Bildungsüberfall in Bozen

Ohne Torf gärtnern: Das schützt das Klima

Freitag, 01. Dezember 2023 | 16:37 Uhr

Bozen – Torf ist der Stoff, aus dem die Moore sind. Ein großer Teil der heute in Europa verwendeten Torfe kommt aus den baltischen und russischen Hochmooren. Sie zählen zu den größten und kostbarsten Mooren Europas. Es ist eine Katastrophe, wenn diese noch weitgehend intakten Lebensräume abgebaggert und zerstört werden. Die Kampagne MahlZeit ruft am Welttag des Bodens daher dazu auf, im Garten und am Balkon auf Torf zu verzichten und beim Kauf von Erde auf torffreie Produkte zu setzen und lädt zum Bildungsüberfall ein.

„Es besteht dringender Handlungsbedarf, auch bei den HobbygärtnerInnen“, so Brigitte Gritsch von MahlZeit, die selbst eine engagierte Gemeinschaftsgärtnerin ist. Viele Hobbygärtnernde kaufen abgepackte Blumenerden, wenn sie in Gärten neue Pflanzen setzen, Blumenkübel gestalten oder Balkonkästen neu bepflanzen. Doch der Großteil der handelsüblichen Blumenerden enthält Torf aus Hochmooren. Moore sind aber nicht nur hochspezialierte Lebensräume und damit Hotspots der biologischen Vielfalt. Moore sind vor allem auch unverzichtbare CO2-Speicher: Sie binden große Mengen klimaschädliches Kohlendioxid. Moore bedecken zwar nur drei Prozent der Erde, sie speichern jedoch doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder zusammen!

Um Torf zu gewinnen, und unter anderem in Blumenerden zu verwenden, werden wertvolle Hochmoore zerstört. Es wird ein Schatz vernichtet, der in Jahrtausenden entstanden ist: Ein gesundes Moor wächst in einem Jahr nur etwa einen Millimeter, das sind für einen Meter Torf rund 1.000 Jahre. Durch den Abbau wird das gespeicherte CO2 freigesetzt. Dabei leiden Moore bereits stark unter der Erwärmung, sie trocknen aus und verlieren auch dadurch ihre Speicherfähigkeit. Der Torfstich beschleunigt diesen Prozess, er verwandelt das Moor definitiv von der CO2-Senke zur CO2-Quelle.

Die handelsüblichen torfhaltigen Substrate bestehen teilweise zu 100 Prozent aus Torf, obwohl es passende Alternativen gibt. „Wenn wir torffreie Substrate kaufen, betreiben wir effektiven Klima- und Umweltschutz“, sagt Helga Salchegger, Leiterin des Fachbereichs Gartenbau im Versuchszentrum Laimburg. Ein großer Teil der heute in Europa verwendeten Torfe kommt aus den baltischen und russischen Hochmooren. Sie zählen zu den größten und kostbarsten Mooren Europas. „Es ist eine Katastrophe, wenn diese noch weitgehend intakten Lebensräume abgebaggert und zerstört werden“, schreibt der BUND Naturschutz Deutschland in seiner Broschüre.

Beim Erdenkauf gilt es also genau hinzusehen und torfhaltige Erden links liegen zu lassen. Denn es gibt gute Alternativen zum Kauf von torfhaltigen Erden. Hier einige Tipps:

  • Wo immer möglich, sollte ein eigener Kompost Humus für den Garten liefern. Gerade jetzt im Herbst in einer Ecke des Gartens einen Kompostplatz anlegen, Laub und Gartenreste aufschichten und im Sommer eigene, gute Komposterde ernten!

  • Topfpflanzen, Kräuter und Gemüsesetzlinge können dann in der eigenen Erde gezogen werden, um so den Verbrauch von gekaufter Erde ebenso zu vermeiden wie die meist torfhaltigen Fertigtöpfchen. Dadurch lassen sich zudem auch noch Rohstoffe und Energie einsparen, die bei der Herstellung und dem Transport von gewerblichen Erden entstehen.

  • Beim nächstgelegenen Kompostwerk kann man in ganz Südtirol gut kontrollierte Komposterde abholen!

  • Die Topferden vom Vorjahr sollte man nicht wegwerfen, sondern absieben und wiederverwenden.

  • GartenfreundInnen, die Blumen- oder Gemüseerde zukaufen müssen, finden auch hierzulande ein breites Sortiment an torffreien Erden. Aber Achtung! „Torfreduziert“ heißt nicht „torffrei“ und „bio“ bedeutet auch nicht automatisch „torffrei“. Wichtig also auch hier: Brille mitnehmen und das Kleingedruckte auf dem Sack lesen.

Der Bildungsüberfall zum Welttag des Bodens 2023 findet am 5. Dezember in Bozen um 10.30 Uhr an der Talferbrücke statt.

Von: mk

Bezirk: Bozen