Von: APA/AFP
Der bekannte deutsch-französische Regisseur Marcel Ophüls ist im Alter von 97 Jahren gestorben. Wie sein Enkel Andreas-Benjamin Seyfert am Montag mitteilte, starb der Dokumentarfilmer, Kritiker und politische Feuilletonist am Samstag in seinem Haus in Südwestfrankreich. Ophüls gehörte zu den prominentesten französischen Filmemachern. In seinen Werken räumte er insbesondere mit dem Mythos des französischen Widerstandes gegen die deutschen Besatzer während der Nazi-Zeit auf.
Familie froh vor den Nazis
Ophüls wurde 1927 als Sohn des berühmten deutschen Regisseurs Max Ophüls und der Burgtheater-Schauspielerin Hilde Wall in Frankfurt am Main geboren. Als Kind flüchtete er mit seiner Familie vor den Nationalsozialisten nach Frankreich und schließlich in die USA.
“Für das Überleben der kleinen Ophüls-Familie waren Frankreich und die Vereinigten Staaten die wesentlichsten Länder”, sagte Ophüls 2015 im Rahmen einer Veranstaltung der Wiener Festwochen. “Es ist noch immer sehr wichtig, Länder zu finden, wo Menschen noch gewillt sind, anderen Menschen – heute sind es die Migranten aus Afrika und anderswo – das Leben zu retten.”
“Klartext” über französische Kollaboration
Er arbeitete zunächst als Assistent für seinen Vater. 1963 drehte er mit “Heißes Pflaster” seinen ersten eigenen Spielfilm. In den darauf folgenden Jahren machte sich Ophüls vor allem als Dokumentarfilmer einen Namen. Dabei setzte er sich immer wieder kritisch mit der Zeit des Nationalsozialismus auseinander. Zu seinen erfolgreichsten Filmen zählen “Spuren der Gerechtigkeit – Nürnberg und die Folgen”, “Das Pflichtmandat” sowie “Novembertage – Stimmen und Wege”.
“Das Haus nebenan”, die Chronik einer französischen Stadt unter deutscher Besatzung, wurde in Frankreich zunächst nicht gezeigt, da Ophüls die französische Kollaboration anprangerte. Der mehr als vier Stunden dauernde Film räumte auf mit dem Klischee einer französischen Bevölkerung, die geeint Widerstand gegen die Nazis geleistet hätte. “Irgendjemand musste mal Klartext reden”, sagte Ophüls später dazu.
Meisterwerk “Hotel Terminus”
Als sein Meisterwerk gilt “Hotel Terminus”. Für den Dokumentarfilm über den stellvertretenden Gestapo-Chef in Lyon, Klaus Barbie, wurde Ophüls 1989 mit dem Oscar ausgezeichnet.
Ophüls interviewte neben anderen den Nazi-Architekten Albert Speer und den DDR-Spionagechef Markus Wolf. Mitte der 90er Jahre zog er sich in den Südwesten Frankreichs zurück und arbeitete eine Weile nicht mehr an neuen Projekten.
Im Jahr 2013 stellte er auf dem Festival in Cannes einen Film über die Orte seiner vom Exil geprägten Jugend vor. Nach Angaben seiner Familie arbeitete er kurz vor seinem Tod noch an einem Film über den Aufstieg der Rechtsextremen in Europa und den USA sowie den Nahostkonflikt.
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