Crew der Bayesian beging wohl eine verhängnisvolle Kette von Fehlern – VIDEO

“Eine Party? Es galt, das Schiff zu sichern!”

Freitag, 23. August 2024 | 08:05 Uhr

Von: ka

Palermo/Santa Flavia/Porticello – Vier Tage nach dem Untergang der Bayesian werden die Vorwürfe immer lauter, dass der Untergang eines der schönsten und größten Segelboote der Welt auf eine verhängnisvolle Kette von Fehleinschätzungen zurückzuführen sei. Im Zentrum der Kritik steht insbesondere das Verhalten des Kapitäns James Cutfield in der Unglücksnacht. Dem erfahrenen Neuseeländer wird vorgeworfen, dass er den aufkommenden Sturm unterschätzt und nicht die entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen getroffen habe.

Besonders der Chef der italienischen Sea Group, zu der Perini Navi Viareggio – die Schiffswerft, die das Unglücksboot gebaut hat – gehört, Giovanni Costantino, nimmt sich kein Blatt vor den Mund. “Ich habe gehört, dass sie eine Party gefeiert haben. Der Sturm kam nicht plötzlich. Stattdessen wäre es notwendig gewesen, durch das Schließen aller Luken das Schiff zu sichern und den Hafen anzusteuern”, so Giovanni Costantino gegenüber dem Corriere della Sera.

Im Zentrum der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft von Termini Imerese, die den Schiffbruch der Bayesian untersucht und demnächst die ersten Ermittlungsbescheide ausstellen wird, steht die Frage, ob sich der Kapitän der Bayesian, der Neuseeländer James Cutfield, in der Unglücksnacht richtig verhalten hat. Vier Tage nach dem Schiffsunglück, das sieben Menschenleben forderte, kristallisiert sich immer stärker heraus, dass der Untergang der Bayesian auf menschliches Versagen und eine verhängnisvolle Kette von Fehleinschätzungen zurückzuführen sei.

Der Geschäftsführer der italienischen Sea Group zu der Perini Navi Viareggio – die Schiffswerft, die im Jahr 2008 das Unglücksboot gebaut hat – gehört, Giovanni Costantino, ist tief verärgert darüber, dass in einigen Medien das falsche Gerücht verbreitet wird, dass der 75 Meter hohe Aluminiummast gebrochen sei. Dem Boot die Schuld am Unglück zu geben, so Giovanni Costantino, schade dem Ansehen seines Unternehmens. Dem Geschäftsführer der italienischen Sea Group zufolge sei für das Unglück vielmehr das Fehlverhalten des Kapitäns und seiner Crew verantwortlich.

ANSA/IGOR PETYX

“Wie Videos zeigen, ist der Rumpf der Segeljacht unbeschädigt. Ein Schiff wie die Bayesian kann eigentlich nicht sinken, es sei denn, wenn durch offengebliebene Luken Wasser in das Boot eindringt”, so der Chef der italienischen Sea Group, zu der Perini Navi Viareggio gehört. Giovanni Costantino betont, dass der Sturm nicht plötzlich gekommen sei. “Die Wetterkarten zeigten das Herannahen einer Schlechtwetterzone und eines Sturms”, so Costantino.

Zudem war das bewegliche, fast zehn Meter lange Kielschwert, das der Segeljacht auf hoher See mehr Stabilität verleiht, nicht ausgezogen. Um in Küstennähe bleiben zu können, war es eingezogen worden. Dies kann dazu beigetragen haben, dass das Boot bei starkem Wind weniger stabil war. Es besteht auch die Möglichkeit, dass die Heckklappe, in der das Beiboot und die Jetskis untergebracht waren, offengelassen wurde, wodurch in den Bootsrumpf eine Unmenge von Wasser eindringen konnte.

Potenziate con un performante ROV (Remotely Operated Vehicle) le ricerche subacquee dei 6 dispersi del naufragio dello yacht Bayesian a largo di Porticello (Palermo) da parte dei sommozzatori dei Nuclei Sub #GuardiaCostiera di Napoli e Messina.Il "robot" è capace di operare sul fondale marino fino a 300 metri di profondità, con un’autonomia tra le 6 e le 7 ore. Il dispositivo messo in campo dalla Guardia Costiera, dotato di un’avanzata tecnologia che permette di indagare i fondali e di registrare video e immagini dettagliate, punta a fornire elementi utili per ricostruire la dinamica dell'incidente a beneficio della Procura della Repubblica di Termini Imerese.#AlServizioDegliAltri

Posted by Corpo delle Capitanerie di Porto – Guardia Costiera on Wednesday, August 21, 2024

“Es trat eine Lage ein, die die Stabilität des Schiffes beeinträchtigte. Auf den Videos kann man sehen, dass das Schiff vor Anker lag. Ab einem bestimmten Zeitpunkt verlor der Anker seinen Halt, was zur Folge hatte, dass das Schiff vom Wind fortgerissen wurde. Der Wind trieb das Schiff vier Minuten lang vor sich her, bis es zu jenem Ort gelangte, an dem es sank. Wie das dunkel gewordene Schiff – nur die Glühbirne an der Spitze des Mastes, die von einer Batterie gespeist wird, brannte noch – beweist, lief das Boot bereits mit Wasser voll”, erklärt der Unternehmer die sich anbahnende Tragödie.

X/Vigili del Fuoco

“Es wäre notwendig gewesen, den Rumpf und das Deck zu sichern, indem man Türen und Luken schloss. Ein Manöver wie die Motoren einzuschalten, den Anker hochzuziehen, den Bug des Boots in den Wind zu setzen und den Kiel zu senken, hätte die Tragödie verhindern können”, fügt der Geschäftsführer der italienischen Sea Group hinzu.

Angesichts des schlechten Wetters wäre es ohnehin klüger gewesen, den nahen Hafen von Porticello anzusteuern. “Wieso blieben die Fischer im Hafen? Wieso können die Fischer einen herannahenden Sturm besser erahnen als die erfahrene Crew eine Luxussegeljacht?”, fragt sich Giovanni Costantino.

APA/APA/AFP/ALBERTO PIZZOLI

“Warum bleiben sie in einer Nacht mit schlechtem Wetter und mit Gästen an Bord, die keine Seeleute, sondern Urlaubsgäste sind, nicht im Hafen? Warum verbringt man die Nacht vor Anker, wenn man weiß, dass man im besten Fall kein Auge schließen kann, um den Anker und das Wetter im Auge zu behalten? Vielleicht litt die Crew der Bayesian an Selbstüberschätzung. Vielleicht dachten sie, ein so schönes Boot würde alles aushalten”, wird der erfahrene Seemann Andrea Mura aus Cagliari noch viel deutlicher.

Inzwischen wurden sechs der sieben Leichen aus dem Meer und aus dem untergegangenen Schiffswrack geborgen. Nur von der 18-jährigen Tochter Hannah des ertrunkenen Hightech-Milliardärs Mike Lynch fehlt noch immer jede Spur. Wie durch ein Wunder blieb ein britisches Elternpaar mit ihrer Tochter Sophie am Leben.

Facebook/Charlotte Golunski

“Zwei Sekunden lang verlor ich meine Tochter im Meer, dann konnte ich sie inmitten der tosenden See umarmen und beschützen”, beschreibt die 35-jährige Charlotte Golunski die dramatischen Momente vor ihrer Rettung.

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