Südtirols Impfproblem angehen – ein Kommentar

Gefährliches Spiel mit dem Virus

Donnerstag, 08. Juli 2021 | 15:27 Uhr

Bozen – Das sommerliche Südtirol sonnt sich in seinen bemerkenswert niedrigen Corona-Zahlen. Nach der Rückkehr zu einem fast normalen Leben scheinen die Südtiroler die vergangenen dunklen Lockdown-Monate fast schon vergessen zu haben. Aber am Horizont droht neues Ungemach. Angesichts des Auftretens neuer Varianten, der durch die Lockerungen ermöglichten vermehrten sozialen Kontakte und des noch unzureichenden Impfschutzes schließen Experten für den Herbst eine vierte Coronawelle samt erneutem Lockdown nicht mehr aus.

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Wie die Zahlen gnadenlos offenbaren, ist der unzureichende Impfschutz Südtirols Achillesferse. Lediglich 42,2 Prozent der impfbaren Bevölkerung des Landes sind vollständig immunisiert. Die traditionelle „Impfskepsis“ im Landl sowie die Tatsache, dass SARS-CoV-2 aus der öffentlichen Wahrnehmung fast verschwunden ist und dass Geimpfte gegenüber Nichtgeimpften kaum Vorteile besitzen, haben dazu geführt, dass Südtirol heute zu den italienischen Impfschlusslichtern gehört.

Die Landesregierung hat die Gefahr zwar längst erkannt, hofft aber immer noch, dass es genügt, mit immer neuen Kampagnen für die Impfung zu werben und mit einem Impfbus die Vakzine näher an die Impfmuffel zu bringen. Das ist gut und recht, wird aber mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht reichen.

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Die Experten sind sich unisono darin einig, dass der Grundstein für einen ruhigen Corona-Herbst im Sommer gelegt werden muss. Anstatt klarer Entscheidungen, die die Richtung vorgeben, erlebt die Südtiroler Öffentlichkeit aber leider das traurige Schauspiel einer zaudernden Landesregierung und einer Opposition, die nichts anderes mehr zu bieten hat, als um die Stimmen der Impfgegner und Coronaleugner zu buhlen.

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Dabei liegen die Rezepte auf der Hand. Neben einer Ausweitung der Vorteile für Inhaber des „Grünen Passes“ könnte die unmissverständliche Botschaft, dass im Falle des Falles der nächste Lockdown insbesondere die Nichtgeimpften betreffen wird, dazu beitragen, Südtirols lahmender Impfkampagne neues Leben einzuhauchen. Den Südtirolern muss bewusst werden, dass es vor allem an ihnen selbst liegt, ob ihre Heimat sicher durch den Herbst und den Winter kommt oder ob ihr Land wieder von außen zur „roten Zone“ und zum Virus-Variantengebiet – mit allen damit einhergehenden Folgen für Wirtschaft, Arbeitsplätze und Bewegungsfreiheit – erklärt werden wird.

Wir sind gut beraten, das gefährliche Spiel mit dem Virus zu vermeiden und Südtirols Impfproblem endlich anzugehen.

Von: ka

Bezirk: Bozen