Das Projekt LISA habitec

Wenn sich die Wohnung dem Alter anpasst

Mittwoch, 24. Mai 2017 | 15:19 Uhr

Wie in vielen europäischen Ländern vollzieht sich auch in Italien ein demografischer Wandel. Bedingt durch den Anstieg der allgemeinen Lebenserwartung und die Alterung geburtenstarker Jahrgänge ist eine Umschichtung der klassischen Alterspyramide zu erwarten. Ein selbstbestimmtes Leben zuhause und die Kommunikation mit dem sozialen Umfeld ist aber auch im hohen Alter möglich – dank technischer und wohnraumintegrierter Assistenzsysteme.

Im Jahr 2035 werden mehr als die Hälfte der Menschen über 50 Jahre, jeder Dritte bereits älter als 60 sein. Um dieser neuen Silver Society so lange wie möglich ein selbstbestimmtes und sozial integriertes Leben zu ermöglichen, müssen entsprechende individuelle und hilfreiche Lösungen angedacht werden. Im Seniorenwohnheim von Deutschnofen wird seit März 2017 von Probanden in einer Versuchswohnung das System LISA habitec getestet, das in Zusammenarbeit mit verschiedenen Südtiroler Handwerks- und Dienstleistungsbetrieben, der Technischen Universität München und dem Berliner Institut für Sozialforschung ausgearbeitet und umgesetzt wurde. „Älter werdende Menschen sollen trotz abnehmender physischer und kognitiver Leistungsfähigkeit auch in Zukunft in ihrem eigenen Umfeld selbständig leben können und ihnen die Teilhabe an Familie, Gesellschaft und sogar in Arbeitsstrukturen erleichtert werden. Mit diesem Ziel vor Augen haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir der Silver Society ein selbstbestimmtes Leben so lange wie möglich bieten können“, betonte lvh-Vizepräsident Martin Haller bei der heutigen Pressekonferenz.

In der Modellwohnung haben Probanden intelligente Unterstützungssysteme für Schlafzimmer, Badezimmer, Küche und Garderobe getestet. „Lisa bietet funktionale, intelligente und vernetzte Möbel, die über physische und technische Assistenzfunktionen verfügen. Alle Funktionen sind modularisiert, das heißt sie können je nach Bedarf des Benutzers dem Basismöbel zugeschaltet und so an die jeweiligen Bedürfnisse und eventuellen Einschränkungen angepasst werden. Das bedeutet aber nicht, dass unsere Senioren keine Unterstützung durch andere Menschen und keine Pflege mehr bekommen sollen, weil die Technik ihnen alles abnimmt – im Gegenteil – die Technik soll unterstützend wirken, sie soll im Hintergrund viel Arbeit abnehmen“, erklärt die Projektleiterin Christine Pfeifer.

Besonders wertvoll und wichtig empfanden die Probanden die Sturzdetektion sowie die Vernetzung verschiedener Systeme (z.B. Blutdruckmessung, Notruf in Folge eines Sturzes) mit dem Fernseher. Positiv wahrgenommen wurde das ansprechende Design. „Das nächste Ziel ist es, modulare Systeme auf den Markt zu bringen, die zu Hause, in Seniorenwohnheimen und vielleicht auch in Hotelbetrieben eingebaut werden können“, erklärte Alex Terziarol von MM Design.

Großes Lob für die Idee und die konkrete Umsetzung des Projektes LISA Habitec gab es von Landesrätin Martha Stocker: „Dieses Forschungs- und Entwicklungsprojekt ist ein Beispiel von gelungener Zusammenarbeit zwischen Handwerk, Dienstleistung und Wissenschaft. Angesichts der einhergehenden Trends werden wir zukünftig immer mehr in solche Systeme investieren müssen.“ Thomas Bock, Professor an der Technischen Universität München sieht in der Entwicklung solcher Assistenzsysteme großes Potential: „Europa hat den höchsten Anteil an alternden Menschen. Wir haben nun die Chance, unterstützende Techniken für Menschen zu entwickeln, die ihnen ein langes selbstbestimmtes Leben ermöglichen.
In den kommenden Tagen werden die Ergebnisse der Tests wissenschaftlich ausgewertet und für die Fortentwicklung des Projektes genutzt. Die Möbel werden für eine Langzeitstudie in einer Wohnung des Grieserhofes eingebaut, worauf sich der zukünftige Bewohner bereits sehr freut.

Das Projekt LISA habitec

Die Projektgruppe, die sich der anspruchsvollen Aufgabe gestellt hat, diese Themen in ein realisierbares Vorhaben umzusetzen besteht aus fünf Südtiroler Betrieben, jeder einzelne Experte in seinem Bereich, um gemeinsam einen ganzheitlichen Lösungsansatz für diese sehr komplexe Thematik zu finden. Zum einen MM Design, international agierendes Designbüro aus Bozen, Elektro Haller aus Eppan, Meisterbetrieb spezialisiert auf Gebäudeautomation und Energietechnik, Tischlerei Alois Kofler aus Deutschnofen, Meisterbetrieb spezialisiert auf Innenausbau, GR Research aus Salurn, IT Unternehmen spezialisiert in allen Thematiken der digitalen Vernetzung, und Pfeifer Planung aus Eppan, Architektur- und Ingenieurbüro mit Schwerpunkt im Raumgestaltung und ökologischem Bauen , als Gesamtkoordinator dieses Projektes. Wissenschaftlicher Partner ist die Technische Universtität München, Lehrstuhl für Baurealisierung und Baurobotik Prof. Thomas Bock, sowie das Berliner Institut für Sozialforschung, Eva Schulze. Unterstützt wird das Projekt zudem vom Wirtschaftsverband für Handwerk und Dienstleister (lvh) und der Stiftung St. Elisabeth.

Von: luk