Von: luk
Bozen – Anabolika-Missbrauch, Eltern in Angst und Würgeattacken beim Schlafwandeln: Der Elternmord in Bozen, den Benno Neumair (30) gestanden hat, wirft nach wie vor Fragen auf.
Wie die Tageszeitung Alto Adige in ihrer heutigen Ausgabe berichtet, war die Stimmung innerhalb der Familie unmittelbar vor der Tat bereits angespannt – wegen Benno. Wie aus den Verhörprotokollen von Schwester Madè Neumair vom 7. Jänner hervorgeht, war bereits das Weihnachtsfest von einem Wutausbruch des Sohnes überschattet worden.
Am 24. Dezember hatte Benno nämlich seinen 30. Geburtstag. Feiern wollte er den großen Tag aber nicht. Als seine Mutter Laura Perselli dennoch eine kleine Torte gekauft hatte, um den runden Geburtstag ihres Sohnes zu würdigen, fasste Benno es als Beleidigung auf. Er beschuldigte die Mutter, seine Entscheidung nicht zu respektieren.
Madè erzählte den Ermittlern außerdem, dass ihre Eltern sogar Angst vor Benno gehabt hätten. In der Nacht schlossen sie sich bekanntlich in ihrem Zimmer ein. Gerade in den letzten Wochen des Jahres 2020 hätten sich die Auseinandersetzungen mit ihrem Sohn gehäuft. Laura Perselli soll ihrer 26-jährigen Tochter sogar geraten haben, sich nie mit Benno zu streiten, wenn sie alleine mit ihm sei.
Konflikte zwischen Benno, seinen Eltern und der Schwester seien bereits seit Jahren immer wieder aufgeflammt. Madè erzählte unmittelbar nach dem Verschwinden ihrer Eltern von einem Vorfall vor sieben Jahren in einem Urlaub auf Indonesien. Die Geschwister hatten sich ein Bett geteilt. Plötzlich sei sie aufgewacht, weil ihr Bruder sie beim Schlafwandeln gewürgt hatte.
Diese Art von Verhalten sei laut der Schwester des 30-Jährigen durch den Konsum von Anabolika wie Testosteron verschärft worden. Solche Präparate wirken auch persönlichkeitsverändernd, was bei Benno Neumair offenbar der Fall war.
Wie es in dem Bericht weiter heißt, soll der 30-Jährige sich immer mehr in die Welt des Bodybuildings und Dopings begeben haben. Über einen Arzt in San Marina gelang es dem 30-Jährigen, Rezepte für die Medikamente zu besorgen.
Während mehr und mehr über die Hintergründe und die Vorgeschichte der Tat bekannt wird, scheinen die Ermittler zunehmend davon überzeug zu sein, dass der Elternmord nicht im Affekt geschehen ist.
Weitere Hinweise könnte die Leiche des noch immer vermissten Peter Neumair liefern. Eine Spezialeinheit der Carabinieri ist in diesen Tagen wieder an und in der Etsch mit der Suche beschäftigt.