Zweifel an natürlichem Ursprung von Sars-CoV-2

Corona: Studie erhärtet Verdacht auf Laborunfall

Sonntag, 30. Mai 2021 | 08:00 Uhr

Während weltweit die Impfkampagne gegen das Coronavirus voranschreitet und Hoffnung auf ein Ende der Pandemie aufflackern lässt, suchen Forscher noch immer nach dem Ursprung des Erregers. Ein neues Studienpapier des britischen Professors Angus Dalgleish und des norwegischen Wissenschaftlers Dr. Birger Sørensen birgt ordentlich Zündstoff. Die Studie soll beweisen, dass Sars-CoV-2 tatsächlich keinen natürlichen Ursprung hat, sondern im Labor von Menschenhand entwickelt wurde.

Immer wieder sind Spekulationen darüber aufgetaucht, die bald darauf wieder ins Reich der Verschwörungstheorien verwiesen wurden – spätestens dann, als Ex-Präsident Donald Trump behauptete, das Coronavirus stamme aus einem Labor in China. Doch nur weil Trump etwas sagt, muss es nicht gleich falsch sein.

Zuletzt hatte im Februar des laufenden Jahres der renommierte Physiker Roland Wiesendanger von der Universität Hamburg eine Reihe von Indizien vorgelegt, die auf einen Labor-Unfall hindeuten.

Ein Hinweis, den Wiesendanger nennt, ist die Tatsache, dass bislang kein Zwischenwirt gefunden wurde, von dem der SARS-CoV-2- Erreger von Fledermäusen übergesprungen ist, bevor er auch Menschen befallen hat. Außerdem seien die SARS-CoV-2-Viren “erstaunlich gut” in der Lage, an menschliche Zellrezeptoren anzukoppeln und in menschliche Zellen einzudringen.

Gegen die Theorie, dass das Coronavirus über Fledermäuse auf dem Fischmarkt von Wuhan gelangt sei, spreche außerdem einerseits der Umstand, dass dort keine Fledermäuse angeboten werden. Im virologischen Institut der Stadt gebe es auf der anderen Seite eine der weltweit größten Sammlungen von Fledermauserregern. Zudem seien im Labor Sicherheitsmängel dokumentiert worden.

Studie als Beweis?

Um handfeste Beweise im wissenschaftlichen Sinne handelt es sich allerdings nicht. Obwohl Wiesendanger diesen Umstand selbst eingeräumt hatte, brachte ihm dies auch Kritik ein. Anders schaut es wohl mit der Studie des britischen Professors Angus Dalgleish und des norwegischen Wissenschaftlers Dr. Birger Sørensen aus. Diese soll tatsächlich untermauern, dass Sars-CoV-2 im Labor von Menschenhand entwickelt wurde, berichtet die “Daily Mail”.

Laut den Ergebnissen der Studie, die im “Quarterly Review of Biophysics Discovery” veröffentlicht wird, wollen die Forscher in Covid-19-Proben “einzigartige Fingerabdrücke” gefunden haben, die ihrer Ansicht nach nur durch Manipulation in einem Labor entstanden sein können. Sie vermuten, dass chinesische Wissenschaftler in Wuhan das Coronavirus während der Arbeit an einem anderen Projekt erschaffen haben könnten.

Dabei soll es sich um ein sogenanntes Gain-of-Function-Projekt handeln. Darunter versteht man die Manipulation natürlich vorkommender Viren, um sie ansteckender zu machen und dann ihre möglichen Auswirkungen auf den Menschen zu untersuchen. Die Wuhan-Wissenschaftler hätten möglicherweise in ein in Höhlenfledermäusen vorhandenes natürliches Coronavirus-“Rückgrat” ein neues “Spike” eingebaut, wodurch es zum Erreger von Covid-19 und damit zum Auslöser der weltweiten Pandemie wurde.

In ihrer Studie kamen Dalgleish und Sørensen zum Schluss, dass Sars-CoV-2 “keinen glaubwürdigen natürlichen Vorfahren” habe. Zudem denken sie, dass die Wissenschaftler später sogar Versionen des Virus nachgebaut haben, um ihre Spuren zu verwischen.

WHO unter Druck

Ein Team internationaler Experten im Auftrag der WHO hatte es unterdessen im März noch als “extrem unwahrscheinlich” eingestuft, dass das Coronavirus versehentlich aus einem Labor entwichen sei. An dem Bericht wurden aber schnell Zweifel laut. Zahlreiche Staaten äußerten ihre Besorgnis darüber, dass den Experten bei ihrer Untersuchung in China der Zugang zu Daten verwehrt worden sei.

Mittlerweile steht die Weltgesundheitsorganisation unter wachsendem Druck, eine neue Ermittlung zum Ursprung des Coronavirus einzuleiten.

US-Präsident Joe Biden hatte am Mittwoch die US-Geheimdienste angewiesen, ihre Bemühungen beim Sammeln und Analysieren von Informationen über einen möglichen Laborunfall in China zu verstärken.

Bei einer Tagung der WHO-Mitgliedstaaten drängten auch EU-Länder und mehrere weitere Mitglieder auf Klarheit. Sie forderten Informationen über die nächsten Schritte der WHO bei der Ermittlung der Herkunft des Virus. Dies wird als entscheidend für die Vermeidung künftiger Pandemien angesehen.

Von: mk