Infoabend zu Orts- und Familiennamen in Tramin

Über „drei Wege“, kleine Menschen und Tolomei

Dienstag, 14. November 2017 | 17:59 Uhr

Tramin – Was hat Tramin mit „drei Wegen“ zu tun? Und war der Enderle ursprünglich mal nichts anderes als ein „kleiner Andreas“? Diese und weitere Fragen beantwortete die Süd-Tiroler Freiheit bei einem Informationsabend über die Orts- und Familiennamen im Unterland und Überetsch. “Aber auch die Namenserfindungen von Erzfaschist Tolomei waren Thema.”

In seiner Begrüßung betonte Stefan Zelger, Ortssprecher der Süd-Tiroler Freiheit in Tramin, die Wichtigkeit von Namen: „Orts- und Flurnamen, aber auch Familiennamen, sind bedeutende Zeugen der Sprach- und Siedlungsgeschichte unseres Landes. Oft wirken Namen geheimnisvoll, da sie von Sprachen stammen, die es längst nicht mehr gibt.“

Cristian Kollmann, Sprachwissenschaftler mit Schwerpunkt Onomastik (Namengebung), „entschlüsselte“ viele solcher Geheimnisse. Er erläuterte den zahlreichen Zuschauern die Bedeutung und Herkunft der Ortsnamen im Unterland und Überetsch. Am Beispiel des Namens „Tramin“ zeigte er, wie sich ein Name über die Jahrtausende entwickelt. So wurde aus dem indogermanischen „*tri-“ (drei) und „*men-“ (treten) in einer vorrömisch-indogermanischen Sprache des Ostalpenraums „trimínno-“ („Dreiweg“), wobei „*mínno-“ ursprünglich „getreten Wordenes“ bedeutete. Im Laufe der Zeit entwickelte sich „trimínno-“ zu alpenromanisch „*Treménno“ weiter, was mittelhochdeutsch „Treminne“ und schließlich das uns bekannte „Tramin“ ergab.

Kollmann ging auch auf die häufigsten Familiennamen in Tramin ein. So bedeutet z.B. Oberhofer ursprünglich „der am oberen Hof Wohnende“, Zwerger „aus der Familie des Zwerges Stammender“ (mit „Zwerg“ als Übername nach der Körpergröße), und Enderle kommt von „Änderlein“, was „kleiner Andreas“ oder „Andreas Junior“ bedeutete.

“Tolomeis Fälscherwerk wirkt noch heute”

In Kontrast zu den historisch gewachsenen Namen, die Kollmann beleuchtete, stehen die willkürlichen Erfindungen von Ettore Tolomei. Die Landtagsabgeordneten der Süd-Tiroler Freiheit, Myriam Atz Tammerle und Bernhard Zimmerhofer, gingen in ihren Reden auf die Unterschriftenaktion der Bewegung ein. Die Süd-Tiroler Freiheit möchte, dass die faschistischen Ortsnamendekrete endlich abgeschafft werden. Sie sind bis heute gültig. Die Abgeordneten betonten: „Wir reagieren auf eine Initiative einer wichtigen italienischen Sprachgesellschaft. Zahlreiche Wissenschaftler haben bei hochrangigen Politikern für den Erhalt von Tolomeis Namen interveniert. Die Wissenschaft sollte aber nur der Wahrheit dienen. Und die Wahrheit ist, dass die Erfindungen der Faschisten nichts mit Wissenschaft zu tun haben. Die Erfindungen wirken aber bis heute!“

Mit einem Stand beim Katharinimarkt wird die Süd-Tiroler Freiheit demnächst wieder in Tramin präsent sein. Wer die Unterschriftenaktion unterstützen möchte, kann dann gerne beim Stand unterschreiben. Interessierte können den Infoabend außerdem auf der Internetseite oder dem YouTube-Kanal der Süd-Tiroler Freiheit nachsehen.

Von: luk

Bezirk: Überetsch/Unterland