"2029 wird sich niemand an Russland erinnern"

Experte prognostiziert Ende für Putins Staat

Freitag, 21. November 2025 | 10:36 Uhr

Von: mk

Moskau/Kiew – Während Russland weiter ukrainische Städte bombardiert, laufen derzeit Gespräche über einen neuen Friedensplan, der von Unterhändlern der USA und Russlands im Auftrag von Donald Trump und Wladimir Putin ausgehandelt worden sein soll. Dieser bleibt allerdings umstritten. Während der Historiker Sergey Radchenko von einer verschleierten Kapitulation der Ukraine spricht, fordern europäische Politiker, dass Kiew und die EU in die Verhandlungen mit einbezogen werden. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist wegen einer Korruptionsaffäre im eigenen Umfeld arg unter Druck geraten, doch auch Kreml-Despot Wladimir Putin hat womöglich schlechtere Karten, als es im Moment den Anschein hat.

Wie sich bereits in der Vergangenheit abgezeichnet hat, verlangen die USA von der Ukraine Zugeständnisse und übernehmen russische Forderungen. Laut durchgesickerten Informationen soll der 28-Punkte-Plan vorsehen, dass die Ukraine weite Gebiete – selbst einige, die Russland noch nicht erobert hat – abgeben, ihre Armee halbieren und „militärisch neutralisiert” werden. Ein NATO-Beitritt für die Ukraine wäre vom Tisch, während die USA nur eine vage Schutzfunktion übernehmen würden.

Die New York Post berichtet unter Berufung auf hochrangige amerikanische Beamte, dass Rustem Umierov, der Sekretär des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrats der Ukraine, sich positiv über Trumps Plan für ein Ende des Ukraine-Kriegs geäußert habe. Die US-Beamten hätten demnach positives Feedback erhalten. Sie gingen aber nicht so weit zu sagen, dass Kiew das Abkommen akzeptiere. Stattdessen hieß es, die ukrainische Seite habe nur „dem Großteil des Plans“ zugestimmt.

Unterdessen regt sich in Europa Widerstand. Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas erklärte Medien gegenüber, um den Krieg in der Ukraine zu beenden, benötige es die Zustimmung der Ukrainer und der Europäer zu diesen Plänen. „Putin könnte diesen Krieg auf der Stelle beenden, wenn er aufhören würde, Zivilisten zu bombardieren und Menschen zu töten. Aber wir haben noch keine Zugeständnisse von russischer Seite gesehen“, erklärte Kallas. Man begrüße die bedeutungsvollen Bemühungen, den Krieg zu beenden, doch ein Frieden müsse gerecht und dauerhaft sein, so die EU-Außenbeauftragte

Gleichzeitig blickt Großbritannien bereits auf ein mögliches Ende des Krieges. Laut einem Bericht von Bloomberg gab Verteidigungsminister John Healey bekannt, dass sein Land seine Pläne zur Entsendung von Truppen in die Ukraine im Rahmen der sogenannten „Koalition der Willigen“ – einer von Großbritannien und Frankreich angeführten Gruppe von Ländern zur Unterstützung der Ukraine – aktualisiert hat. Das britische Streitkräftekommando hat demnach das zu entsendende Kontingent und den Standort seines Hauptquartiers festgelegt. Die Pläne sollen schließlich mit den anderen Koalitionsmitgliedern und der Ukraine abgestimmt werden.

Experte sieht Ende Russlands

Der Kreml, der mit seinen Raketen nicht nur die ukrainische Zivilbevölkerung attackiert und Fortschritte an der Front vermeldet, könnte nun auch politisch bald einen Erfolg verbuchen. Herman Obuchow sieht dies allerdings anders. Für den russischen Dissidenten und Gründer der US-Organisation „Stop Russian Terror“ ist der Zusammenbruch Russlands längst eingeläutet. Merkur.de zitiert ihn aus einem Gespräch mit dem ukrainischen Nachrichtenportal oboz.ua. Demnach sagt Obuchow: Der Krieg gegen die Ukraine werde 2026 enden und 2029 werde sich niemand mehr an Russland erinnern.

