Von: mk
Brixen – Genau vor zehn Jahren, am 30. November 2013, wurde die Diözesansynode eröffnet. Die Diözese hat dieses Jubiläum zum Anlass genommen, um gestern in der Brixner Cusanus-Akademie eine Standortbestimmung vorzunehmen. Das Fazit: Einige, auch weitreichende Maßnahmen sind umgesetzt worden, aber zahlreiche Beschlüsse der Synode müssen noch angegangen werden. „Wir sind heute nicht hier, um den Weg, den wir vor 10 Jahren eingeschlagen haben, zu beenden. Der Weg geht weiter“, brachte es Bischof Ivo Muser auf den Punkt.
Das griechische Wort “synodos” bedeutet “gemeinsam gehen”. Genau das, so betont Papst Franziskus, ist die Aufgabe der Kirche selbst. Während die Diözese Bozen-Brixen 2013 für Aufsehen sorgte, weil sie versuchte, die Diözesansynode zu einem partizipativen Weg zu machen, ist heute, zehn Jahre später, Synodalität auch in der Weltkirche zum Schlüsselbegriff geworden.
Die Diözesansynode hat die Kirche in Südtirol zwei Jahre lang – von 2013 bis 2015 – intensiv beschäftigt. Das lässt sich allein an den Zahlen ablesen: Etwa 5000 Menschen haben an den offenen Treffen der Synode teilgenommen, 259 Synodale haben dann in zwölf Kommissionen die gesammelten Vorschläge zusammengefasst, Visionen entwickelt und konkrete Umsetzungsschritte für die Südtiroler Kirche definiert.
Synode als Beginn eines neuen Weges
Um das Engagement all dieser Menschen zu würdigen, hat die Diözese gestern zu einer Feier in die Cusanus-Akademie mit Rückblick, Vorausschau und Podiumsdiskussion eingeladen. „Wir feiern den Beginn der Synode vor 10 Jahren, weil wir damals einen Weg begonnen haben, der noch nicht zu Ende ist. Wir gehen den Weg weiter, wollen das bereits Beschlossene umsetzen, den Stil der Synodalität fortführen und gemeinsam unserem Auftrag als Kirche nachkommen“, ist Reinhard Demetz, damals Sekretär der Synode und heute Seelsorgeamtsleiter, überzeugt.
Bischof Muser: „Der Weg geht weiter“
Bischof Ivo Muser schlägt in dieselbe Kerbe: „Wir haben mit der Synode nicht die Welt verändert, aber wir haben uns der Diskussion gestellt. Wir haben hineingeschaut in das Leben der Diözese, in das Leben der Familie, in das Leben der Pfarrgemeinde. Wir sind heute nicht hier, um diesen Weg zu beenden. Der Weg geht weiter. Es ist ein gemeinsamer, ein synodaler Weg, den wir nicht alleine gehen, sondern als Teil einer viel größeren Gemeinschaft.“
Seit dem Abschluss der Synode im Dezember 2015 wurden einige große Maßnahmen umgesetzt wie die Reform des bischöflichen Ordinariates mit der sprachenübergreifenden Zusammenführung der Ämter, der neue Firmweg, die Umgestaltung der Seelsorgeeinheiten oder die Arbeit der Pastoralteams in den Pfarreien. Auch die Arbeitsgruppe für Geschlechtergerechtigkeit oder jene für Glauben und Homosexualität sind nach entsprechenden Beschlüssen der Synode mittlerweile aktiv.
Deutlich mehr Maßnahmen offen als abgeschlossen
Reinhard Demetz betonte gestern aber auch, dass noch deutlich mehr Dinge offen sind, als abgeschlossen worden seien: „Es gibt zum einen große Maßnahmen, bei denen es um den Einsatz von mehr Personal oder die Schaffung neuer Stellen geht. Dabei hat man die Rechnung ohne die entsprechende Finanzierung gemacht. Das heißt aber nicht, dass es morgen nicht finanzierbar werden kann. Zum anderen gibt es aber auch sehr viele kleine Maßnahmen, bei denen die Umsetzung sehr schwerfällig ist.“
Prioritätenliste fehlt
Rückblickend würde Demetz viel mehr Wert darauf legen, Prioritäten zu setzen. Besonders bei jenen Maßnahmen, die teuer sind und viele Ressourcen benötigen. „Es muss festgelegt werden, was unbedingt verwirklicht werden soll und was nicht“, ist Demetz heute überzeugt.
Abgeschlossen wurde die Standortbestimmung mit einer Diskussion im Fishbowl-Format mit Generalvikar Eugen Runggaldier, don Mario Gretter, Renate Rottensteiner und Luciana Fiocca. Angesprochen wurden dabei Themen wie die Evangelisierung, die Zusammenarbeit zwischen Priestern und Laien sowie zwischen den Sprachgruppen oder der Ansatz, nicht immer alles machen zu wollen und weniger Aktionismus zu betreiben.