Mann erlebt zweieinhalbstündigen Albtraum

Unglaubliche Rache: „Du hast sie ohne Erlaubnis berührt“

Montag, 05. Dezember 2022 | 07:51 Uhr

Mailand/Turin – Ein Mann und eine Frau aus Turin, die nach den Regeln des BDSM jeweils „Meister“ und „Sklavin“ waren, haben einen Mann, mit dem die Frau in der Vergangenheit eine Beziehung eingegangen war, in einer Wohnung in Mailand in eine Falle gelockt.

Das Opfer musste einen zweieinhalbstündigen Albtraum über sich ergehen lassen. Im Namen des erotischen Vergnügens von Dominanz und Unterwerfung wurde der Mann ausgezogen, geschlagen und wüst beschimpft, wobei vom Pärchen alles mit Smartphones gefilmt wurde.

Die „Rache“ des Turiner BDSM-Pärchens hatte aber ein gerichtliches Nachspiel. Während die Frau im Rahmen eines Vergleichs mit einer Haftstrafe von eineinhalb Jahren davonkam, wird sich der Mann am kommenden 24. Januar wegen Freiheitsberaubung, Nötigung und schwerer Körperverletzung vor Gericht verantworten müssen. Im Falle einer Verurteilung winkt ihm eine mehrjährige Gefängnisstrafe.

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Der aufwendig geplante und vorbereitete „Racheakt“ geschah am 20. August des Jahres 2020. Um diesen unglaublichen Akt der Gewalt in die Tat umzusetzen, mietete das aus Turin stammende Paar eigens in Mailand eine Wohnung an. Mit einer Nachricht auf Telegram, die eine Einladung zur Teilnahme an einer Mediationssitzung versprach, wurde der nichtsahnende Mann geködert und in die Mailänder Wohnung gelockt.

Dort angekommen, wurde er von einem Mann begrüßt, der zunächst der Leiter der Mediationssitzung der Telegram-Nachricht zu sein schien. Als er jedoch die Türschwelle der Wohnung überschritt, hielt der Unbekannte ihm eine Waffe an den Kopf und zwang ihn, sich hinzuknien. Alle Versuche des Opfers, die Flucht zu ergreifen, waren vergebens. Sein Peiniger schloss die Tür, packte ihn am Hals und drückte ihn gegen die Wand.

Anschließend wurde der Mann, dem der Lauf der Pistole an den Kopf gedrückt wurde, dazu gezwungen, sich erneut niederzuknien. Zudem wurde er ausgezogen, seines Smartphones beraubt und mit wüsten Beschimpfungen und Beleidigungen überschüttet. Im selben Moment trat eine Frau ein, die das Opfer als seine ehemalige Freundin wiedererkannte. Ab diesem Moment war das wehrlose Opfer nur mehr ein „Spielball“ in den Händen des Paares aus Turin. Der Mann, der ihn in die Wohnung eingeladen hatte, war kein anderer als der „Meister“ des sadomasochistischen Paares, während der Frau im selben Spiel des erotischen Vergnügens von Dominanz und Unterwerfung die Rolle der „Sklavin“ zugedacht war.

apa

Der „Beherrscher“ setzte dann sein Rollenspiel fort und zwang den Mann zu erklären, dass er seine Frau sexuell missbraucht hätte. „Du hast sie ohne Erlaubnis berührt“, lautete eine der Anschuldigungen an den Mann. Das Paar filmte ihr Opfer dabei, wie es den Satz „Es tut mir leid, dass ich dich missbraucht habe, bitte töte mich nicht“ in das Mikrofon und die Kamera des Smartphones sprechen musste.

Auf diesen ersten Programmteil folgte die eigentliche „Bestrafung“. Der „Dominator“ steckte ihm einen 500-Euro-Schein in den Mund, zog ihn an den Haaren, ohrfeigte ihn und trat ihm mehrmals in die Seite. Zugleich bedrohte ihn die Frau mehrfach mit dem Tod und gab ihm zuletzt noch eine unmissverständliche Warnung mit. „Zeige uns besser nicht an, denn ich habe Freunde bei den Ordnungskräften“.

Erst nach zweieinhalb Stunden voller Schläge, Demütigungen, Beleidigungen und Morddrohungen ließ das BDSM-Pärchen von ihrem Opfer ab. Der Mann, der sich vom Pärchen nicht hatte einschüchtern lassen, folgte aber nicht dem ernstgemeinten „Ratschlag“ der Frau und brachte trotz der gefühlten Scham die unglaubliche Gewalttat zur Anzeige.

Anhand der Zeugenaussage des Opfers brauchten die Ordnungskräfte nicht lange, das Paar auszuforschen. Es waren die Videoaufnahmen, die mit den Smartphones der Frau und des Opfers, das sie in Besitz genommen hatte, gefilmt worden waren, die dem sadomasochistischen Pärchen zum Verhängnis wurden.

Zwei Jahre nach der Tat kam es auf Antrag der ermittelnden Staatsanwältin Rosaria Stagnaro zum Prozess. Während die Frau, die nicht vorbestraft ist, im Rahmen eines Vergleichs mit einer Haftstrafe von eineinhalb Jahren davonkam, wird sich der Mann am kommenden 24. Januar wegen Freiheitsberaubung, Nötigung und schwerer Körperverletzung vor Gericht verantworten müssen. Im Falle einer Verurteilung winkt ihm eine mehrjährige Gefängnisstrafe.

Von: ka