Seine Aussagen stützen sich auf persönliche Einschätzungen und historische Analogien. Unter anderem verweist er auf eine Zyklen-Theorie: Demnach hätten sich in Russland alle zwölf Jahre einschneidende Ereignisse ereignet, vom Mord an Zar Alexander II. über die Revolutionen bis hin zur Auflösung der Sowjetunion. Auch der Beginn der Annexion der Krim 2014 passe in dieses Schema. Die Jahre 2026 und 2027 sind ihm zufolge nächste Schlüsselmomente.

Obuchow vermutet, dass der Krieg in der Ukraine 2026 endet – womöglich durch Erschöpfung oder äußeren Druck. Im Folgejahr würden laut seiner Prognose die inneren Spannungen in Russland jedoch derart zunehmen, dass Strukturen zerbrechen. Ob dies durch Rücktritte, Umstürze oder regionale Abspaltungen geschehe, sei offen. Dass Russland in seiner jetzigen Form bestehen bleibt, hält der Menschenrechtsaktivist allerdings für sehr unwahrscheinlich.

Auch der Zerfall der Sowjetunion sei nicht plötzlich geschehen sei, sondern habe mehrere Jahre gedauert. Wie damals könnten auch heute die Wirtschaft eine entscheidende Rolle spielen. In den 1980-er Jahren trugen sinkende Ölpreise und hohe Militärausgaben zum wirtschaftlichen Zusammenbruch der Sowjetunion bei.

Russland verkauft Gold

Laut Obuchow führt Russland den Krieg zunehmend auf Pump. Darauf deuten unter anderem neue russische Staatsanleihen in Höhe von mehr als vier Billionen Rubel (ca. 41 Milliarden Euro) hin. Außerdem hat Russland begonnen, erstmals physisches Gold aus seinen Reserven zu verkaufen, um den Krieg zu finanzieren und das Staatsbudget zu stützen.

Die Zentralbank von Russland führt nun reale Marktverkäufe durch, wie Goldtransaktionen des Nationalen Wohlfahrtsfonds (NWF) zeigen – ähnlich wie bereits mit chinesischen Yuan aus dem NWF verfahren wird.

Vor dem Krieg hielt der NWF 405,7 Tonnen Gold. Seither hat das Finanzministerium 57 Prozent dieses Bestandes (232,6 Tonnen) verkauft, um Haushaltsdefizite zu stopfen. Bis zum 1. November 2025 sanken die Goldbestände des NWF auf 173,1 Tonnen.

Die gesamten liquiden NWF-Vermögenswerte (Gold und Yuan) sind um 55 Prozent von 113,5 Milliarden US-Dollar auf 51,6 Milliarden US-Dollar geschrumpft. Die nicht ausgegebenen Reserven des Fonds sind im Verhältnis zum BIP von 7,3 Prozent vor dem Krieg auf nur noch 1,9 Prozent gesunken – ein Rückgang um das Vierfache.

Putin hält an Kriegszielen fest

Gleichzeitig scheint Putin an seinen Kriegszielen festhalten zu wollen. Eine offizielle Reaktion aus Moskau gab es nach Bekanntwerden der 28 Punkte zunächst nicht. Präsident Wladimir Putin besuchte indes demonstrativ einen Kommandoposten der russischen Armee und bekräftigte bei einem Auftritt in Tarnuniform das Festhalten an seinen Kriegszielen. „Wir haben unsere gemeinsamen Aufgaben, unsere Ziele. Das Wichtigste ist, unbedingt die Ziele der speziellen Militäroperation zu erreichen“, wurde Putin vom Kreml zitiert. Der Staatschef ließ sich demnach von Generälen über den Vormarsch seiner Truppen in der Ukraine unterrichten.

Das russische Präsidialamt erklärte am Freitag, noch nicht darüber informiert worden zu sein, dass die Ukraine zu Gesprächen auf Basis des von Trump unterbreiteten Plans bereit sei.

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