Bis nach Rom - LH Kompatscher beruhigt

Wirbel um Schuleinschreibung: Fall schlägt hohe Wellen

Montag, 20. März 2023 | 17:24 Uhr
Update

Bozen – An der Mittelschule Adalbert-Stifter in Bozen/Gries ist einem Schüler nach einem Sprachtest laut einem Bericht der Tageszeitung Corriere dell’Alto Adige die Einschreibung verweigert worden. Wie es weiter heißt, sei das Kind mit Migrationshintergrund aus einer italienischen Grundschule gekommen.

Der Fall schlug am Wochenende hohe Wellen. Bildungslandesrat Philipp Achammer ließ noch am Sonntag wissen, dass er die Vorgangsweise nicht in Ordnung findet. Sprachtests seien nur zur Organisation von Unterstützungsmaßnahmen erlaubt. Zugleich erklärte er aber auch, dass er sich noch genauer über den Fall informieren müsse.

Vonseiten der Schule wurde der Fall zunächst nicht bestätigt. Auch hier hat man auf interne Prüfung der Sachlage verwiesen, bevor man sich äußert.

LH Kompatscher stellt klar

Diese ist nun erfolgt. Landeshauptmann Arno Kompatscher hat sich am Montag in die Debatte eingeklinkt und er sagt, dass der Fall anders abgelaufen ist, als zunächst berichtet: Demnach sei dem Buben der Zugang zur deutschsprachigen Mittelschule nicht verweigert worden. Vielmehr wurde ihm abgeraten, diesen Weg zu beschreiten, weil er zuvor die italienische Grundschule besucht hatte und in der Familie niemand ist, der Deutsch spricht.

Kompatscher weiter: “Es sollte weder das Recht auf freie Schulwahl noch das in Artikel 19 des Autonomiestatus verankerte Recht auf muttersprachlichen Unterricht infrage gestellt werden.” Vielmehr müssten bessere Systeme her, die die Qualität des Unterrichts auch in jenen Schulen gewährleisten, in denen Schüler mit Muttersprache in der Minderheit sind.

Da war das Kind aber bereits in den Brunnen gefallen und die Debatte bereits gelaufen.

Urzì schreibt an Bildungsminister

Indes hat sich der Kammerabgeordnete von Fratelli d’Italia Alessandro Urzì zu Wort gemeldet. Er sieht eine Verletzung des verfassungsmäßigen Rechts auf Bildung vorliegen. Es sei nicht zulässig, einen Schüler aufgrund eines Sprachtests abzulehnen. Urzì hat den Fall mit einem Schreiben an den italienischen Bildungsminister herangetragen, versehen mit der Forderung, Maßnahmen zu ergreifen.

Immer mehr nichtdeutsche Kinder wollen in die deutschsprachige Schule

In der Südtiroler Landeshauptstadt gibt es an den deutschsprachigen Schulen vermehrt Einschreibungen von Kindern nichtdeutscher Herkunft. Für das kommende Schuljahr liegen den deutschsprachigen Schulen 55 Prozent der Einschreibungen für die erste Klasse Grundschule vor, wobei die deutsche Sprachgruppe in Bozen nur rund 20 Prozent ausmacht. Das Ansinnen der Eltern ist im Grunde gut. Sie wollen, dass ihre Kinder auch die deutsche Sprache lernen. Im Schulalltag kann das aber zu Problemen führen.

Darauf hat zuletzt auch die Bozner Stadträtin Johanna Ramoser aufmerksam gemacht. Kinder mit Deutsch als Muttersprache würden dabei immer mehr in den Hintergrund rücken.

Klotz: “Unterricht in der Muttersprache in vollem Umfang gewährleisten”

Die Sachlage spricht auch die ehemalige Landtagsabgeordnete Eva Klotz von der Süd-Tiroler Freiheit an. Sie fordert die politischen Verantwortungsträger zu sofortigen Maßnahmen für den Erhalt des muttersprachlichen Unterrichts auf.

“Verschiedene Dekrete sehen dessen Schutz klar vor, aber es bedarf des Willens, diese konsequent anzuwenden.” Art. 8 des DPR 89/ 1983 besage: „Das Recht der Eltern oder ihrer Stellvertreter, über die Einschreibung in die Schulen der verschiedenen Sprachgruppen zu entscheiden, darf auf keinen Fall Einfluss auf die Unterrichtssprache haben, die für die verschiedenen Schulen vorgesehen ist“.

“Das Recht der Eltern auf freie Schuleinschreibung in eine deutsche oder italienische Schule ist demnach klar eingeschränkt: Es gilt zu verhindern, dass der einsprachige Unterricht durch massive Anwesenheit von anderssprachigen Schülern gestört wird”, so Klotz.

Das DPR 301/ 1988 besage: „Sollte die Einschreibung von Schülern im Sinne des DPR Nr. 116/ 1973 die Leistungsfähigkeit der Schule beeinträchtigen, da diese Schüler nicht eine angemessene Kenntnis der für die besuchte Schule vorgesehenen Unterrichtssprache besitzen, um am Unterricht in der Klasse, in der sie eingeschrieben sind, mit Erfolg teilzunehmen, wird diese Frage zwischen dem 20. und 25. Tag nach Beginn des Schuljahrs einer besonderen paritätischen Kommission… unterbreitet“. Im genannten Dekret seien auch die entsprechenden verfahrenstechnischen Modalitäten aufgeführt.

Eva Klotz erinnert an den harten Kampf früherer Verantwortungsträger wie Dr. Josef Ferrari um die deutsche Schule in Südtirol. “Arno Kompatscher, Philipp Achammer und die Schulführungskräfte sind es diesen Pionieren und unserem Volk schuldig, dass der Unterricht in der Muttersprache in vollem Umfang gewährleistet wird.”

Von: luk

Bezirk: Bozen