Von: mk
Brixen – Warum farbige Vapes mit dem Geschmack von süßen Beeren bei Schülerinnen und Schülern so beliebt sind und wie Erwachsene angebracht reagieren – eine Veranstaltung des Südtiroler Sanitätsbetriebes widmete sich dem Thema Übergang vom Erstkontakt zum problematischen Konsum und zur Sucht.
Auf Einladung des Südtiroler Sanitätsbetriebes waren Eltern und Jugendliche zum Vortragsabend ins Vinzentinum nach Brixen gekommen. Bettina Meraner, geschäftsführende Primarin des Dienstes für Abhängigkeiten in Bozen, und Martin Fronthaler, Leiter des Therapiezentrums Bad Bachgart, erklärten den Weg vom Erstkonsum über den fortgesetzten Konsum bis hin zur Entwicklung eines Problems. Es gäbe nicht nur eine Ursache, sondern es seien immer mehrere und verschiedene Faktoren, die Einfluss auf den Konsum haben. „So spielen beim Erstkonsum, beim ersten Probieren, vor allem die Umweltfaktoren eine große Rolle“, erklärte Dr.in Bettina Meraner. Damit es zu einem fortgesetzten Konsum kommt, haben persönliche Merkmale größeren Einfluss. Dazu zählen der Charakter und auch die momentane Situation, in der sich ein Mensch befindet.
Wichtig sei die Schnittstelle, an der Konsum in problematisches Verhalten abdrifte. Dies geschieht dann, wenn durch den Konsum Probleme gelöst werden. Als Beispiel wurde genannt, wenn ein schüchterner Mensch merkt, dass er nach dem Konsum von Alkohol lockerer wird und beim Ausgehen in der Gruppe mehr Spaß hat. Diese Erfahrung prägt sich ein und wird als positiv abgespeichert.
„Wir konsumieren in unserem Alltag viele Substanzen und praktizieren viele verschiedene Verhaltensweisen. Unter bestimmten Umständen gewöhnen wir uns daran oder suchen den beruhigenden, stimulierenden oder belohnenden Effekt immer wieder; mit der Gefahr, dass wir ohne nicht mehr können“, erklärten die beiden Fachleute.
Wie Dr. Martin Fronthaler erläuterte, seien Tabak, Nikotin und Alkohol nach wie vor die tödlichsten Substanzen. Sie machen sehr stark abhängig und sind weit verbreitet.
Heute wird Nikotin von Jugendlichen in neuen Formen genossen: Nikotinpads und Vapes sind weit verbreitet und haben einen hohen Gehalt an Nikotin. Nikotin ist eine Einstiegsdroge und macht relativ schnell körperlich abhängig. Der Konsum nehme durch die „trendy“ Möglichkeiten mit süßen Aromen und in ansprechenden Farben vor allem bei den 12- bis 14-Jährigen rasch zu.
Anschließend an das gemeinsame Referat gab es einen runden Tisch, an dem auch Patrizia Corazza, Koordinatorin des Arbeitstisches Schule-Gesundheit, teilnahm.
Prävention müsse immer individuell angepasst und maßgeschneidert für unterschiedliche Menschen und Situationen sein, so der Tenor. Dabei geht es nicht nur um den Umgang mit Substanzen, sondern auch um Verhaltensweisen, die zu Abhängigkeiten führen können. Ein häufig genannter Auslöser ist Langeweile, die viele Menschen in riskante Muster treibt. In der Diskussion angesprochen wurden der exzessive Umgang mit Smartphone, die Sucht nach Klicks und Bestätigung sowie die problematischen, ungesunden Auswirkungen von Energydrinks.
Ein zentraler Aspekt der Prävention ist die Stärkung sozialer Kompetenzen bei Jugendlichen, erklärte Patrizia Corazza. Diese Fähigkeiten helfen, mit Herausforderungen umzugehen und gesunde Beziehungen aufzubauen.
Sowohl Sanitätsdirektor Josef Widmann als auch Direktor vom Landesressort Gesundheitsvorsorge und Gesundheit Michael Mayr lobten die Veranstaltungsreihe Forum Gesundheit, da wichtige Themen von Fachleuten aufgegriffen und der Bevölkerung nahe gebracht werden. Sucht betreffe die ganze Gesellschaft und könne schwere gesundheitliche Folgen haben. „Eltern sind oft ratlos“, so Michael Mayr, „und hier bekommen sie Gesundheitswissen aus erster Hand und nicht von Doktor Google“.
Die nächste Veranstaltung der Reihe Forum Gesundheit Südtirol findet am 20. November in Bruneck statt. Unter dem Titel „Das Kreuz mit dem Kreuz“ geht es um das Thema Rückenschmerzen.
Informationen sind unter www.gesundheit-suedtirol.it zu finden.
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