Von: bba
Bozen – Wie wird Südtirol als Studien- und Arbeitsort bewertet und wo zieht es die Absolvent*innen ein Jahr nach Studienabschluss beruflich und räumlich hin? Das WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer hat für die Freie Universität Bozen Daten des Konsortiums Almalaurea ausgewertet. Dies wird auch Thema des ersten Alumni Homecoming Events am 4. April 2020 sein.
Alljährlich liefert das universitäre Konsortium Almalaurea auf der Basis einer Umfrage unter Studierenden, Daten zu den Absolvent*innen seiner Partnerunis, also auch der unibz. Als Datengrundlage der vorliegenden Auswertung dienten Almalaurea-Umfrageergebnisse der Abschlussjahrgänge 2008-2018. Interessant sind dabei natürlich Daten zum Arbeitsmarkt und zur Frage, wie gut die Integration von Absolvent*innen gelingt. Das WIFO hat, mithilfe der Daten von Excelsior, ein interessantes Bild der Arbeitsmarktsituation zeichnen können.
So gaben Unternehmen für das Jahr 2018 an, gezielt nach Hochschulabsolvent*innen in den Bereichen Wirtschaft, Gesundheitswissenschaften, Industrieingenieurwesen, Sprachwissenschaften, Chemie, Bildungswissenschaften und Informatik zu suchen. Besonders schwer zu finden seien Ingenieure der verschiedenen Spezialisierungen.
Brain gain
Gefragt wurden die Absolvent*innen (Bildungswissenschaften nicht gewertet), ob sie nach Studienabschluss bereit wären, in Südtirol zu arbeiten: knapp 90 Prozent der Südtiroler sind bereit, hier zu bleiben, wohingegen aus dem Ausland stammende Studierende nur zu 60 Prozent und jene aus dem restlichen Staatsgebiet zu knapp 78 Prozent im Land verbleiben wollen. Interessant auch der Blick auf die einzelnen Studienrichtungen: über 70 Prozent der Absolvent*innen von Naturwissenschaften und Technik sagen dezidiert ja zu einer Arbeit in Südtirol, bei Design & Künste hingegen nur knapp 35 Prozent.
Ein Jahr nach Abschluss arbeiteten knapp 70 Prozent der Absolvent*innen. Bei ihrer Arbeitssuche setzen die Absolvent*innen (mehrere Antworten möglich) vor allem auf Eigeninitiative bei der Suche (78 Prozent), auf Stellenannoncen in Zeitungen und Online (64 Prozent), direkten Kontakt zu Arbeitgebern (58 Prozent) über Verwandte oder Praktika (53 Prozent). Auch die Unternehmen rekrutieren ihre Mitarbeiter über verschiedene Kanäle wie persönliche Kontakte (71 Prozent), Inserate (47 Prozent), Soziale Medien (32 Prozent) oder e-Jobbörse der Landesverwaltung (29 Prozent) und Personalvermittlungsagenturen (18 Prozent).
Brain drain
Bei Studienabschluss sind mehr als zwei Drittel der ausländischen Absolvent*innen bereit, auch nach dem Studium in Südtirol zu bleiben. Ein Jahr nach Studienabschluss sind aber nur noch 37 Prozent in Südtirol. Ähnlich verhält es sich mit Italienern aus dem gesamten Staatsgebiet: 73,2 Prozent wären bereit zu bleiben, 23 Prozent sind ein Jahr nach Uniabschluss noch hier wohnhaft. Bei den Südtiroler*innen wollen 87 Prozent bleiben, nach Studienende sind noch 73 Prozent in Südtirol wohnhaft (gültig für vier Fakultäten ohne Bildungswissenschaften). Bei den Bildungswissenschaften sind 85,2 Prozent der Südtiroler Absolvent*innen auch nach Studienabschluss in Südtirol tätig. Dies sind äußerst interessante Zahlen zu unserer Universität“, unterstreicht Präsidentin Ulrike Tappeiner. „Die Bereitschaft zum Verbleib in der Region ist gegeben, nun soll das Alumni Homecoming aufzeigen, was dennoch viele Absolvent*innen dazu bewegt, im Ausland Fuß zu fassen und nicht mehr nach Südtirol zurückzukehren.“
„Unter den Absolvent*innen sind viele, die Südtirol als Arbeitsort in Betracht ziehen. Hier gibt es viel Potenzial, Jungakademiker*innen im Land zu halten. Eine intensive Zusammenarbeit von Universität und Handelskammer Bozen zur Vernetzung der Studierenden mit Südtiroler Unternehmen ist sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung“, betont Handelskammerpräsident Michl Ebner.
Arbeitszufriedenheit
Die Umfrage beleuchtet auch Südtirol als Arbeitsort: Die Abschlussjahrgänge 2012-2017 (ohne Bildungswissenschaften) waren zu 79 Prozent im privaten Sektor tätig, 17 Prozent im öffentlichen Dienst und vier Prozent im no-profit-Bereich. Auch die Zufriedenheit mit ihrer Arbeit in Südtirol war Thema: Am zufriedensten waren ausländische Absolvent*innen mit ihrer Arbeit (über 95 Prozent), bei den Südtiroler*innen waren es knapp 90 Prozent. Interessant auch, wie die Absolvent*innen ihr Studienumfeld bewerten: Auf einer Skala von 1-4 waren die Studierenden besonders mit dem Sportangebot, Einkaufsmöglichkeiten und dem Transportwesen zufrieden, etwas weniger mit dem Kulturangebot und dem Gesundheitssystem. Eine weitere Studie des WIFO zeigt auf, dass viele junge Südtiroler Akademiker – und zwar nicht nur jene der unibz – nach Ende des Studiums im Ausland arbeiten. Aus einer Datenauswertung eruiert die WIFO-Studie: seit 2012 ist die Zahl der Südtiroler Abwanderer*innen kontinuierlich auf nunmehr 1.500 Personen (2017) gestiegen, ein Großteil davon akademisch gebildet.
Das erste Alumni Homecoming
Warum die Akademiker*innen abwandern, das möchte man auch beim ersten Alumni Homecoming diskutieren. Dabei werden Absolvent*innen aller vier Fakultäten am 4. April am NOI Techpark zu Themen diskutieren wie „Was macht ein Unternehmensumfeld besonders? Ist Südtirol ein herausragendes Umfeld für Talente und Unternehmen? Anreize für das Arbeiten und die Unternehmensgründung in Südtirol.“ Speziell im Panel „Brain Drain – Brain Gain“ wird über die Attraktivität der Arbeitsplätze diskutiert. Für die ehemaligen Studierenden stellt das Homecoming eine willkommene Gelegenheit dar, sich nach Studienende wieder zu treffen. Den verschiedenen Diskussionsmodulen im NOI folgen ein Besuch verschiedener Südtiroler Unternehmen am Nachmittag. Programm unter alumnihomecoming
Dem Homecoming voraus geht am 3. April die siebte Ausgabe des Job Speed Dating. Am Freitagnachmittag treffen ab 14.00 Uhr 80 Südtiroler Unternehmen auf Absolvent*innen, die wie bei einem richtigen Date ein Matching versuchen. Eine ideale Gelegenheit, seinen Traumjob zu finden.