die VZS die Bedenken mit:

 

Laut Medienberichten soll der seit langem versprochene Strombonus Südtirol für Südtirols Familien nun doch nicht umgesetzt werden. Die Landesregierung hat beschlossen, dem Landtag vorzuschlagen, anstelle der Auszahlung des Gegenwerts an die Familien den Strom direkt für öffentliche Gebäude zu nutzen.

Als Alternativ-Maßnahme für die Familien soll bei einer Art „Stromgipfel“ mit der Landesenergiegesellschaft Alperia ein fixer Tarif für zwölf Monate vereinbart worden sein, wobei der Tarif jener vor der letzten Teuerung durch den Staat bleibt.

Dazu meint der Vorstand der Verbraucherzentrale Südtirol: Wie wohl es zu befürworten ist, dass bei der Wahl zwischen Strombezug und Geld die gesamtwirtschaftlich günstigere Variante den Vorzug erhält, ist die als „Alternative“ zum Bonus präsentierte Maßnahme ist jedoch aus unserer Sicht absolut inakzeptabel.

 

In erster Linie ist der genannte Tarif wirtschaftlich nicht attraktiv:

– er ist für die Durchschnittsfamilie um ca. elf Euro pro Jahr teurer als der staatlich festgelegte Tarif des geschützten Marktes;

– er ist um 160 Euro pro Jahr teurer als das aktuell günstigste Angebot auf dem freien Markt

(Daten: offizieller Vergleichsrechner der Aufsichtsbehörde für Energie ARERA, www.portaleofferte.it, 7. Oktober 2021).

Dem ist hinzuzufügen, dass eine soziale Unterstützungsmaßnahme unserer Auffassung nach nicht an einen spezifischen Dienstleister geknüpft werden kann – dies grenzt an einen marktverzerrenden Eingriff. Auch ist das Einfrieren eines Tarifs auf zwölf Monate kaum eine nachhaltige Lösung – was passiert danach?

Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Teuerungen ersuchen wir daher die Abgeordneten des Südtiroler Landtags eingehend, effektivere und dauerhaftere Maßnahmen als Unterstützung für Südtirols Familien ausfindig zu machen, auch um sicherzustellen, dass alle Bürger:innen am Mehrwert, den die Südtiroler Stromproduktion darstellt, beteiligt werden können.

 

 

Von: luk

Bezirk: Bozen