Von: mk
Bozen – Das Geschäftsklima in Südtirol bleibt positiv. Das geht aus der Herbstausgabe des Wirtschaftsbarometers des WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen hervor. Die Ertragslage im Jahr 2016 ist für 84 Prozent der Unternehmen zufriedenstellend und für das kommende Jahr wird eine weitere Steigerung erwartet. Das Südtiroler Bruttoinlandsprodukt wird voraussichtlich auch im Jahr 2017 um 1,3 Prozent wachsen.
Der Anteil der Südtiroler Unternehmen, die ihre Ertragslage im Jahr 2016 positiv bewerten, beträgt 84 Prozent. Somit hat sich das Geschäftsklima in Südtirol das dritte Jahr in Folge verbessert und den höchsten Wert seit zehn Jahren erreicht. Darüber hinaus wird für 2017 eine weitere Steigerung erwartet: 88 Prozent der Wirtschaftstreibenden erhoffen sich im kommenden Jahr zufriedenstellende Erträge.
Die Unternehmen konnten heuer ihre Umsätze steigern, obwohl die Verkaufspreise nur moderat angestiegen sind. Besonders positiv entwickelte sich der lokale Südtiroler Markt, aber auch mit der Kundschaft aus dem Ausland und aus anderen italienischen Provinzen konnte ein wachsendes Geschäftsvolumen erzielt werden. Dieser positive Trend dürfte sich nach Aussagen der befragten Unternehmen auch 2017 fortsetzen, unter anderem weil die Verkaufspreise etwas stärker ansteigen dürften.
Die steigenden Umsätze bewirken positive Beschäftigungseffekte. In den ersten neun Monaten 2016 gab es in Südtirol durchschnittlich 195.400 unselbstständig Beschäftigte, mit einem Wachstum von 2,5 Prozent im Vergleich zu 2015. Für das kommende Jahr erwarten die Unternehmen eine weitere Zunahme.
Die Situation hat sich auch bezüglich der wichtigsten Rahmenbedingungen entspannt: Kostenentwicklung, betriebliche Wettbewerbsfähigkeit, Zahlungsmoral der Kund/innen und Zugang zum Kredit werden derzeit von den befragten Unternehmern und Unternehmerinnen besser bewertet als in den Vorjahren, vor allem im Hinblick auf 2017. Die Investitionen werden im kommenden Jahr voraussichtlich stabil bleiben.
Aus der Befragung ergeben sich einige Unterschiede, was die konjunkturelle Lage der verschiedenen Wirtschaftssektoren betrifft. Die Ertragslage ist vor allem im Transportsektor und im Gastgewerbe sehr positiv. Im Dienstleistungssektor gibt es hingegen Schwierigkeiten, vor allem was die Kreditbranche betrifft. Das Geschäftsklima ist auch im Großhandel und im Baugewerbe noch eher verhalten, aber besser als in den Vorjahren. Im Hinblick auf 2017 werden steigende Erträge in fast allen Sektoren erwartet.
Der Optimismus der Südtiroler Unternehmen spiegelt die eher positive Lage der europäischen Konjunktur wider. Das „Quantitative Easing“-Programm der Europäischen Zentralbank (EZB), mit Wertpapierankäufen von monatlich 80 Milliarden Euro, bewirkt positive Effekte. Es schützt die Eurozone vor dem Deflationsrisiko, verbessert den Kreditzugang, sorgt für niedrige Zinsen und begünstigt die Exporte durch den schwachen Euro. All dies, zusammen mit dem weiterhin moderaten Ölpreis, stärkt die Wirtschaft der Eurozone. Laut Prognosen der Europäischen Kommission soll diese im Jahr 2016 um 1,7 Prozent wachsen. Dabei werden unsere wichtigsten Handelspartner Österreich und Deutschland Wachstumsraten von 1,5 Prozent bzw. 1,9 Prozent erreichen. Für 2017 geht man von einer Steigerung des Bruttoinlandproduktes der Eurozone um etwa anderthalb Prozentpunkten aus. Das Gleiche gilt für Österreich und Deutschland.
Die Situation der italienischen Wirtschaft ist hingegen schwieriger. Der Aufschwung bleibt unter den Erwartungen und das Bruttoinlandsprodukt wird heuer nur um 0,7 Prozent wachsen. Auch für 2017 erwarten die meisten Forschungsinstitute eine BIP-Zunahme unter einem Prozent. Der Entwurf des italienischen Haushaltsgesetzes 2017 enthält wichtige Maßnahmen zur Senkung der Steuerbelastung der Unternehmen und zur Ankurbelung von Investitionen. So soll der Satz der Körperschaftssteuer IRES auf 24 Prozent gesenkt werden, die erhöhten Abschreibungsmöglichkeiten werden verlängert und mit der neuen IRI-Steuer auf die Unternehmenseinkommen sollen die reinvestierten Gewinne günstiger besteuert werden. Die expansive Fiskalpolitik ist aber aufgrund der hohen Staatsverschuldung und des starken Haushaltsdefizits eingeschränkt. Darüber hinaus werden zusätzliche Ressourcen für die Flüchtlingskrise und den Wiederaufbau nach den wiederholten Erdbeben benötigt. Schließlich könnten sich demnächst die Rahmenbedingungen verändern: Im kommenden Jahr wird eine Steigerung des Ölpreises erwartet und laut Prognosen der EZB dürfte die Inflation in der Eurozone wieder auf 1,2 Prozent wachsen. Dies würde wahrscheinlich zu einer Abschwächung der expansiven Geldpolitik in der zweiten Jahreshälfte 2017 führen.
Unter Betrachtung der lokalen und internationalen Konjunkturlage sowie der verfügbaren Informationen zu den wirtschaftlichen Trends und Risiken geht das WIFO von einem Wachstum des Südtiroler Bruttoinlandproduktes um 1,3 Prozent sowohl im Jahr 2016 als auch im Jahr 2017 aus.
Handelskammerpräsident Michl Ebner freut sich über das positive Geschäftsklima: „Trotz des schwachen Aufschwungs in Italien kann die Südtiroler Wirtschaft wieder ein solides Wachstum aufweisen. Dies ist unseren Unternehmen zu verdanken. Die Qualität der Südtiroler Produkte und Dienstleistungen wird auch international immer mehr anerkannt, wie die steigenden Export- und Tourismuszahlen zeigen.“
Weitere Auskünfte erteilt das WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen, Ansprechpartner Georg Lun Tel. 0471 945 708, E-Mail: georg.lun@handelskammer.bz.it und Luciano Partacini Tel. 0471 945 700,
E-Mail: luciano.partacini@handelskammer.bz.it.