Bürgermeister wütend über Impfverweigerer im Altersheim – VIDEO

„Wenn sie sich nicht immunisieren lassen, werde ich sie entlassen“

Freitag, 08. Januar 2021 | 07:53 Uhr

Von: ka

Bagno di Romagna – Als der Bürgermeister des Thermalkurorts Bagno di Romagna, Marco Baccini, die Nachricht erhalten hat, dass von 37 Angestellten eines Altersheimes 19 die Corona-Impfung verweigern, ist er in Rage geraten. Er teilte den Impfgegnern mit, dass sie bis Montag Zeit hätten, ihre Meinung zu überdenken. Im anderen Fall drohte er ihnen mit härtesten Konsequenzen. „Wenn sie sich nicht immunisieren lassen, werde ich sie entlassen“, so Marco Baccini.

ANSA/LUCA ZENNARO

Das Corona-Impfteam, das von der Region Emilia-Romagna beauftragt worden war, die Angestellten des Seniorenheimes „Camilla Spighi“ zu impfen, brauchte für seine Arbeit viel weniger Zeit, als ursprünglich veranschlagt worden war. In der Tat ließen sich von den 37 Angestellten des „Camilla Spighi“ nur 18 mit dem Corona-Impfstoff immunisieren. Die anderen 19 hingegen machten an diesem Tag um das „fliegende Impfzentrum“ lieber einen weiten Bogen.

Als der Bürgermeister des Thermalkurorts Bagno di Romagna, Marco Baccini, die Nachricht erhielt, dass mehr als die Hälfte der Angestellten die Corona-Impfung verweigert hatte, geriet er in Rage. Als der Bürgermeister nach den Gründen für die Verweigerung fragte, erhielt er als Antworten das gesamte, aus den sozialen Netzwerken bekannte Repertoire der eingefleischten Impfgegner. Der am häufigsten genannte Grund aber war der aus Sicht der Verweigerer zu geringe Zeitabstand zwischen der Studienphase und der Zulassung des Impfstoffs.

„Wegen ihres Einsatzes während der Corona-Notlage habe ich alle Angestellten – auch jene, die sich dazu entschieden haben, sich nicht impfen zu lassen – gelobt. Von 32 Altersheiminsassen hat sich nur eine Person mit dem Coronavirus infiziert. Aber genau aus diesem Grund riskieren wir wegen 19 Verweigerern das bisher Geleistete zunichtezumachen. Dies ist nicht tolerierbar und genau aus diesem Grund wird die Gemeinde energisch einschreiten. Ich schließe Entlassungen nicht aus. Sie haben bis Montag Zeit, ihre Meinung zu überdenken“, so Marco Baccini.

Facebook/Residenza Anziani “Camilla Spighi” Del Comune Di Bagno Di Romagna

In der Tat richtete der Bürgermeister an alle 19 Impfgegner ein Schreiben. Im Brief forderte er sie eindringlich dazu auf, sich impfen zu lassen. „Sollten sie ihre Meinung bis Montag nicht ändern, wird sie die Gemeinde nicht mehr für geeignet halten, ihre Arbeit zu verrichten. Wenn wir nicht eine Entlassung einleiten können, werden wir eine Suspendierung versuchen“, so die deutlichen Worte des Bürgermeisters.

Das Ansinnen von Marco Baccini schlug weit über die Emilia-Romagna hinaus hohe Wellen. Ein Gewerkschafter erinnerte den Bürgermeister von Bagno di Romagna daran, dass die Corona-Impfung nicht obligatorisch sei und infolge des von der römischen Regierung beschlossenen Kündigungsstopps bis Ende März ohnehin niemand entlassen werden könne. Im Lichte der bereits gültigen Gesetze kommt der angesehene, auf das Arbeits- und Gesundheitsrecht spezialisierte ehemalige Richter Raffaele Guariniello aber zum Schluss, dass Impfverweigerer sehr wohl ihren Arbeitsplatz riskieren. „Wer sich nicht impft, riskiert die Entlassung“, fasst Raffaele Guariniello seine Expertise zusammen.

ANSA/GIUSEPPE LAMI

Ironischerweise passierte in der gleichen Region – im Krankenhaus von Modena – das fast genaue Gegenteil.

Um nicht die Impfdosen bereits geöffneter und verdünnter Ampullen zu vergeuden – der Inhalt geöffneter und verdünnter Ampullen des Mittels von Biontech/Pfizer muss innerhalb weniger Stunden verwendet werden – riefen die Mitarbeiter eines Teams nach dem Ende der Impfsession ihre Verwandten an, um sie mit den übrig gebliebenen Dosen impfen zu können. Da sie im Krankenhaus nicht genügend vorgemerkte und im Spital anwesende Mitarbeiter für eine Impfung auftreiben konnten, blieb den Mitgliedern des Impfteams nichts anders übrig, als die eigenen Verwandten zu einer Corona-Impfung einzuladen.

APA/APA (dpa)/Sina Schuldt

Auch wenn im Krankenhaus niemand an der Gutgläubigkeit der Mitarbeiter zweifelt, wurde vonseiten des Betriebs doch eine Untersuchung des Vorfalls eingeleitet.