Von: ka
Bozen/Jerusalem – In Südtirol herrschen Stille und Stillstand. Fast nur mehr apathisch reagieren die Menschen auf die immer neuen Schreckensnachrichten von Gemeinden, in denen die Südafrika-Mutante des Coronavirus aufgetreten ist. Fast punktgenau ein Jahr nach dem Beginn der größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg ist die Stimmung im Land auf den Nullpunkt gesunken. Dass es anderen Regionen Europas kaum besser geht, ist da nur ein schwacher Trost.
Ganz anders das Bild in Israel. Dank der hohen Durchimpfungsrate – in Israel hat die Hälfte der Bevölkerung mindestens die erste und ein Drittel sogar schon die zweite Impfdosis erhalten – wird das Virus langsam, aber kontinuierlich zurückgedrängt. Besonders die schweren Verlaufsformen nehmen spürbar ab. Der erfolgreiche Kampf gegen Corona, der vor allem der Verdienst einer durchdachten Impfkampagne ist, ermöglicht es der israelischen Regierung, Lockerungen einzuführen, von denen die Südtiroler derzeit nicht einmal träumen dürfen.
Israel gilt inzwischen international als beispielhaftes Modell für einen vielversprechenden Weg aus der Corona-Notlage. Die Entscheidung der Regierung in Jerusalem, Genesenen und bereits Geimpften größere Freiheiten zu gewähren, ist aber heftig umstritten. Auch wenn es vom medizinischen und epidemiologischen Standpunkt her an dieser Methode wenig zu rütteln gibt – von den Genesenen und besonders von den Geimpften geht kaum mehr eine Gefahr aus –, kritisieren Impfgegner den Grünen Pass als ungerecht und illegitimes Druckmittel seitens der Regierung.
Allerdings vergessen die Kritiker dabei, dass erstens die Impfung allen offensteht – es also keine Diskriminierung gibt – und zweitens, dass es allein den Menschen, die sich impfen lassen, zu verdanken ist, dass alle Bürger des Landes langsam wieder zu ihrem gewohnten Leben zurückkehren können. Es ist daher nur gerecht, wenn Genesene und Geimpfte bis zum Erreichen der Herdenimmunität größere Freiheiten genießen können. Es ist auch nur gerecht, dass Menschen, die sich durch die Impfung mit ihren Mitbürgern solidarisch zeigen, über Vorteile verfügen.
Anstatt Kritik zu üben, sollten wir Europäer – darunter auch wir Südtiroler – uns an Israel, das mit seiner Impfstrategie einen erfolgversprechenden Weg aus der Krise aufzeigt, ein Beispiel nehmen. Europa, das in einem Sumpf aus wirtschafts- und arbeitsplatzvernichtenden Lockdowns feststeckt, hat nichts nötiger als ein nachahmenswertes Modell. Eine umfangreiche Beobachtungsstudie in Schottland zeigt ebenfalls, dass der israelische Weg der richtige ist.