Im Caffè Rivoire kostet der Espresso für Florentiner nur einen Euro – VIDEO

“Diese Stadt ist immer noch dein Zuhause”

Montag, 06. Oktober 2025 | 08:16 Uhr

Von: ka

Florenz/Bozen – Kaffeeliebhaber in Bozen müssen für ihren Espresso am tiefsten in die Tasche greifen. Die Südtiroler Landeshauptstadt verteidigte auch dieses Jahr wieder ihren unrühmlichen Titel als Stadt mit dem teuersten Kaffee Italiens. Dass es auch anders geht, zeigt das Beispiel eines der schönsten und angesagtesten Cafés im Zentrum von Florenz, einer der berühmtesten Kunststädte der Welt.

Facebook/Rivoire 1872

Um den Florentinern, die das Zentrum wegen des Touristenansturms aus aller Welt immer öfter meiden, zu zeigen, dass die Innenstadt in der Umgebung der berühmten Sehenswürdigkeiten auch ihnen gehört, rief das Caffè Rivoire die Initiative „Caffè del Fiorentino” ins Leben. Im Rahmen dieser Initiative zahlen Einheimische, die in Florenz oder den Nachbargemeinden wohnen, für ihren gewohnten Espresso nur einen Euro. „Es ist eine Geste, um zu sagen: Diese Stadt ist immer noch dein Zuhause”, so der Inhaber des Caffè Rivoire, Marco Fallani.

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Marco Fallani störte es, dass die Florentiner Innenstadt immer weniger von Einheimischen besucht wurde. Er ist der Ansicht, dass Veränderungen auch mit kleinen Schritten möglich sind und sein Café einen kleinen Beitrag dazu leisten kann. Deshalb bietet das traditionsreiche, im Jahr 1872 gegründete Caffè Rivoire auf der Piazza della Signoria den Einwohnern der Stadt Florenz und der umliegenden Gemeinden den gewohnten Espresso an der Theke für einen Euro statt 1,80 Euro an. Das Ziel ist es, die Florentiner dazu zu bewegen, das Zentrum ihrer Stadt wieder zu beleben.

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„Ich höre oft: ‚Ich gehe nie ins Zentrum‘, und ich verstehe, warum. Angesichts der Preissteigerungen und der Menschenmassen fühlen sich viele von einem Ort ausgeschlossen, der auch ihnen gehören sollte“, erzählt Marco Fallani, der selbst waschechter Florentiner ist. „Mit dieser Geste wollen wir sagen: Diese Stadt ist immer noch dein Zuhause. Ein Euro für einen Kaffee mag wenig erscheinen, aber er kann viel aussagen“, so der Inhaber des Caffè Rivoire, dessen „1-Euro-Initiative“ italienweit für Aufsehen sorgt.

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Fallani versichert, dass es sich nicht um eine vorübergehende Aktion, sondern um eine langfristige Maßnahme handelt. „Es geht nicht nur um eine vorübergehende Werbeaktion, sondern um eine symbolische Geste, eine aufrichtige Einladung an die Florentiner, sich die Altstadt zurückzuerobern, die aufgrund des Massentourismus und der hohen Preise oft als abweisend empfunden wird. Das Ziel ist es, die Bürger dazu zu bewegen, das Herz ihrer Stadt wiederzuerleben, statt achtlos daran vorbeizugehen“, betont Fallani.

Facebook/Rivoire 1872

Den „Caffè del Fiorentino” zum Spezialpreis von einem Euro an der Theke erhalten Einwohner der Stadtgemeinde Florenz sowie der Nachbargemeinden Fiesole, Scandicci, Impruneta, Bagno a Ripoli, Sesto Fiorentino und Campi Bisenzio, unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit, sofern sie dauerhaft in den genannten Gemeinden ansässig sind. Gegen Vorlage ihres Personalausweises oder eines anderen Dokuments, das ihren Wohnsitz bestätigt, können sie das historische Lokal auf der Piazza della Signoria, direkt gegenüber dem Palazzo Vecchio, betreten und dort einen um 80 Cent preisreduzierten Espresso genießen.

Facebook/Rivoire 1872

„Heute ist der Unterschied zwischen dem Einkommen und der Kaufkraft der Einheimischen und vieler ausländischer Touristen offensichtlich. Mit dieser Initiative wollen wir sagen: Wir sehen euch, und Florenz gehört auch euch“, fährt Fallani fort.

Erwartungsgemäß war die Initiative von Anfang an ein großer Erfolg. Den Einheimischen scheint mehr noch als der Preis, im Herzen einer der schönsten Städte der Welt für einen Espresso nur einen Euro zu bezahlen, die Absicht zu gefallen, Florenz wieder den Florentinern näherzubringen.

Facebook/Rivoire 1872

„Niemand ist einfach nur wegen des günstigen Kaffees gekommen, im Gegenteil, es gab sogar Leute, die den vollen Preis für den Espresso bezahlen wollten“, freut sich Marco Fallani, dessen Caffè Rivoire zu den schönsten Cafés Italiens gehört.

Das ist jedoch nicht die einzige Initiative des historischen Cafés: Wie ein Schild hinter der Kasse erklärt, zielt eine andere darauf ab, die Abfallmenge zu reduzieren, indem die Take-away-Gewohnheit der Ausländer so weit wie möglich eingeschränkt wird. „Wir wollen die Leute dafür sensibilisieren und dazu bewegen, den italienischen Stil zu übernehmen, das heißt, ihren Kaffee oder Cappuccino an der Theke zu trinken und nicht trinkend durch die Gassen und über die Plätze zu schlendern. Damit wird nicht nur ein schöneres Stadtbild erreicht, sondern auch der Abfall in der Altstadt reduziert“, meint der Inhaber des Caffè Rivoire.

Vom Caffè Rivoire und seinem „Caffè del Fiorentino” zum Spezialpreis von einem Euro an der Theke spricht ganz Italien. Viele Südtiroler werden sich jetzt fragen, warum hierzulande niemand auf eine solche Idee kommt.

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