Von: luk
Bozen – Die Südtiroler Landwirtschaft muss sich weiterhin einer schwierigen Marktlage stellen, jedoch hat sich die Stimmung im Vergleich zum Vorjahr gebessert. Dies geht aus dem Wirtschaftsbarometer des WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen hervor. Neun von zehn Genossenschaften gehen davon aus, dass sie heuer den Landwirten zufriedenstellende Auszahlungspreise gewährleisten können.
Die landwirtschaftlichen Genossenschaften erwarten heuer eine Besserung der Geschäftslage im Vergleich zum eher schwierigen Jahr 2015. Im vergangenen Jahr konnten nur drei Viertel der Genossenschaften den Bauern zufriedenstellende Preise auszahlen, heuer gehen hingegen 90 Prozent von befriedigenden Auszahlungen aus.
Allerdings gibt es wesentliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Branchen der Landwirtschaft. Die Apfelernte im Herbst 2015 lag mit ca. 1,13 Mio. Tonnen um sechs Prozent unter dem Vorjahresniveau. Die Marktlage hat sich aber leicht gebessert, weil die Produktion in ganz Europa etwas geringer als im Vorjahr ausgefallen ist. Im ersten Quartal 2016 lag der Wert der Apfelexporte um 2,5 Prozent über dem Niveau des Vorjahres und die Preise der wichtigsten Sorte „Golden Delicious“ sind heuer um etwa vier Prozent höher. Dies wird den Obstbauern zwar keine „guten“ Auszahlungspreise gewährleisten, fast alle Obstgenossenschaften gehen aber zumindest von „befriedigenden“ Preisen aus.
Auch die Milchwirtschaft ist mit einer schwierigen Marktlage konfrontiert. Das russische Einfuhrverbot für Agrarprodukte aus der Europäischen Union, der schwächelnde internationale Handel, der sinkende Konsum, der steigende Preisdruck im Lebensmittelhandel und vor allem die Abschaffung der Milchquoten haben europaweit zu fallenden Milchpreisen geführt. In Südtirol bleiben die Milchhöfe und Sennereien eher optimistisch, vor allem weil der Großteil der angelieferten Milch direkt verarbeitet und vermarktet wird. Der hohe Veredelungsgrad und die anerkannte Qualität der Südtiroler Milchprodukte können die Verkaufspreise stützen. Vor allem im Ausland erwartet man eine Steigerung des Umsatzes. Aus diesen Gründen erhoffen sich 88 Prozent der Milchgenossenschaften, dass sie auch heuer den Milchbauern zufriedenstellende Erzeugerpreise auszahlen werden.
Am besten ist das Geschäftsklima in der Weinwirtschaft, wo alle Kellereien von befriedigenden – in den meisten Fällen sogar „guten“ – Auszahlungspreisen ausgehen. Dies vor allem dank der guten Lese im vergangenen Herbst, welche mit über 46.000 Tonnen ertragreich und qualitativ ausgezeichnet war. Für den Südtiroler Wein erwartet man heuer steigende Verkaufspreise und wachsende Umsätze sowohl auf dem italienischen wie auch auf den ausländischen Märkten.
Handelskammerpräsident Michl Ebner unterstreicht die Bedeutung des landesinternen Marktes für die landwirtschaftlichen Produkte: „Südtirols Qualitätsprodukte sind weltweit von den Konsument/innen geschätzt, aber auch der Heimmarkt birgt weiterhin ein großes Potential. Dieser sollte mit gezielten Marketingaktionen verstärkt ausgeschöpft werden.“