„Große Errungenschaft der Südtirol-Autonomie“

Tag der Autonomie: Botschaften von Fischer und Napolitano

Montag, 05. September 2016 | 16:00 Uhr

Bozen – Zur Festtagung “70 Jahre Pariser Vertrag” derzeit auf Schloss Sigmundskron senden die Ex-Staatoberhäupter Giorgio Napolitano und Heinz Fischer Grußbotschaften.

Seine  Autonomie rückt das Land Südtirol anlässlich der Unterzeichnung des Pariser Vertrags vor 70 Jahren mit dem heutigen Tag der Autonomie und einer Festtagung auf Schloss Sigmundskron ins Zentrum des Interesses. Beim Tag der Autonomie mit dabei sind auch der ehemalige Bundespräsident von Österreich Heinz Fischer und der ehemalige italienische Staatspräsident Giorgio Napolitano, und zwar jeweils mit einer Videobotschaft, die am Nachmittag übertragen wurde.

„Das Pariser Abkommen hat die große Errungenschaft der Südtirol-Autonomie ins Leben gerufen, nach einem arbeitsreichen Verlauf, der phasenweise vonstattenging und die Überwindung vieler Schwierigkeiten erforderte. Das Abkommen zwischen Degasperi und Gruber legte den Grundstein für ein wahres historisches Meisterwerk, das es möglich machte, ein Problem zu lösen, das auf institutioneller Ebene ebenso wie in Sachen Komplexität unvergleichbar ist. Südtirol ist ein Modell der Integration, des friedlichen Zusammenlebens und der gemeinsamen Entwicklung unterschiedlicher Volksgruppen, Nationalitäten, Sprachen und Traditionen und es hat gezeigt, dass es möglich ist, jede Konfliktebene zu überwinden“, unterstreicht Napolitano. Mehr als in die Vergangenheit, gelte es aber, in die Zukunft zu blicken, sagt der ehemalige Staatspräsident und erklärt, dass die Verfassungsreform die Wichtigkeit, die Besonderheiten Südtirols zu erhalten, bekräftige. Was über Kompromisse und Ausgleiche auch auf internationaler Ebene erreicht wurde, stünde in keiner Weise zur Diskussion, fügt Napolitano hinzu. „Für alle Südtiroler Bürger gilt es nun, weiter- und in keiner Weise zurückzugehen bezüglich dessen, was erlangt und verwirklicht wurde“, sagt der ehemalige italienische Staatspräsident.

Ähnlich lautet auch der Standpunkt des ehemaligen österreichischen Bundespräsidenten Heinz Fischer, der daran erinnert, dass das Gruber-Degasperi-Abkommen ein „historisches Datum“ sei, auf das man ebenso stolz sein könne, wie auf die Wiedergründung der Republik Österreich vor 71 Jahren. Dem Abkommen sei eine wirklich tragische Geschichte mit viel Leid und Sorgen vorangegangen, so Fischer. „Die verantwortlichen Kräfte nach dem zweiten Weltkrieg waren sich bewusst, dass man diese Wunde schließen muss, dass man ein Problem auf Dauer nur friedlich lösen kann. Das Pariser Abkommen war ein ganz großer Schritt in Richtung einer friedlichen Lösung“, betont der ehemalige Bundespräsident. Die Entwicklung der vergangenen 70 Jahre sei nicht frei von Rückschlägen und Zwischenfällen geblieben, meint Fischer. „Aber es ist ein Beispiel, dass der gute und ehrliche Wille, an einer Lösung zu arbeiten, letzten Endes den richtigen Weg weist“, sagt der ehemalige Bundespräsident. Der Weg habe viele Etappen gehabt, viele historische Persönlichkeiten waren beteiligt, und letztlich habe nur das ehrliche Bemühen auf beiden Seiten zum Erfolg geführt, sagt  Fischer, der darauf verweist, dass immer noch gearbeitet, verhandelt und gesprochen werden müsse. „Gerade die jüngsten Entwicklungen der Verfassungsänderungen in Italien machen es neuerlich erforderlich, an den Grundgedanken des Abkommens zu erinnern, nämlich an die Autonomie für Südtirol, die angepasst werden muss an die Entwicklungen, und die von beiden Seiten, von Italien und von Österreich, von Rom und von Wien getragen werden muss, und dass dies der Fall ist, ist die Verantwortung aller“, unterstreicht der ehemalige österreichische Bundespräsident.

Von: mk

Bezirk: Bozen