Von: luk
Bozen – Heute ist der Internationale Tag der Muttersprache. Mehrere politische Vertreter aus Südtirol haben sich dazu zu Wort gemeldet.
Alfreider: “Sprache ist Identität”
Unsere Muttersprache ist einer der größten Erben, die wir haben. Sprache ist nicht nur ein Verständigungsmittel. Sprache ist mehr, Sprache schafft kulturelle Heimat, Sprache schafft Identität.
Der 22. Februar ist der Internationale Tag der Muttersprache. Dieser erinnert uns an die Bedeutung des Kulturgutes Sprache und soll die Sprachenvielfalt und den Gebrauch der Muttersprache fördern.
„Wir Ladiner wollen und sollen weiterhin selbstbewusst mit unserer Muttersprache umgehen, da diese ein Teil von uns ist. Sie ist etwas Wertvolles, das es zu erhalten gilt“ betont Daniel Alfreider, Vorsitzender der SVP-Ladina und FUEN-Vizepräsident.
Eines der obersten Ziele im Grundsatzprogramm der SVP ist es, den Minderheiten den Fortbestand in Sprache und Kultur zu sichern, wozu das Autonomiestatut den gesetzlichen Rahmen bietet. Unser Ziel ist der Aufbau und die Festigung eines Bewusstseins für die Schönheit und Ausdruckskraft unserer Sprache. Nur wenn wir unsere eigene Sprache schätzen, wird sie ernst genommen“, so Alfreider.
In diesem Zusammenhang weist Daniel Alfreider auf die laufende Minority Safepack Initiative hin und ruft alle Südtiroler und Südtirolerinnen auf, mit ihrer Unterschrift ein Zeichen zu setzen und die europäischen Minderheiten zu unterstützen.
Oberhofer: „Internationaler Tag der Muttersprache und Schutz der europäischen Sprachminderheiten“
Der internationale Tag der Muttersprache am 21. Februar soll an die Bedeutung des Kulturgutes „Sprache“ erinnern, sowie an den Gebrauch der Muttersprache, als Zeichen der Wertschätzung gegenüber der eigenen Identität, inmitten einer sich rasch verändernden Gesellschaft. Die Verwendung der Muttersprache im eigenen Land muss als Grundrecht erhalten werden.
„Die Muttersprache öffnet das Tor zur Bildung, zu anderen Sprachen, zum eigenen Ich und zur Gesellschaft insgesamt. Sie ist der Garant für qualitativ hochwertiges Lernen und sie ist die Konstante die den Verlust der eigenen Identität verhindert. Durch die Muttersprache lernen wir unsere Emotionen auszudrücken und Erfahrungen zu verarbeiten. Die Vertrautheit die bei der Verwendung der Muttersprache gegeben ist, ist im Regelfall bei keiner anderen Sprache gegeben. In ihrer natürlichen Verwendung ist sie einzigartig“, erklärt die Landtagsabgeordnete Tamara Oberhofer, die selbst Fremdsprachen mit Schwerpunkt Sprachwissenschaft studiert hat.
„Die große politische Herausforderung wird es sein, dafür zu sorgen, dass in den Bildungseinrichtungen genügend Kenntnisse in der Muttersprache vermitteln werden und dass zugleich der Fremdsprachenunterricht richtig gefördert wird, um der lokalen und der globalen Zugehörigkeit unserer Kinder und Jugendlichen gerecht zu werden. Dies ist mit Sicherheit eine besondere Herausforderung in einem Minderheitenland wie Südtirol. Aus diesem Grund sind auf Nationalstaaten ausgerichtete Sprachförderungsprojekte mit Vorsicht zu genießen, weil ihre Auswirkungen auf Sprachminderheiten in den Theorien nicht berücksichtigt werden“, erklärt die freiheitliche Landtagsabgeordnete Tamara Oberhofer.
„Laut Einschätzung der UNESCO sind von den weltweit 6000 Sprachen ungefähr die Hälfte vom Aussterben bedroht. In Europa gehören 50 Millionen Menschen nationalen und sprachlichen Minderheiten an. Viele Minderheiten in Europa haben kaum vergleichbare Rechte, die mit jenen von uns Südtirolern zu vergleichen sind. Der internationale Tag der Muttersprache soll als Gelegenheit genutzt werden, um sich aktiv für den Schutz anderer Sprachminderheiten und ihrer Muttersprache einzusetzen. Solidarität kann jeder von uns durch die Unterzeichnung der Minority Safe Package Initiative zeigen. Italienweit müssen 54.750 Unterschriften gesammelt werden, derzeit liegt die Beteiligung bei mageren 5%. Gerade weil wir Südtiroler eine ähnliche Situation der Unterdrückung unserer Muttersprache erlebt haben, sollten wir uns durch Tatkraft solidarisch erklären. Jede dieser Sprachminderheiten macht Europa reicher, daher sind alle Südtiroler aufgerufen, die Minority Safe Package Initiative zu unterstützen“, schließt Oberhofer ab.
Süd-Tiroler Freiheit mahnt Landesregierung zu verantwortlicher Sprachpolitik
„Wer seine Sprache nicht achtet und liebt, kann auch sein Volk nicht achten und lieben.“ Mit diesem Zitat von Ernst Moritz Arndt – eines deutschen Schriftstellers während der Befreiungskriege gegen Napoleon – mahnt die Süd-Tiroler Freiheit die Landesregierung zu einer verantwortungsvollen Sprachpolitik.
Konkret fordert Cristian Kollmann, Landesleitungsleitungsmitglied der Süd-Tiroler Freiheit und Sprachwissenschaftler, ein Umdenken in der Sprachunterrichts- und Ortsnamenpolitik sowie das Unterlassen von romgefälligen Experimenten.
Der Anlass für die Forderung ist der internationale Tag der Muttersprache am 21. Februar. „Die Muttersprache ist ein hohes Gut, das es in einem fremdnationalen Staat besonders zu schützen gilt!“, betont Kollmann, der auch Sprecher der bei der Süd-Tiroler Freiheit angesiedelten Arbeitsgruppe „Recht auf Muttersprache“ ist.
An die Landesregierung stellt die Arbeitsgruppe eine Reihe von Forderungen: „Die Landesregierung muss sich entschiedener für das Recht der Südtiroler auf Gebrauch ihrer Muttersprache einsetzen unddamit aufhören, den muttersprachlichen Unterricht zu Gunsten des fragwürdigen CLIL-Unterrichts aufs Spiel zu setzen. Ebenso muss insbesondere die Südtiroler Volkspartei endlich erkennen, dass auch die historisch fundierten Orts- und Flurnamen – die deutschen, ladinischen und echten italienischen – eines besonderen Schutzes bedürfen. Mit diesen dürfen die tolomeisch-faschistischen und pseudoitalienischen Namen, angefangen bei „Alto Adige“, nicht auf dieselbe Stufe gestellt werden!“