Von: apa
Fil Bo Riva hatte ein neues Album fast fertig, eine Tournee war angesetzt – doch der Singer-Songwriter sagte im Frühling 2023 nach Panikattacken, die depressive Züge annahmen, alle Termine ab und legte die Lieder auf Eis. Nach einer Auszeit und Therapie stellte er nun seinen zweiten Longplayer “Modern Melancholia” fertig. “Die Themen sind sehr persönlich, aber die Musik wirkt positiv leicht”, sagt der in Italien geborene und in Berlin lebende Musiker im APA-Interview.
Er habe viele Jahre einen ungesunden Umgang mit sich selbst gepflegt, zu hohe Ansprüche an sich selbst gestellt und sich selbst unter Druck gesetzt, gibt Riva in einem Pressestatement seiner Plattenfirma offen zu. Daher zweifelte er vor der notwendigen Pause auch an den neuen Liedern. Nach Pflege der mentalen Gesundheit und der Rückkehr zu den Songs wurde dem Künstler dann doch die Qualität der Stücke bewusst. Zwei neue Lieder kamen dazu, der Veröffentlichung (ab Freitag im Handel) stand nichts mehr im Wege.
“Diese paar Monate zwischen Pause und Weitermachen waren wichtig, um überzeugt zu sein, dass die Songs wirklich gut sind und dass ich nicht noch einmal reingehen muss, um alles zu ändern”, erzählt der Sänger mit bürgerlichem Namen Filippo Bonamici. Das Thema Burn-out, auf die eine oder andere Art präsent in den Liedern, schien ihm zunächst gar nicht wichtig. “Nach der Auszeit wurde mir jedoch klar, dass ich – ohne darüber nachzudenken – Songs zu diesem Thema geschrieben hatte. Mein Unterbewusstsein war smarter als ich selbst.” Und eines sei ihm klar geworden: “Dass es keine Schwäche, sondern eine Stärke ist, darüber zu berichten. Ich fühle mich jetzt besser als davor, was schön ist.”
Zu düster klingt “Modern Melancholia” trotz aller Ernsthaftigkeit nicht: “Zunächst saß ich allein zu Hause und habe die Songs geschrieben und vorproduziert”,erläutert Riva. “Ich hatte immer Lust auf Songs, die mir sehr viel Energie geben. Deswegen versuchte ich produktionsmäßig in eine Richtung zu gehen, die mich selbst antreibt und mich nicht zu traurig macht. Eben als Kontrast zu den traurigen Texten.”
Ob Melancholie schon immer in ihm stecke? “Ja, das habe ich aber auch erst jetzt rausgefunden”, antwortet Bonamici. “Mein erstes Album heißt ‘Beautiful Sadness’, auf meiner ersten EP ging es auch ums Herzbrechen und starke Emotionen. Ich war immer ein sehr zufriedener und glücklicher Mensch, hatte aber stets Phasen, in denen ich Songs geschrieben habe, die aus mir rauskamen, wenn es mir nicht so gut ging. Das habe ich immer als Stärke empfunden, weil ich in solchen Phasen sehr kreativ schreiben kann.”
Filippo Bonamici kam in Rom zur Welt, ging später auch in Irland in die Schule und machte dort seinen Abschluss. Der Sohn eines Italieners und einer Deutschen lebte in Spanien und fühlt sich nun in Berlin wohl (im Winter will er trotzdem “zunehmend woanders hin”). “Ich habe bemerkt, dass ich die musikalische Kultur der jeweiligen Länder und Städte mitgetragen habe. Ich war immer sehr beeinflusst von der Musik, die dort modern war. Darum war mein Musikspektrum viel breiter. Das hat mein Songwriting beeinflusst.”
Seinen Stil – “englische, melancholische Indie-Musik”, wie er sein Schaffen selbst beschreibt – habe er sich “nicht ausgesucht”: “Da ich auf Klavier und Gitarre meine Lieder erarbeite, entstand dieser Sound. Ich folge meinen Gefühlen – wenn ich etwas mag, mache ich weiter.” Nur eine Vorgabe habe er sich beim Einspielen der neuen Lieder selbst auferlegt: Sie sollten kürzer sein. “Die 14 Songs am Album dauern alle ungefähr drei Minuten – weil ich im Gegensatz zu früher keine Lust auf lange Lieder hatte, sondern auf knackige Songs.”
Auch die Konzertreise wird nun nachgeholt. Am 25. November gastiert der talentierte Sänger und Songschreiber in der Simm City in Wien.
(Von Wolfgang Hauptmann/APA)